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Verwicklung in Epstein-Skandal Das Königshaus im Krisenmodus

Der britische Prinz Andrew legt bis auf weiteres seine Ämter nieder. Dies teilte der zweitälteste Sohn von Königin Elizabeth II. am Mittwoch via Twitter mit. Zudem sei er bereit, bei den US-Ermittlungsbehörden im Epstein-Skandal auszusagen.

An einem am vergangenen Samstag im Sender BBC ausgestrahlten Fernsehinterview zur Epstein-Affäre hat sich der Thronfolger Nummer 8 erstmals zu seiner Beziehung zu Epstein und den gegen ihn selbst erhobenen Missbrauchsvorwürfen geäussert.

Der Royal steht schon länger wegen seiner Freundschaft mit dem verstorbenen amerikanischen Unternehmer Jeffrey Epstein in der Kritik. Epstein wurde beschuldigt, dutzende Minderjährige sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Obwohl Prinz Andrew über viele Jahre mit dem US-Multimillionär befreundet und regelmässig auf dessen Anwesen zu Gast war, scheint er von den Missbräuchen nichts zu wissen. Eines der Opfer, damals 17-jährig, behauptet allerdings, mehrmals zum Sex mit dem Prinzen gezwungen worden zu sein. Der Royal weist die Missbrauchsvorwürfe von sich.

Rücktritt von allen öffentlichen Ämtern

Unter grossem Druck der Öffentlichkeit gab Prinz Andrew dann am Mittwoch seinen vorläufigen Rückzug von den Aufgaben als Mitglied der britischen Königsfamilie bekannt.

Die Historikerin Kate Williams, die sich mit der britischen Königsfamilie beschäftigt, spricht von einer noch nie dagewesenen Situation: «Es ist wirklich überraschend und schockierend.» Damit bezieht sie sich auch auf den Sinneswandel des Prinzen, welcher am Samstag noch kein Mitleid gegenüber den Opfern gezeigt hatte. In seiner Mitteilung am Mittwoch sympathisiert er allerdings mit den Opfern und bereut seine Verbindungen zum verurteilten Epstein.

Einschätzungen von SRF-Korrespondentin Henriette Engbersen

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«Es ist die grösste Krise seit Dianas Tod. Denn in der heutigen Zeit gehört das Engagement in Wohltätigkeitsorganisationen zu den wenigen bedeutenden Aufgaben, die die britische Monarchie ausübt. Doch für viele Organisationen war Prinz Andrew plötzlich keine Hilfe mehr, sondern ein Problem. Deshalb ist der Skandal für die Monarchie über die negativen Zeitungsschlagzeilen hinaus eine echte Krise. Und genau darum hat das Königshaus wohl erstmals in der Geschichte zu so einem drastischen Schritt gegriffen.»

Prinz Andrew war bei über 200 Wohltätigkeitsorganisationen Schirmherr oder anderweitig involviert. Für viele Wohltätigkeitsorganisationen ist das Engagement der Mitglieder des britischen Könighauses sehr wichtig. Auf diese Weise erhöhen sich ihre Chancen auf mehr Medienpräsenz und folglich auch auf Spendeneinnahmen. Das misslungene BBC-Interview und der zunehmende Druck der Sponsoren liessen dem Royal aber kaum eine andere Wahl als der Rückzug von den öffentlichen Ämtern.

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