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Panorama «Wer Lacher hat, hat Recht»

Harald Schmidt hat aushilfsweise den «Kulturplatz» moderiert – und wo er schon einmal da ist, hat er noch bei «Schawinski» vorbei geschaut. Dort lief Schmidt zur Hochform auf. Er erklärte sein Erfolgsrezept und teilte aus – wie in guten, alten Zeiten.

«Mein Name ist Harald Schmidt. Ich bin 57 Jahre alt und arbeite seit 35 Jahren in unterschiedlichsten Funktionen in der deutschen Unterhaltungsindustrie.» Komplett ironiefrei führt sich Harald Schmidt in die Sendung bei Roger Schawinski ein. Schmidt. Die TV-Legende. Der Liebling der Intellektuellen. Eine ironiefreie Bemerkung als pure Ironie. Das ist Schmidt pur. Pures Understatement als Ausdruck des Selbstbewusstseins.

Gemeinsame Vergangenheit

Mit Konterpart Roger Schawinski plaudert er in dessen Sendung über die Untiefen deutscher TV-Unterhaltung und die gemeinsame Vergangenheit bei Sat1. Schawinski war zwischen 2003 und 2006 Geschäftsführer von Sat.1. Schmidt liess es sich damals nicht nehmen, in seiner Sendung den neuen Chef zu veralbern, Schweizerdialekt inklusive. In der «Schawinski»-Sendung werden die Auftritte eingespielt. Selige, alte Late-Night-Zeiten. Beide können heute darüber lachen. Schmidt bemerkt noch süffisant zum damaligen Auftritt: «Wer Lacher hat, hat Recht.»

Nicht zum Lachen war der Start der Late-Night-Show von Harald Schmidt bei Sat.1 im Jahr 1995. Schawinski will wissen, was bei einem Scheitern mit Schmidt passiert wäre. «Wenn die Show nicht mehr funktioniert, gehe ich halt wieder auf die Bühne als Kabarettist», erklärt der Entertainer die damaligen Gedankengänge. Aber sein Ex-Chef Fred Kogel und Teilhaber Leo Kirch hätten damals die Nerven behalten und das Ding durchgezogen. «Sonst wäre es nach zwei Wochen schon wieder vorbei gewesen.»

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Von wegen «intellektuell»

Schawinski weisst darauf hin, dass es gerade die Intellektuellen waren, die «Harald Schmidt» geschaut haben. Das damalige Publikum nimmt Schmidt nun genüsslich auf die Schippe. «Viele Leute haben gedacht, wenn sie darüber lachen, dann wären sie Intellektuelle. Ich wurde ja auch fälschlicherweise als Intellektueller bezeichnet.» Warum, weiss er genau. «Ich kann Tom Hanks von Tom Cruise unterscheiden und damit ist man schon ganz weit vorne», erklärt er.

«Selbstzerstörung zum Höchsttarif»

Roger Schawinski will natürlich wissen, wie es nach dem Ende bei Sat.1 zum eigenen Abgesang bei ARD, Sat.1 und Sky kommen konnte. Zumindest bei der ARD habe er sich geirrt, sagt Schmidt. Rückblickend kritisiert er den Sendeplatz. Nach den Tagesthemen sei noch ein Beitrag gekommen, über armenische Frauenhäuser, die rückwärtssprechende Pantomime aufführen haben. Dann noch zwei Tatort-Trailer. Dann noch die Glückslotterie. «Und um null Uhr Blumenkohl kam ich.»

Es folgte die Rückkehr zu Sat.1. Oder wie Schmidt es in der Sendung nennt: «Der Wunsch nach Selbstzerstörung zum Höchsttarif.» Schliesslich noch der Abstecher zu Sky, wo es quotentechnich auch nicht wirklich gut für den ehemaligen Late-Night-Star lief. «Wir waren bei Sky so weit, dass sie die Quotenmessung eingestellt haben.»

Schmallippig bei Böhmermann

Schmidt plaudert bei Schawinski in Hochform aus dem Nähkästchen. Nur beim aktuellen Late-Night-Star Jan Böhmermann wird der sonst so souveräne Entertainer schmallippig. Schawinski blendet eine Schmidt-kritische Aussage ein. Der 57-Jährige soll dazu was sagen. Schmidt erklärt, dass man sich nicht mit allem abgeben könne. «Das ist für mich unerheblich», so Schmidt.

Einstecken und Austeilen – so geht Schmidt. «Wenn mehr Leute im Einstecken so gut wären, wie im Austeilen, hätten wir alle mehr Spass.»

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