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Das Warten auf den Schnee in niedrigen Skigebieten
Aus Rendez-vous vom 29.01.2020. Bild: Keystone
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Schneemangel in den Voralpen Anzahl Skitage in Aeschiried bisher: Null

Schnee ist in Aeschiried Mangelware. Diese Saison gab es bislang null Skitage – kein Lift, der läuft, keine Tageskarte, die man verkaufen kann.

Wie wenn er wütend wäre, dass kein Schnee liegt, schlägt der Sturm «Lolita» das Seil gegen die Fahnenstange vor der Skihütte Aeschiallmend. Hier befindet sich die Mittelstation des Skigebiets, bestehend aus zwei Bügelliften.

Schneeresten liegen auf der schattigen Nordseite des Hangs. Sonst ist alles grün-braun, der Boden aufgeweicht. Nur 20 Zentimeter Schnee würden reichen und er könnte mit dem Raupenfahrzeug die Pisten präparieren, sagt Ruedi Zenger, Betriebsleiter der Skilifte: «Das ist das absolute Minimum, dann geht es einigermassen. Zumindest wenn der Boden noch gefroren wäre.»

Gönnerverein stützt den Skiliftbetrieb

Die Talstation der Skilifte liegt auf 850 Meter über Meer. Der höchste Punkt auf 1400 Meter. Hier zu beschneien sei zu teuer – das könne man vergessen. «Keine Bank würde das auf dieser Höhe finanzieren. Wir sind auf Naturschnee angewiesen.» Wenn welcher falle, gehe es, und sonst halt nicht, so Zenger.

Den Skiliften hilft ein Gönnerverein aus der Region, wenn es wie aktuell keine Einnahmen gibt. Immerhin hätten sie hier keine sehr teure Infrastruktur und müssten keine Angestelltenlöhne bezahlen. Doch die Bauern im Dorf – und auch er selbst, sagt Zenger – müssten auf den Nebenverdienst verzichten.

Schild Skilift geschlossen
Legende: Fünf bis sechs Wochen müssten die Lifte mindestens laufen. Bisher waren sie noch keinen Tag offen. SRF/Matthias Baumer

Dieser möge nicht existenziell sein, aber trage zum Einkommen bei. Wenn ein Bauer eine neue Maschine oder etwas anderes brauche und das Geld nicht komme, dann gebe es keine. Fünf bis sechs Wochen Betrieb wären für eine gute Saison nötig. Das werde bereits knapp, denn im März sei die Piste sonnseitig meist wieder weggeschmolzen, sagt Zenger und betritt die Hütte.

Drinnen ist es warm und windstill. Sofie Hofmann bringt heissen Kaffee. Ihr kleines Restaurant laufe auch ohne Skibetrieb gut, sagt sie. «Natürlich ist es für uns besser, wenn die Skilifte laufen. Auswärtige Leute, die kommen, sagen oft, das muss hart sein für euch. Aber dann sage ich immer, Sie sind ja da!»

Mehr Spaziergänger als Einnahmequelle

Die Spaziergänger blieben länger auf der Terrasse sitzen und nähmen einen Weisswein mehr als die Skifahrer. Ihre Bilanz stimme sie nicht traurig, so Hofmann. Statt der Schnee sei die Sonne über dem Nebel der neue Lockstoff für die Gäste: «Wenn ich sehe, wie viele Leute am 1. und 2. Januar hier waren; da haben 30 Leute vor der Terrasse gewartet, damit sie Platz bekommen, um einen Kaffee zu trinken.» Es seien bestimmt 500 Gäste pro Tag eingekehrt.

Apere Wiese im Skigebiet
Legende: Aper statt schneebedeckt: Hier tummeln sich mitten im Winter eher Spaziergänger, nicht Skifahrer. SRF/Matthias Baumer

Kein Winter im Skigebiet Aeschiried scheint weder für die Lifte, noch für die Skihütte existenziell zu sein. Spürbarer ist es jedoch weiter unten, im Dorf Aeschi, im Tourismusbüro bei Tanja Schäfli. Unmittelbar wirke sich ein Winter, der nicht stattfinde, zwar nicht so stark aus. Der Schaden sei für den Ort längerfristig: «Das wird Auswirkungen haben auf die nächsten zwei bis drei Jahre. Wenn die Leute sich überlegen: Gehen wir wirklich noch nach Aeschi?»

Frühbucher würden sich dann fragen, ob sie vielleicht nicht doch woanders buchen. Woanders, wo sie sicher sein können, dass es Schnee hat, oder welcher gemacht wird. Und das macht man im Gebiet Aeschiried eben nicht.

(Sendebezug: SRF 1, Rendez-vous, 29.01.2020, 12.30 Uhr)

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