- 1,2 bis 1,4 Millionen Weihnachtsbäume werden in der Schweiz jedes Jahr verkauft.
- Etwa 40 bis 45 Prozent produzieren rund 500 Landwirte und Forstbetriebe in der Schweiz.
- Die letzten Kunden der Saison holen sich ihre Weihnachtsbäume, man höre und staune, am 27. Dezember.
Auf dem Luderhof im bernischen Bütikofen herrscht Hochbetrieb: Seit dem 15. November und bis zum 27. Dezember ernten Betriebsleiter Hans-Peter Luder, seine Partnerin und acht Angestellte Christbäume.
«Weihnachtsbäume im Bundeshaus sind von uns»
Die Ernte beginnt so früh, weil viele Privatpersonen Weihnachtsbäume bereits Ende November in den Garten stellen und weil Luder Bäume für den öffentlichen Raum oder an Betriebe für deren Weihnachtsdekorationen liefern kann. «Die Weihnachtsbäume im Bundeshaus und im Büro von Bundesrat Ueli Maurer stammen von uns», sagt Luder nicht ohne Stolz.
Auf seinem Hof herrschte darüber hinaus in diesem Jahr zusätzlicher Ausnahmebetrieb, weil parallel zur beginnenden Ernte im Spätherbst auch gleich noch Setzlinge gepflanzt wurden.
Verlust durch Trockenheit im Frühjahr
Normalerweise kommen die Setzlinge im Frühjahr in den Boden. Aber wegen der Trockenheit seit der zweiten Frühlingshälfte sind ein Drittel der Setzlinge, die Luder erst nach dem Regen im März gesetzt hatte, eingegangen. Diesen Ausfall musste er nun im Herbst ersetzen – damit er in acht Jahren genügend Bäume für die Ernte hat.
Auf dem Luderhof wachsen drei Viertel der Bäume in Feldkulturen und ein Viertel stammt aus dem Wald. Luder und sein Team pflanzen jährlich 10'000 Setzlinge. Acht Jahre später erntet er davon 7000 Weihnachtsbäume; 1000 verbucht er als Ausfall; die restlichen 2000 Bäume sind von schlechter Qualität, etwa, weil sie krumm oder einseitig gewachsen sind. Diese verarbeitet Luder zu Schnittgrün.
«Das dient dem Jungwuchs»
In der Forstwirtschaft ist Luders Vorgehen komplexer als bei den Feldkulturen: Nachdem er eine Waldparzelle abgeholzt hat, pflanzt er für die Wiederaufforstung neben den Bäumen für den Endbestand, beispielsweise Lerchen, Buchen oder Eichen, auch Rottannen. Letztere werden später als Weihnachtsbäume geerntet. «Das dient dem Jungwuchs und deckt gleichzeitig die Kosten für die Pflege», erklärt Luder.
Im Wald ist jeglicher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern verboten. Auf den Feldern hingegen hilft Luder dem Wachstum nach. Die Felder sind eingeteilt in Streifen mit und ohne Gras. Die Bäume wachsen ohne Gras; dort bringt Luder Pflanzenschutzmittel gegen Unkraut und Moos aus. Daneben wächst Gras, das gemäht wird; damit wird der Erosion vorgebeugt.
Rapsöl gegen Läuse
Zudem werden die Bäume regelmässig gedüngt. Und im Frühjahr werden sie mit Rapsöl gespritzt, damit sich Läuse nicht in der Pflanze festsetzen können; sie rutschen auf der glitschigen Oberfläche ab und bleiben auf dem Boden.
Luder verkauft etwa die Hälfte seiner Bäume en gros an Händler, die die Bäume an Marktständen verkaufen; die andere Hälfte seiner Bäume verkauft er direkt ab Hof.
Letzte Kunden am 27. Dezember
Jedes Jahr am dritten Adventswochenende organisiert er einen Weihnachtsmarkt mit Landfrauenständen und Festbetrieb; nur während dieser zweieinhalb Tage verkauft er jeweils 1500 Bäume.
Die letzten Kunden der Saison holen sich ihre Weihnachtsbäume am 27. Dezember: «Meist sind das Leute, die über Weihnachten nicht zu Hause waren oder die das Fest nachholen, weil sie keine Zeit hatten.»
Weihnachtsbaum-Traditionen
Länder ... | ... und ihre Sitten und Gebräuche rund um den Weihnachtsbaum |
Spanien | In SPANIEN leuchten bei vielen Familien die Heiligen Drei Könige am Weihnachtsbaum – «Los Reyes Magos», wie sie dort genannt werden. Während etwa in Deutschland kleine Weihnachtsmänner aus Schokolade beliebt sind, hängen die Spanier stattdessen die Weisen aus dem Morgenland an den Baum. Die Schoko-Könige werden fein säuberlich in buntes Glanzpapier verpackt und mit Aufhänger geliefert. Am 6. Januar wird dann das Fest der Heiligen Drei Könige mit Umzügen, Geschenken und Naschereien begangen. Dann ist es vorbei für Caspar, Melchior und Balthasar. Sie werden alle drei vom Baum genommen und verputzt. |
Mexiko | Was wäre in MEXIKO ein Fest ohne Piñata? Die Figuren aus buntem Pappmaché werden mit Süssigkeiten gefüllt und dann zerschlagen. Sie spielen auch an Weihnachten eine Rolle in dem lateinamerikanischen Land. In Form eines Sterns sind die grossen Piñatas als Dekoration in Fenstern, an Bäumen und an Strassenlaternen zu sehen. Etwas kleiner gibt es sie auch für den Christbaum. Der mittlere Teil des Sterns ist meist mit glitzerndem Papier umwickelt. An jedem Zacken sind bunte Papierstreifen angebracht, die wie Strahlen abstehen. Im Gegensatz zu ihren grossen Brüdern überleben die kleinen Stern-Piñatas aber Weihnachten – denn sie haben keine Füllung aus Süssigkeiten. |
Kenia/Äthiopien | In KENIA etwa, einer ehemals britischen Kolonie, sehen die Weihnachtsbäume ähnlich aus wie in Europa. Sie sind beispielsweise mit bunten Kugeln und Lichterketten dekoriert. Allerdings sind Tannen in den meisten Ländern Afrikas eher schwer zu finden – meist werden Alternativen wie Zypressen oder auch zunehmend Plastikbäume genommen. In ÄTHIOPIEN, das bereits seit vielen Jahrhunderten vorwiegend christlich ist, aber nie kolonialisiert wurde, gehören Christbäume traditionell nicht zum Weihnachtsfest. Erst in jüngeren Jahren hat sich der Trend dort verbreitet. Allerdings gilt generell in Afrika: Millionen von Menschen haben dort überhaupt keinen Weihnachtsbaum. |
Dänemark | In DÄNEMARK darf das sogenannte Kræmmerhus am Weihnachtsbaum nicht fehlen. Dabei handelt es sich um eine kegelförmige Tüte, die in der Regel selbst gebastelt wird. Traditionell ist sie mit Süssigkeiten, Nüssen oder Keksen gefüllt. |
Tschechien | In TSCHECHIEN lässt sich der Ursprung der Tradition exakt bestimmen: Johann Carl Liebich, Direktor des Prager Deutschen Theaters und im bayerischen Passau aufgewachsen, soll den Brauch des Weihnachtsbaums im Jahr 1812 nach Prag gebracht haben, um seinen Ballgästen eine Überraschung zu bereiten. Drei Jahrzehnte später gab es in der Stadt den ersten Verkaufsstand für Christbäume, die anfangs noch mit Früchten und Lebkuchen geschmückt wurden. Seit einigen Jahren liefern sich mehrere Gemeinden in Tschechien einen Wettbewerb um den grössten lebenden, geschmückten Weihnachtsbaum. Rekordhalter ist derzeit eine mehr als 30 Meter hohe Fichte in der Kleinstadt Mladkov. |
Thailand | In THAILAND, wo fast die gesamte Bevölkerung an Buddha glaubt, spielt Weihnachten und Weihnachtsschmuck keine grosse Rolle. Mit einer Ausnahme: In den grossen Einkaufszentren gehören Weihnachtsbäume aus kommerziellen Gründen unbedingt dazu. Dabei sind der gestalterischen Freiheit kaum Grenzen gesetzt. In Bangkok zum Beispiel steht ein stilisierter Baum, der – warum auch immer – nicht nur mit Kugeln, sondern zudem mit Fussbällen und Basketbällen geschmückt ist. Bei Temperaturen von 35 Grad aufwärts sind die Bäume aber nur selten echt. Mancherorts finden sich auf dem Bürgersteig ziemlich dürre Attrappen aus Metall, klassisch verziert mit Kugeln und Sternen. |
USA | In den USA lieben die Menschen vollbehangene Weihnachtsbäume. Manche Bäume in Wohnzimmern und Vorgärten sind so glitzernd, bunt und schrill, dass es Europäern in den Augen schmerzt. Viele Familien behängen ihre Weihnachtsbäume mit medaillenförmigen Ornamenten, die kleine Erinnerungsfotos von Familienmitgliedern oder besonderen Anlässen enthalten. An manchen Bäumen gibt es einen sehr merkwürdigen Schmuck: Da hängt etwas versteckt eine saure Gurke, grün schillernd aus Glas oder Kunststoff hergestellt. «Christmas Pickle» oder «Good Luck Pickle» (Glücksgurke) nennt man das. Wenn Kinder sie entdecken, winkt ein weiteres Geschenk. Amerikaner meinen, der Brauch stamme ursprünglich aus Deutschland – obwohl dort die Weihnachtsgurke weitgehend unbekannt ist. Auch beliebt sind Popcorn-Girlanden. |
Frankreich | In FRANKREICH ist das Elsass eine Weihnachts-Hochburg. Manche traditionsbewusste Menschen dort hängen heute noch wie in alten Zeiten «Bredele» an den Weihnachtsbaum – also selbst gebackene Plätzchen. Das Wort stammt aus dem elsässischen Dialekt und bedeutet so viel wie «kleines Brot». Doch Vorsicht: Nicht alle diese Sterne, Männchen oder Schaukelpferde aus Teig sind auch essbar. Im Internet kursieren Rezepte mit Zimt, Nelken – und Klebstoff. Diese Plätzchen werden nicht gebacken, sondern nur getrocknet. Sie sollen so haltbar sein, dass sie nicht nur eine Saison lang den Weihnachtsbaum schmücken können. |
Griechenland | In GRIECHENLAND hat der Weihnachtsbaum noch keine allzu lange Tradition. Der bayerische Prinz Otto von Wittelsbach, der von 1832 bis 1862 erster moderner König Griechenlands war, soll ihn eingeführt haben. Am liebsten blinken die Bäume bunt und voll beladen – es gibt sie aus Kunststoff in allen Farben, aber auch echtes Tannengrün kommt zum Einsatz. Ausserdem wird der Baum im Wohnzimmer durchaus schon im November geschmückt, damit man sich lange daran erfreuen kann.Typisch griechisch ist aber eine andere Tradition: In vielen Tavernen und Geschäften sowie an Häfen und auf Marktplätzen sind zu Weihnachten Boote zu finden, die mit Lichtern geschmückt sind. Damit erinnert die Seefahrernation an die Seeleute und Fischer, die auch an den Feiertagen fern von der Familie auf dem Meer unterwegs sind. |
Bulgarien | In BULGARIEN folgen die Menschen seit dem Niedergang des Ostblocks gern westeuropäischen Modetrends in Sachen Weihnachtsschmuck. Dieses Jahr wurden oft die Trendfarbe Lila sowie Metallic-Töne, Gold, Kupfer und Silber übernommen. Das Besondere im orthodoxen Bulgarien ist, dass die geschmückten Bäume sowie der gesamte Weihnachtsschmuck mindestens bis zum orthodoxen Weihnachtsfest nach dem alten Julianischen Kalender am 7. Januar weiter stehen bleiben – zuhause, in Einkaufszentren, Schaufenstern und an den Hauptstrassen. Bulgariens Orthodoxe Kirche ist erst vor 50 Jahren – im Jahr 1968 – vom alten Julianischen zum Gregorianischen Kalender übergegangen. |
Italien | In ITALIEN werden Weihnachtsbäume in der Regel am 8. Dezember aufgestellt. Dann weiht auch der Papst den Baum am Petersplatz ein, was jedes Jahr ein grosses Spektakel ist. Echte Tannenbäume sind bei Privatleuten dagegen eine Seltenheit, die meisten haben einen Plastikbaum. Der wird dann wie in vielen Ländern Europas mit Lichtern, Kugeln und verschiedenen Anhängern geschmückt. Echte Kerzen für den Tannenbaum sucht man in Italien oft vergeblich, da greifen die Leute lieber zu Elektrolämpchen. |