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Nasa und Frauenförderung «Astronautinnen sind Quoten-, aber auch Vorbildfrauen»

Diese Woche kehrten drei Raumfahrer nach 328 Tagen im All von der internationalen Raumstation ISS zur Erde zurück. Neben zwei Männern aus Italien und Russland ist dies die US-Astronautin Christina Koch. Das ist ein neuer Rekord: Keine Frau vor Koch war bei einem einzelnen ISS-Einsatz länger im All.

Die US-Luftfahrtbehörde Nasa propagiert auf diese Weise gezielt die eigene Frauenförderung. So verkündete die Nasa im Oktober auch, dass Koch zusammen mit einer anderen Astronautin den ersten reinen Frauen-Ausseneinsatz an der ISS geleistet hatte. Astrophysikerin Kathrin Altwegg begrüsst die Frauenförderung, nicht zuletzt, weil Länder wie die Schweiz nach wie vor viel zu wenig tun würden.

Kathrin Altwegg

Astrophysikerin

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Die 68-Jährige ist emeritierte Professorin an der Universität Bern im Bereich Weltraumforschung.

SRF News: Ein neuer Frauenrekord im Weltall – ist das für die Gleichstellung in der Weltraumforschung ein gutes Zeichen?

Kathrin Altwegg: Ja, weil Christina Koch eine Vorbildfunktion für junge Frauen hat. Sie zeigt, dass Frauen jede Türe offen steht, dass sie Astronautin werden und dort bestehen können.

Sie sprechen die Vorbildfunktion an: War das auch bei Ihnen massgebend, dass sie in diesem Bereich tätig wurden?

Teilweise ja. Ich hatte eine Doktormutter. Diese hat mir gezeigt, dass Physik für Frauen durchaus ein Fach ist, das man bewältigen kann. Eine Frau als Vorbild zu haben hilft enorm.

Die Nasa verkauft diese Geschichte geschickt, wirbt damit, dass Christina Koch den längsten Einsatz als Frau geleistet hat. Ist das mehr PR oder macht die Nasa tatsächlich viel für die Frauenförderung?

Sowohl als auch. Es ist sicher PR, aber die Nasa ist verpflichtet, Frauen zu fördern. Sie muss bei ihren Leuten einen gewissen Frauenanteil vorweisen können. Somit sind diese Frauen Quotenfrauen, gleichzeitig aber auch Vorbildfrauen.

Frauen im Weltall und der Weltraumforschung – heutzutage selbstverständlich?

Nein, leider nicht. Zwar nicht in allen Kulturen, aber mindestens in der Schweiz, dem deutschsprachigen und dem angelsächsischen Raum sind Frauen in diesem Gebiet noch klar in der Minderheit.

Erst wenn die Förderung der Frauen selbstverständlich ist, sind wir am Ziel angelangt.

Um das zu überwinden, braucht es solche Beispiele wie Christina Koch.

Ist Gleichstellung in der Weltraumforschung also noch ein weiter Weg?

Hier verhält es sich gleich wie mit der Gesellschaft: Wir müssen nach wie vor davon sprechen, dass man Frauen fördern muss. Erst wenn die Förderung der Frauen selbstverständlich ist, sind wir am Ziel angelangt.

Das Gespräch führte Silvan Zemp.

SRF 4 News, 6.2.2020, 12:17 Uhr

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