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Solar Impulse 2 Solar Impulse 2: Fliegen bald nur noch die Fetzen?

Neben Bertrand Piccard und André Borschberg sind auch mehrere Dutzend Sponsoren von der unfreiwilligen Überwinterung von Solar Impulse 2 auf Hawaii betroffen. Schmälert der Rückschlag den Wert des Projekts? Zwei PR-Spezialisten geben Auskunft.

Betrand Piccard und André Borschberg feiern ihre Ankunft auf Hawaii.
Legende: Bald kein Champagner-Nachschub mehr für Piccard und Borschberg? Sponsoren könnte das Hawaii-Grounding missfallen. Keystone

Abgesehen davon, dass Hawaii nun wirklich nicht der denkbar schlimmste Ort für eine Überwinterung ist – die Frage, ob Solar Impulse 2 aufgrund der unfreiwillig verlängerten Auszeit auf der Pazifik-Insel gescheitert ist, hat durchaus ihre Berechtigung. Die Projektleiter Bertrand Piccard und André Borschberg wehren sich zwar tapfer gegen die Bezeichnung «eines technischen Versagens» und führen das Grounding im Ferienparadies stattdessen auf einen banalen Planungsfehler zurück. Die Wortklauberei ändert aber nichts an der Tatsache, dass das Projekt durch den mehrmonatigen Unterbruch der Weltumrundung deutlich an Prestige verloren hat.

Vom vorläufigen Scheitern des Projekts sind nicht nur Piccard und Borschberg betroffen. Auch mehrere Dutzend Sponsoren – darunter ABB, Schindler, Moët Hennessy, Swisscom und die Schweizerische Eidgenossenschaft – lassen Federn und sind womöglich angesichts des geplatzten Weltumrundungstraums aus allen Wolken gefallen. SRF News hat bei PR- und Sponsoring-Experten nachgefragt, wie schwer der Rückschlag aus Sicht der Geldgeber wiegt.

Das Abenteuer geht weiter

Ob das Project Solar Impulse für die Sponsoren ein Misserfolg ist, steht für Martin Hofer, Partner bei Yjoo Communications, noch nicht fest: «Das Projekt soll ja im Frühling weitergehen. Gerade diejenigen Sponsoren, die auf den visionären Charakters des Projekts und auf das Abenteuer als solches setzten, haben nichts verloren. Da passen Schwierigkeiten geradezu zur Geschichte. Das Scheitern und Wiederaufstehen gehört ja zum Held.»

Auch Irène Messerli, Co-Geschäftsleiterin von Bernet PR, ist nicht der Ansicht, dass der monatelange Unterbruch der Weltumrundung den Wert des Projekts in den Augen der Geldgeber schmälert: «Vielleicht gewinnt das Vorhaben durch die Rückschläge sogar an Wert – vorausgesetzt Bertrand Piccard gelingt im Frühling der zweite Teil der Weltumrundung. Er würde damit zeigen, dass mit Teamgeist und Willen jede noch so grosse Hürde gemeistert werden kann.»

Piccard wird die Geschichte weiter erzählen und den wirkungsvollen Spannungsbogen wieder aufnehmen müssen.
Autor: Irène Messerli Co-Geschäftsleiterin Bernet PR

Von grosser Bedeutung ist Messerli zufolge allerdings auch die Frage, ob es Bertrand Piccard und André Borschberg schaffen werden, nochmals dieselbe Aufmerksamkeit für das Projekt zu bekommen: «Piccard und sein Team werden die Geschichte weiter erzählen und den wirkungsvollen Spannungsbogen wieder aufnehmen müssen – idealerweise nicht erst im Frühling.»

Ein Rückschlag für die Energiewende

Bertrand Piccard hat stets insistiert, dass es bei Solar Impulse 2 nicht nur darum gehe, einen neuen Weltrekord aufzustellen. Hinter der aeronautischen Leistung stehe – so die offizielle Projektbeschreibung – die Botschaft, dass erneuerbare Energien und Pioniergeist die Welt verändern könnten.

Die technischen Probleme zeigen konkret und sinnbildlich, dass die Technologie nicht ausgereift ist.
Autor: Martin Hofer Partner bei Yjoo Communications

Für Martin Hofer hat nun aber genau die Botschaft zur Zukunft der erneuerbaren Energien gelitten: «Die technischen Probleme zeigen konkret und sinnbildlich, dass die Technologie nicht ausgereift ist und sich eine Energiewende nicht von heute auf morgen umsetzen lässt. Das ist nicht zuletzt für die Schweizer Eidgenossenschaft unangenehm, die das Projekt unterstützt und damit für die Energiewende wirbt.»

Gemäss Hofer schaden aber nicht nur die Rückschläge der Botschaft Bertrand Piccards: «Die riesige Sponsorenmaschinerie, die sich parallel zum Projekt aufgebaut hat, erinnert an den Formel-1-Zirkus. Ein Innovationsprojekt, das behauptet, in eine bessere Welt zu führen, sollte bescheidener auftreten, um ein breites Publikum vom übergeordneten Ziel zu überzeugen.»

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