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Patti Baslers Wort übers Wort
Aus Radio SRF 1 vom 03.12.2019.
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Populärer Begriff «Klimajugend» ist das Wort des Jahres 2019

Der zähe Protest der Jugendlichen prägte den Jury-Entscheid in der Deutschschweiz. Eher überraschend ist Platz zwei.

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Aus dem Archiv: Klimastreik – wenn politische Bildung auf der Strasse stattfindet
aus Kontext vom 14.03.2019. Bild: KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS
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Das Wort des Jahres 2019 in der Deutschschweiz ist «Klimajugend». Das geben Sprachwissenschaftler der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bekannt.

Typisches Wort für die Deutschschweiz

Die Angst um die Zukunft der Erde und der weltweite Protest der Jugend, der aus dieser Angst entstand, lösten auch in der Schweiz teils heftige Debatten aus. Die Jugendlichen hätten mit «Biss, Schlagkraft und Ausdauer» immer wieder Zehntausende zum Klimastreik auf die Strasse bringen können, so die Jury in der Mitteilung über ihren Entscheid. «Von den Jugendlichen kommt die Kraft dieser Bewegung», sagt Marlies Whitehouse von der ZHAW.

Ausserdem sei «Klimajugend» ein typisches Wort für die Deutschschweiz und in Deutschland viel weniger bekannt.

«OK Boomer» auf Platz zwei

Eher überraschend setzte die Deutschschweizer Jury «OK Boomer» auf Platz zwei. Erst vor wenigen Wochen ging der Ausdruck weltweit viral, nachdem eine neuseeländische Parlamentsabgeordnete einen älteren Zwischenrufer mit «OK Boomer» zum Schweigen gebracht hatte.

Gemeint sind die Babyboomer, also die Generation der heute 55- bis 75-Jährigen. Der Jury, so Marlies Whitehouse, gefällt «OK Boomer», weil es den uralten Generationenkonflikt kurz und trocken auf den Punkt bringt.

«Flugscham» auf Platz drei

Um die wichtigsten Themen eines Jahres etwas breiter abbilden zu können, wird jeweils ein zweiter und ein dritter Platz vergeben. In der Deutschschweiz und der Romandie wurde «Flugscham» auf Platz drei gewählt. Das Wort steht für das wachsende schlechte Gewissen beim Fliegen angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung.

Deutschschweizer «Wort des Jahres» 2003 bis 2019

1. Platz2. Platz3. Platz
2019KlimajugendOK BoomerFlugscham
2018DoppeladlerRahmenabkommen079
2017#metooweglachenInfluencer
2016Filterblase
2015Einkaufstourist
2014# (Hashtag)
2013Stellwerkstörung
2012Shitstorm
2011Euro-Rabatt
2010Ausschaffung
2009Minarettverbot
2008Rettungspaket
2007Sterbetourismus
2006Rauchverbot
2005Aldisierung
2004Meh Dräck
2003Konkordanz

Die «grüne Welle» in drei romanischen Sprachen

Zugleich mit dem Deutschschweizer wurde das Wort des Jahres in der Romandie, im Tessin und – erstmals im wissenschaftlichen Rahmen der ZHAW – in der rätoromanischen Schweiz bestimmt (vgl. Box). Fürs Französische wurde «vague verte» Wort des Jahres, fürs Italienische «onda verde» und in der rätoromanischen Schweiz kam «unda verda» auf Rang drei.

Der schweizweite Erfolg der grünen Parteien an den jüngsten Parlamentswahlen spiegelt sich also in den romanischen Sprachregionen stärker als in der Deutschschweiz.

«Wort des Jahres» – so funktioniert die Wahl

Box aufklappenBox zuklappen

Das «Wort des Jahres» gibt es in der Schweiz seit 2003. Bis 2016 wurde es vom «Büro Wort des Jahres» bestimmt. Seit 2017 ermittelt es die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Sprachforscher der Abteilung Angewandte Linguistik erstellen eine Liste mit 40 bis 50 Wortkandidaten.

Grundlage für diese Liste sind erstens die Analyse eines umfassenden Textkorpus, wodurch auffallend häufig verwendete Wörter erkannt werden, zweitens Einsendungen aus der Bevölkerung, drittens Vorschläge der Jury-Mitglieder. Die zwölfköpfige Jury besteht aus Linguisten der ZHAW, aus Journalisten, Künstlern und Sprachschaffenden. Für jede Landessprache wird eine eigene Jury aus Sprachprofis zusammengerufen.

Von den insgesamt zwölf gewählten Wörtern in den vier Landessprachen gehört die Hälfte direkt ins Themengebiet «Sorge um das Klima». Kein Zweifel: 2019 wird als das Jahr der Klimadebatten in die Geschichte eingehen.

«Luf» in der Rätoromania

Das Hauptwort des Jahres in der rätoromanischen Schweiz bezieht sich auf ein anderes umstrittenes Thema: «Luf», der Wolf. Gerade wurden am Beverin drei Jungwölfe «im Rahmen der Regulierung», wie es heisst, geschossen, ein vierter aus demselben Rudel starb unter einem Auto. Der Wolf, so die Begründung der rätoromanischen Jury, wurde gewählt als Symbol für die wilde Natur, die sich auf Dauer nicht regeln lässt.

«Wort des Jahres 2019» in den anderen Sprachregionen

Französisch

vague verte (grüne Welle)féminicide (Femizid)Flygskam (schwedisch, wo das Wort entstand, für «Flugscham»)



Italienisch

onda verde (grüne Welle)sciopero delle donne (Frauenstreik)5G



Rätoromanisch

luf (der Wolf)diaspora (Diaspora)unda verda (grüne Welle)
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Aus dem Archiv: Der Doppeladler ist das «Wort des Jahres 2018»
Aus Kultur Webvideos vom 06.12.2018.
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