Die Klimakonferenz in Paris hat Mitte November beschlossen, alles Notwendige zu tun, um die Klimaerwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen. In der Zwischenzeit hat eine internationale Studie unter der Führung der ETH Zürich dieses sogenannte Zwei-Grad Klimaziel genauer unter die Lupe genommen.
Die Studie macht einem bewusst, dass die postulierten zwei Grad lediglich ein Durchschnittswert für die ganze Erde sind. Denn auch wenn die einzelnen Staaten die Vorgaben einhalten – also ihren Ausstoss an Klimagasen wie CO2 verringern –, wird sich die Erde in verschiedenen Regionen zum Teil deutlich stärker erwärmen. Betroffen sind insbesondere auch Europa, der Mittelmeerraum und die Nordpolregion, wie Studienleiterin Sonia Seneviratne im Gespräch erklärt.
SRF News: Was sind die Hauptergebnisse Ihrer Studie?
Sonia Seneviratne: Die Erwärmung auf dem Festland ist stärker als auf den Ozeanen. Und: Überall wird es wärmer, in einigen Gebieten wird die Temperaturzunahme aber besonders gross sein. Betroffen sind etwa die Mittelmeerregion, Zentraleuropa oder die Arktis. So rechnen wir gemäss der Studie im Mittelmeerraum mit einer Zunahme der Höchsttemperaturen um 3,4 Grad – dies bei einer globalen Durchschnittserwärmung um zwei Grad.
Das Klima hat sich schon bis heute um bereits ein Grad erwärmt.
Was bedeutet diese überdurchschnittliche Erwärmung für die Menschen und die Vegetation in diesen Regionen?
Die 3,4 Grad wurden für die heissesten Tage im Jahr berechnet. Das heisst: Dann, wenn es sowieso schon heiss ist, wird es zukünftig noch heisser. Das hat natürlich grosse Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. So wissen wir aus der Erfahrung früherer Hitzewellen, dass in dieser Zeit mehr Menschen sterben. Zudem sind natürlich die Ökosysteme und die Landwirtschaft von den höheren Temperaturen betroffen – nach unseren Berechnungen auch in der Schweiz.
Was sind denn die zu erwartenden Auswirkungen des Zwei-Grad-Ziels für die Schweiz?
Wir haben in der Studie nur Grossregionen untersucht, also etwa Zentraleuropa, wozu auch die Schweiz gehört. Auch hier haben wir eine Erhöhung der maximalen Hitzewerte um rund 3,4 Grad errechnet. In den höheren Lagen der Alpen könnte die Temperaturzunahme noch höher ausfallen, weil hier ein zusätzlicher Mechanismus zu einer stärkeren Erwärmung führt.
Müsste man angesichts dieser Zahlen nicht versuchen, die Erwärmung des Klimas weit unter den nun vereinbarten durchschnittlich zwei Grad zu halten?
Grundsätzlich ist es erfreulich, dass sich die Weltgemeinschaft überhaupt auf ein Ziel geeinigt hat. Es ist aber klar, dass bei einer Erwärmung um zwei Grad die Auswirkungen für einige Regionen immer noch sehr gross sein werden. Entsprechend wäre es durchaus erstrebenswert, sich auf eine tiefere globale Erwärmung zu einigen. Allerdings ist das sehr schwierig: Schon jetzt hat sich das Klima gegenüber der vorindustriellen Zeit um ein Grad erwärmt.
Das Interview führte Matthias Heim.