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Perfekte Loopings Achterbahnen: mit Digitalisierung zum optimalen Kick

Damit ein Freizeitpark seine Anziehungskraft nicht verliert, muss er regelmässig neue Attraktionen bauen. Die Krönung sind dabei Achterbahnen. Ihre Entwicklung, Bau und Betrieb ist heute ohne digitale Technologie nicht denkbar. Neuste Modelle sind vernetzt und werden aus der Cloud gesteuert.

Der Bau einer Achterbahn beginnt mit dem Entwurf des Streckenverlaufs: Wie lang soll eine Bahn sein, welche Kurven und Elemente wie etwa Loopings sollen vorkommen – und wie stark dürfen die Beschleunigungskräfte sein, die auf die Menschen im Wagen wirken?

Es gibt weltweit eine Handvoll Firmen, die sich auf den Achterbahnbau spezialisiert haben. Die meisten setzen ihre eigene, spezielle Entwicklungs-Software ein – Achterbahnen sind kein Massenprodukt, für das es geeignete Software ab Stange gäbe.

Maurer Rides, ein Hersteller bei München, nennt sein Programm «X-Track». Damit können die Ingenieure an jedem Teil einer Bahn die auftretenden Kräfte abfragen – bevor sie gebaut ist. Das führe zu einer sehr genauen Simulation mit äusserst verlässlichen Daten, erklärt Geschäftsführer Jörg Beutler. Man benötige keine Daten mehr aus realen Fahrten: «Wir sind sehr sicher, dass das, was wir simulieren, dann in der Realität auch so ist.»

Eine Bildschirmansicht mit einer Software, mit der man Achterbahnen konstruieren kann.
Legende: Eine Achterbahn entsteht im Simulationsprogramm. Maurer Rides

Das perfekte digitale Abbild einer Achterbahn, die es noch nicht gibt, wurde möglich durch mehr Rechenleistung und immer mehr Daten, die die Modelle füttern und präziser machen. Dieser Digitalisierungsschritt ist ein enormer Effizienzgewinn, der auch in der Produktion nicht Halt macht.

Die Daten fliessen direkt in die Fertigung ein, etwa in eine Spezialmaschine, die rohrförmige Schienen biegt nach den Daten aus der Simulation. Denkbar seien auch Mehrachsroboter, die ein Rohr greifen und im Raum platzieren, und Roboter, die die ganze Bahn zusammenschweissen.

Elektroautos auf Schienen

Die jüngste digitale Entwicklung im Achterbahnbau wurde in den letzten Jahren möglich durch den Boom der Elektroautos, für die die Industrie neue Arten von Motoren, Sensoren und Steuerungsgeräte entwickelt hat, die auch unter harten Umweltbedingungen, etwa starken Vibrationen, funktionieren.

Mit diesen Komponenten sind Achterbahnen möglich, die mit gängigen Konventionen brechen, etwa, dass ein Wagen nur mit Schwerkraft durch den Parcours fährt. Stattdessen hat jeder Wagen einen eigenen Motor an Bord. Jörg Beutler: «Im Prinzip sind das Elektroautos auf Schienen, mit eingebautem Computer in jedem Fahrzeug».

Dank Vernetzung fast keine Grenzen mehr

Weil jeder Wagen einer solchen Achterbahn vernetzt ist, sind die Möglichkeiten beinahe grenzenlos. «Wir können auf jede Achterbahn zugreifen, über die Cloud und Fahrzustände auch abfragen.»

Wir sehen genau, an welcher Position sich welche Fahrzeuge auf unseren Bahnen befinden – weltweit.
Autor: Jörg Beutler Geschäftsführer Maurer Rides

Wie bei modernen Autos, bei denen die Hersteller zusätzliche Funktionen aufs Fahrzeug aufspielen können, ist das auch bei einer solchen Achterbahn möglich. So können die Mitfahrenden etwa über einen Boost-Knopf die Geschwindigkeit eines Wagens beeinflussen, müssen dabei aber aufpassen, dass es vor einer Kurve nicht zu einer Straf-Bremsung kommt. Die Achterbahn verwandelt sich so immer mehr zu einem Game auf Schienen, dessen Möglichkeiten durch die Digitalisierung gerade am Explodieren sind.

Rendez-vous, 19.5.2023, 13:16 Uhr

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