Die Schweiz stöhnt derzeit über Mückenschwärme, die die lauen Abende verderben, vor allem in und um Feuchtgebiete wie bei Magadino, dem Greyerzersee oder den Thurauen. So lästig sie sind: Aus gesundheitlicher Sicht bewegt sich das Jammern auf hohem Niveau.
Denn andernorts haben Mücken das Potenzial zum Killer. Moskitos sind die tödlichsten Tiere der Welt. Allein an Malaria starben 2015 knapp 440‘000 Menschen. 214 Millionen infizierten sich durch den Stich der Anopheles-Mücke damit. Die Hälfte der Weltpopulation lebt in Gebieten, wo zum Teil lebensbedrohliche Krankheiten durch Mücken weitergegeben werden.
Die Schweiz ist davon weit entfernt. Aber: Es gibt die Tigermücke Aedes albopictus auch hierzulande. Es scheint so, als hätte sie sich an niedrigere Temperaturen angepasst. Während in tropischen Regionen ständig neue Mücken schlüpfen, legen sie in kühleren Regionen im Ei-Stadium über den Winter hinweg einfach eine Ruhephase ein.
Aus Asien weiss man von Tigermücken, die auch Minustemperaturen von drei Grad überlebt haben. Sind die Brutplätze ideal gewählt, überleben sie sogar noch tiefere Temperaturen. Damit könnte es der Tigermücke dauerhaft auch in unseren Breiten gefallen. Tatsächlich konnte sie inzwischen in 26 europäischen Ländern und Regionen nachgewiesen werden, in 19 von ihnen dauerhaft.
Erst die Fracht macht Mücken gefährlich
Das Glück für Europa: Gefährlich werden Mücken erst durch ihre Fracht. Sie dienen erst dann als Überträger, wenn sie bei Infizierten Blut gesaugt haben – und selbst dann nur, wenn sie lange genug leben, dass sich die Erreger in ausreichendem Mass in ihrem Magen vermehren können. Von dort breiten sich die Erreger in andere Körperbereiche ihres Wirts aus.
Ist das aber der Fall, kann die Virenlast immens werden: In einem einzigen Mückenbein kann man beispielsweise bis zu 100‘000 West-Nile-Viren nachweisen, Auslöser einer weit verbreiteten Krankheit mit grippeartigen und neurologischen Symptomen.
Und das sind die drei gefährlichsten Mückenarten:
Gelbfiebermücke und Tigermücke
Diese Mücken können Zika, Dengue, Chikungunya und Gelbfieber übertragen. Sie kommen in Nord-, Mittel und Südamerika, Afrika, Asien und im Falle der Tigermücke auch in Europa vor.
- Chikungunya tritt in über 60 Ländern auf – 2007 kam es sogar zu einem Ausbruch in Nordost-Italien, Frankreich und Kroatien. Die Symptome sind grippeartig mit Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Ohnmacht, Müdigkeit und Ausschlägen, die zwei bis zwölf Tage nach dem Stich auftreten. Die Krankheit verläuft oft milde. Kritischer kann es bei älteren Patienten werden. Eine Impfung oder Therapie sind nicht möglich, nur die Symptome können bekämpft werden.
- Zika tritt in über 130 Ländern im nord-, mittel- und südamerikanischen Raum, in Asien und im pazifischen Raum auf. Seit 2015 sind die Fälle sprunghaft angestiegen. Im Februar 2016 rief die WHO den Gesundheitsnotstand aus. Das Problem: Das Virus wird nicht nur von Moskitos an Menschen weitergegeben, sondern auch von Mensch zu Mensch durch Körperflüssigkeiten. Die Symptome sind grippeartig, beim Fötus kann es jedoch zu Fehlbildungen des Kopfes kommen.
- Dengue gibt es in über 120 Ländern, 3.9 Millionen Menschen leben in Risikogebieten. Dengue kommt in den USA, in Latein- und Südamerika, Europa, Asien, Afrika, China und Japan vor. Auch hier sind die Symptome grippeartig, die Krankheit kann aber, vor allem bei Kindern, zum hämorrhagischen Denguefieber mit Blutungen fortschreiten. Deshalb muss die medikamentöse Therapie möglichst schnell einsetzen. In manchen Ländern gibt es eine Impfung für Menschen zwischen 9 und 45 in Risikogebieten.
- Gelbfieber tritt in Afrika, Lateinamerika und Südamerika auf. Im Mai 2016 registrierte die WHO Ausbrüche in Angola und im Kongo. Erst kommt es zu grippeartigen Symptomen. 15 Prozent der Infizierten erkranken schwer mit hohem Fieber, Bauchschmerzen, Blutungen oder Nierenproblemen. Die Hälfte dieser Patienten verstirbt. Schutz bietet eine Impfung.
Anopheles-Mücke
- Die Anopheles-Mücke verbreitet die Malaria -Parasiten: Im Jahr 2015 lebten 3.2 Milliarden Menschen in 95 Ländern in Risikogebieten, vor allem südlich der Sahara. Hier treten auch 88 Prozent der Malaria-Fälle auf, 90 Prozent der Malariatoten weltweit stammen aus den afrikanischen Gebieten. Auch hier sind die Symptome grippeartig. Ist der Parasit P.falciparum übertragen worden, verläuft die Infektion ohne schnelle Behandlung fast immer tödlich.
Culex-Mücke
- Culex überträgt das West-Nile-Virus und ist eine der drei am weitesten verbreiteten Mückenarten. Sie überträgt auch die japanische Enzephalitis. Der West-Nile-Virus verbreitete sich auch schon 1999 in den USA. Hier kann es neben grippeartigen auch zu ausgeprägten neurologischen Reaktionen wie Orientierungslosigkeit, Lähmung und Koma kommen – allerdings nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen.