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«My Analytics» von Microsoft Mit dieser Software sollen wir effizienter arbeiten – geht das?

«My Analytics» von Microsoft analysiert unseren Arbeitsalltag. Was bringt das? Und ist das legal?

Smartphones generieren genaue Statistiken, wie wir unsere Freizeit verbringen. Beim Sport zum Beispiel sammeln Fitness-Apps Daten, messen unsere Leistung und geben Tipps.

Und bei der Arbeit? Womit verbringen wir hier unsere Zeit? Wie könnten wir sie besser nutzen? Antworten auf diese Fragen liefert «My Analytics», verspricht Microsoft.

Die Software ist Teil von Microsoft 365 und analysiert unseren Arbeitsalltag nach verschiedenen Kriterien:

  • Fokus: Womit und wie konzentriert verbringe ich meine Zeit?
  • Wohlbefinden: Habe ich genügend Zeit, um Abstand zur Arbeit zu gewinnen?
  • Zusammenarbeit: Mit wem verbringe ich Zeit?

«My Analytics» generiert eine Übersicht, indem die Software die Daten aus verschiedenen Microsoft-Produkten verknüpft und analysiert. Eine zentrale Rolle spielen dabei das E-Mail-Konto und der Kalender.

Ist das legal?

Microsoft betont, dass der Einsatz des Werkzeugs nicht im Widerspruch zu den strengen Datenschutznormen der Europäischen Union steht.

«My Analytics» legt die Daten im Mail-Konto ab und stellt so sicher, dass ein Angestellter nur Einblick in seine eigene Analyse hat, Kollegen oder Vorgesetzte haben keinen Zugriff.

Der Anwalt Martin Steiger, der sich auf Recht im digitalen Raum spezialisiert hat, berät Unternehmen beim Einsatz von «My Analytics». Für ihn ist die Freiwilligkeit zentral: «Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen entscheiden, ob sie ‹My Analytics› verwenden wollen.» Ein Unternehmen müsse die dazu notwendigen Informationen zur Verfügung stellen und Angestellte müssten jederzeit die Teilnahme stoppen können.

Was bringt das?

Wenn genügend Daten zur Verfügung stehen, kann «My Analytics» einen korrekten Überblick geben, wie man seine Zeit verbringt: In Sitzungen etwa. Es wird klar, wo man seine Zeit verschwendet.

Doch daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, ist nicht einfach: Eine überflüssige Sitzung kann man nicht einfach schwänzen. Es ist wie bei den Fitness-Apps oder den Statistiken zum Smartphone-Gebrauch: Genaue Zahlen allein reichen nicht, um das Verhalten zu ändern.

Argumente für das Mitarbeitergespräch

Martin Steiger bekommt viele Anfragen von Unternehmen, die «My Analytics» einsetzen möchten. Dabei stehe oft die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers im Vordergrund, weil Unternehmen beim Gesundheitsschutz eine gewisse Verpflichtung hätten. «‹My Anayltics› kann da tatsächlich helfen», so der Jurist.

Zeigt das Tool etwa beim Wohlbefinden schlechte Werte an, so könne ein Angestellter im Mitarbeitergespräch diese Tatsache als Argument benutzen, um Unterstützung durch zusätzliche Arbeitskräfte zu fordern, sagt Martin Steiger.

Das Unternehmen durchleuchten

Im Zuge der Digitalisierung verfügen Unternehmen über immer grössere Datensammlungen. Bei der Auswertung dieses Schatzes kratzt «My Analytics» erst an der Oberfläche.

Deutlich weiter geht «Workplace Analytics», ebenfalls von Microsoft. Das Softwareprodukt analysiert Firmen und findet so zum Beispiel nicht nur den besten Verkäufer, sie deckt auch das Muster auf, das zu dessen Erfolg führt.

Zu diesem Tool bekommt Martin Steiger noch mehr Anfragen als zu «My Analytics»: Firmen erhoffen sich Einsichten, die zur Effizienzsteigerung führen. Doch der Einsatz der Software sei heikel: «Der Arbeitnehmer-Datenschutz ist in der Schweiz sehr streng geregelt», sagt der Jurist.

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