Emilie Etesi (43), Innovation Coach und Entrepreneurin
Emilie Etesi kommt ursprünglich aus North Carolina, lebt aber seit über 10 Jahren in der Schweiz. Etesi arbeitete nach ihrem Studium 11 Jahre in Washington D.C. für die ESA und die NASA. Dort lernte sie ihren Mann, einen Schweizer aus dem Aargauer Seetal, kennen. Heute leben die beiden mit ihren zwei Kindern in Aarau und sind total in die Stadt verliebt.
Als Trump gewählt wurde, habe ich geweint. Es dauerte lange, bis ich das verdaut hatte.
Weniger positive Gefühle hegt sie für Donald Trump. «Ich habe geweint, als ich erfuhr, dass er Präsident wurde», erzählt sie. «Es dauerte ein halbes Jahr, bis ich das verdaut hatte.» Das Beste, das sie von hier aus tun könne, sei, ihren Kids zu erklären, was in den USA gerade passiere, und warum es wichtig sei, zu wählen. Gestimmt hat Emeli Etesi für Joe Biden, obwohl sie gerne eine Alternative zu den zwei älteren, weissen Herren gehabt hätte. «Aber eine Welt, in der Trump wiedergewählt wird», sagt sie, «ist für mich einfach undenkbar.»
James Foley (53), Sales Manager
James Foley stammt aus New Orleans, Louisiana und lebt seit 2013 in der Genf. Seine Frau stammt ursprünglich aus Polen, seine Tochter wurde in St. Gallen geboren. Der 53-jährige Foley liebt amerikanische Autos und ist im lokalen Schiessverein. «Ich sehe viele Ähnlichkeiten zwischen der Schweiz und den USA», sagt er. «Das ist sehr angenehm.» Als Mitglied der SVP ist Foley auch politisch aktiv. Und er hat weiterhin eine starke Verbindung zu den USA.
Ich wähle Donald Trump aus dem einfachen Grund, dass die Demokraten kein Programm haben ausser gegen Trump zu sein.
Gewählt hat James Foley Donald Trump. «Aus dem einfachen Grund, dass die Demokraten kein Programm haben ausser gegen Trump zu sein.» Präsident Trump habe im Gegensatz zu Joe Biden durchaus etwas vorzuweisen, findet er: «Er hat keinen Krieg ausgelöst, er hat die Truppen nach Hause gebracht.» Die Presse in Europa zeichne ein weitaus schlechteres Bild von den USA, als es in Realität sei, sagt Foley. Zudem sei gerade die Zerrissenheit der USA nichts Neues. «Seit ich denken kann, hat immer eine Hälfte die Demokraten, die andere Hälfte die Republikaner gewählt.»
Aubrey Wagg (24), Klassenassistentin
Aubrey Wagg stammt aus Sedona im Bundesstaat Arizona, hat aber Schweizer Wurzeln. Um diesen nachzuspüren, ist sie vor etwas mehr als einem Jahr in die Schweiz gezogen. Die 24-Jährige arbeitet als Klassenassistentin an einer internationalen Schule und lebt in Winterthur.
Ich möchte gar nicht daran denken, dass Donald Trump wiedergewählt wird
Vor der Wahl Trumps 2016 war Wagg politisch nicht aktiv. Doch seither ist ihr Politik ein Anliegen. Sie engagiert sich als Volontärin für eine Auslandorganisation der Demokraten – eine Tätigkeit, die ihr grosse Freude macht. «Trump hat die Zerrissenheit der USA verstärkt, auch wenn sie schon vorher bestand», sagt Aubrey Wagg. Ihre Stimme hat sie Joe Biden und Kamal Harris gegeben. Dem Tag der Entscheidung blickt sie mit gemischten Gefühlen entgegen: «Ich freue mich, dass der Tag nun kommt. Aber es ist auch möglich, dass Trump wiedergewählt wird. Daran möchte ich gar nicht denken», sagt sie. «Eine schreckliche Vorstellung.»
Mark Damon Harvey (65), pensionierter Lehrer
Der Kalifornier Mark Damon Harvey kam vor 40 Jahren in die Schweiz. Er ist Vater von drei erwachsenen Kindern, seit längerer Zeit geschieden, und arbeitete hier als Lehrer. Zuletzt in einem Untersuchungsgefängnis mit straffälligen Jugendlichen. Heute ist er pensioniert.
Die Lage in den USA ist ernst. Die unzufriedenen Menschen sprechen gerade sehr schnell von Gewalt.
Die Ereignisse in den USA verfolgt Damon Harvey gespannt. «Die Leute, die unzufrieden sind, sprechen schnell über Gewalt», sagt er. «Die Lage ist ernst.» Ob er wählt, lässt er offen. «Das Wählen von hier aus wird einem beinahe verunmöglicht», sagt er. Man könnte fast meinen, dass das Absicht sei. «Und ob ausgerechnet meine Stimme entscheidend ist, daran zweifle ich.»
Katharina Wolff (68), pensionierte Graphikerin
Katharina Wolff lebt seit 1978 in der Schweiz. Ursprünglich stammt sie aus der Gegend von Chicago, dem «Brotkorb der Nation». Sie komme aus einer unpolitischen Familie, erzählt sie. Gewählt habe sie in den USA nie.
Ich lebe in der Schweiz und habe auch den Schweizer Pass. Deshalb wähle ich hier und stimme hier ab. Das macht mehr Sinn.
In der Schweiz hat die Graphikerin 35 Jahre lang unterrichtet. Die Zeit hat ihre Beziehung zum Herkunftsland verändert. «Ich fühle keine Verbindung mehr zu den USA. Ich gehöre hierhin», sagt sie. Das habe sie schon während ihres Studiums in Basel gefühlt. Seit 2014 hat Katharina Wolff den Schweizer Pass, darum ist für sie auch klar, dass sie hier wählt und abstimmt. «Das macht mehr Sinn.»
Interview: Welche Rolle spielen US-Expats bei der Wahl?
SRF: Warum spielen die Expats im politischen Geschehen der USA eine eher geringe Rolle?
Manfred Elsig: Traditionell wird der Präsidentschaftswahlkampf in den USA eher von Themen der Innenpolitik dominiert. Themen, die Expats weniger ansprechen. Ein wichtiger Grund ist auch das US-Wahlsystem: Expats müssen ihre Stimme dort abgeben, wo sie in den USA zuletzt gewohnt haben. In Bundesstaaten wie Kalifornien oder New York, in denen sowieso der Demokratische Kandidat die Mehrheit der Stimmen erhält, fallen die Stimmen der Expats also nicht wirklich ins Gewicht. Einzig in sogenannten «Swing States» können sie entscheidend sein.
Analysen zeigen, dass die Wahlbeteiligung von Expats dann auch sehr tief ist. Welche weiteren Erklärungen gibt es?
Wählen ist für US-Expats ein relativ kompliziertes Prozedere: Sie müssen sich zuerst in ihrer Heimat registrieren lassen, bevor sie die Wahlunterlagen erhalten. Oft kommen weitere Hürden dazu. Der Aufwand für die Wahl ist damit vielen zu umständlich. Besonders Menschen, die in ihrer neuen Heimat viel stärker integriert sind als in ihrem Herkunftsland USA. Ich wage aber die Prognose, dass die Mobilisierung der Expats dieses Jahr wegen der Themenlage grösser ist: Die Wahl wird auch im Ausland als Richtungswahl wahrgenommen.
Lassen sich die US-Expats in der Schweiz klar einem politischen Lager, den Demokraten oder Republikanern, zuordnen?
Es gibt keine Daten, man kann nur spekulieren. Expats haben einen hohen Bildungsgrad, sind eher weltoffen und häufig in binationalen Ehen. Das sind Hinweise, dass viele die Demokratische Partei wählen. Ich sehe auch, dass sich hierzulande nur wenige offen für Trump einsetzen. Das mag bei einigen auch damit zu tun haben, dass sie sich nicht unbeliebt machen wollen. Dennoch glaube ich, dass letztlich nur eine Minderheit der US-Expats in der Schweiz Trump wählt.