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Vogelwarte Sempach: «Lothar beförderte Meeresvögel in die Schweiz»
Aus SRF 4 News aktuell vom 04.01.2018.
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Sturm «Burglind» Stürme können Meeresvögel in die Schweiz tragen

Der Sturm «Burglind» hat viel Zerstörung in der Schweiz hinterlassen – und möglicherweise unfreiwillige Besucher hierher gebracht. Denn Stürme können Vögel aus dem Westen in die Schweiz tragen. Diese Vögel seien eigentlich am Atlantik heimisch, sagt Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach.

Michael Schaad

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Michael Schaad ist diplomierter Biologe und Mediensprecher der Vogelwarte Sempach. Die Vogelwarte ist eine private gemeinnützige Stifung. Sie setzt sich für die Erforschung und den Schutz der wildlebenden Vögel ein.

SRF News: Wie kommen Vögel überhaupt mit einem Sturm zurecht?

Michael Schaad: Grundsätzlich darf man festhalten, dass Vögel mit starken Winden ganz gut umgehen können. Vorausgesetzt ist natürlich, dass sie einen Ort finden, wo sie in Ruhe und Sicherheit das Ende des Sturms abwarten können. Aber es gibt Arten, die nicht in der Lage sind, sich irgendwo im Windschatten in Sicherheit aufzuhalten. Sie sind dem Wind ausgeliefert. Eine solche Erfahrung hat die Schweiz gemacht im Dezember 1999 als das Orkan-Tief «Lothar» über Europa zog. Dieser starke Orkan hat damals unzählige Meeresvögel in die Schweiz verfrachtet. Es sind bei uns Arten aufgetreten, die sonst nie zu sehen sind bei uns oder nur extrem selten.

Da sind Meeresvögel hier gewesen, die eigentlich gar nicht in die Schweiz gehören?

Es hat sich um Meeresvögel gehandelt, die die Schweiz meiden, das ganze Binnenland meiden. Vögel, die sich von Salzwasserfischen ernähren. Sie waren mit der Situation im Binnenland im Süssgewässer schlicht und einfach überfordert. Und viele waren auch einfach erschöpft von der langen Reise und den damit verbundenen Strapazen, die sie beim Flug über Frankreich hinweg auf sich nehmen mussten.

‹Burglind› ist offensichtlich nicht wirklich vergleichbar mit ‹Lothar› bezüglich der Stärke.
Autor: Michael Schaad Mediensprecher, Vogelwarte Sempach

Diese Vögel hatten hier keine Überlebenschancen?

Von einigen Arten gab es überlebende Vögel, die dann eben wieder verschwunden sind. Bei diesen hat man gehofft, dass sie es wieder zurückgeschafft haben. Aber für den Grossteil der Vögel war diese Verfrachtung vom Atlantik her das Todesurteil.

Wie viele solcher Vögel haben Sie denn gezählt 1999?

Wir gehen davon aus, dass es deutlich mehr waren als uns gemeldet wurde. Nachgewiesen sind 43 Sturmschwalben beispielsweise, aber auch 38 Dreizehen-Möwen. Und ein Fall war äusserst speziell. Da ging es um eine Art mit dem Namen Madeira-Wellenläufer. Da war dieser Vogel, der im Wallis aufgegriffen wurde. Das war der erste Nachweis in ganz Mitteleuropa, also wirklich eine Ausnahmesituation.

Und jetzt haben wir wieder einen starken Sturm gehabt. Was heisst das jetzt für die Ornithologen in der Schweiz? Sind sie jetzt mit ihren Feldstechern in den Startlöchern?

Man darf davon ausgehen, dass die erfahrenen Ornithologen sich an die Ereignisse beim Orkan «Lothar» erinnern und in den nächsten Tagen speziell gut Ausschau halten werden nach Vogelarten, die ungewöhnlich sind – nach Meeresvögeln, die sie dann melden. Was man sagen muss «Burglind» ist offensichtlich nicht wirklich vergleichbar mit «Lothar» bezüglich der Stärke. Trotzdem wird es spannend sein, zu sehen, welche Meeresvögel in den nächsten Tagen gemeldet werden.

Sprechen wir nochmals über die einheimischen Vögel. Sie haben gesagt, Vögel können eigentlich gut umgehen mit starkem Wind. Was bedeutet jetzt denn ein so starker Sturm für die Vögel hier?

Für die einheimischen Vögel ist der Winter deshalb eine schwierige Jahreszeit, weil sie Probleme haben selber Nahrung zu finden. Und da ein Sturm – auch wenn er mehrere Stunden dauert – die Vögel nicht lange Zeit von einer Nahrungsgrundlage fernhält, dürfte sich dies für die meisten Arten absolut unproblematisch auswirken. Vorausgesetzt sie werden eben nicht verfrachtet, weil sie irgendwohin hinzufliegen versuchen. Oder sie werden von umstürzenden Bäumen erschlagen. Aber das dürften die seltensten Fälle sein.

Das Gespräch führte Monika Glauser.

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