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SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi: «Raumfahrt hat in China einen patriotischen Aspekt»
Aus SRF 4 News aktuell vom 03.01.2019.
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Mondlandung geglückt «China ist jetzt die Nummer drei nach den USA und Russland»

Der chinesischen Raumfahrt ist in der Nacht eine Premiere gelungen. Als erste Nation überhaupt ist China mit einer Sonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Ein wissenschaftlicher Erfolg – aber auch eine militärische Machtdemonstration, sagt SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi.

Martin Aldrovandi

Martin Aldrovandi

Auslandredaktor

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Martin Aldrovandi war von 2016 bis Sommer 2022 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet. Nun ist er als Auslandredaktor für Radio SRF in Bern tätig.

SRF News: Wieso wollte China ausgerechnet auf die Rückseite des Mondes?

Martin Aldrovandi: Einerseits geht es darum, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Es sind mehrere Experimente geplant, da bisher noch keine Weltraumsonde auf der Rückseite des Mondes gelandet ist. Die Chinesen sind die ersten. Und das ist der zweite Punkt neben dem wissenschaftlichen: Dass man hier einen Erfolg vorweisen kann, dass man nicht nur den Amerikanern und den Russen hinterherjagt, sondern selbst etwas zum ersten Mal macht.

Dient dieser Durchbruch auch der chinesischen Propaganda?

Ja, wobei sich die Staatsmedien zunächst etwas zurückhielten. Heute Morgen waren sie vor allem noch mit Xi Jinpings Rede zu Taiwan beschäftigt. Es gab vereinzelte Meldungen und Gerüchte in den sozialen Medien. Erst gegen Mittag Ortszeit hat auch das chinesische Fernsehen die Landung offiziell bestätigt. Der Erfolg wurde dann natürlich gefeiert. Das war schon bei früheren Projekten so. Wobei die Raumfahrt ja auch in den USA und in Russland einen patriotischen Aspekt hatte und noch immer hat.

Raumfahrt ist enorm teuer. Wie wichtig ist dieses Programm für China?

Es ist sehr wichtig. Lange war China weit abgeschlagen. Vor allem zu Beginn der Raumfahrt war es bloss ein Rennen zwischen den USA und Russland. Aber in den letzten Jahrzehnten hat man hier kräftig aufgeholt, sich ehrgeizige Ziele gesteckt und auch viele schon erreicht. Und man darf auch nicht vergessen, dass die Raumfahrt eng mit dem Militär verbunden ist – also mit der Volksbefreiungsarmee.

Die chinesische Raumfahrt hat auch eine geopolitische Komponente.

Vor etwas über zehn Jahren erschreckte China die Welt, als es einen eigenen Satelliten abgeschossen hatte. Insbesondere von den USA wurde das so verstanden, dass China zeigen möchte, zu was es fähig ist. So gesehen hat die chinesische Raumfahrt auch eine geopolitische Komponente. Die Erfolge sind auch Machtdemonstrationen.

Wie populär ist das Raumfahrtprogramm bei der chinesischen Bevölkerung?

Es ist sehr populär. Die Taikonauten – die chinesischen Raumfahrer – waren auch schon in der Neujahrsgala, in der grössten Fernsehshow Chinas, als Stars eingeladen. Das Raumfahrtprogramm ist etwas, worauf die Leute hier – sicher auch zu Recht – stolz sind. Weil China jetzt wirklich die Nummer drei ist nach den USA und Russland, die auf diesem Gebiet schon viel erreicht haben.

Wie sieht die Zukunft der chinesischen Raumfahrt aus? Wird der Erfolg nun erst einmal ausgekostet oder ist schon ein weiteres Projekt in Planung?

Das nächste Projekt ist die «Chang'e 5». Jetzt ist ja die «Chang'e 4» auf dem Mond gelandet. «Chang'e 5» soll Gesteine vom Mond zur Erde zurückbringen. Und dann plant man in Peking auch noch eine bemannte Mondmission, also dass ein Chinese auf dem Mond landet. Das soll bis 2030 der Fall sein.

Das Gespräch führte Joël Hafner.

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