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Pfarrwahl in Riehen Basis verlangt offene Wahl eines umstrittenen Kandidaten

Der Mann ist vor sechs Jahren wegen sexuellen Handlungen mit einem Jugendlichen zu einer bedingten Busse verurteilt worden.

Normalerweise werden Pfarrer in stiller Wahl gewählt. Im Fall des Kandidaten der Riehener Pfarrei St. Franziskus ist das nicht so. Dort verlangen 132 Pfarreimitglieder, dass sich der Mann an der Urne bestätigen lassen muss. Hintergrund ist seine Vergangenheit: Vor sechs Jahren wurde er im Kanton Thurgau wegen sexuellen Handlungen mit einem knapp 16-jährigen Jugendlichen verurteilt. Der Mann arbeitete bereits damals Pfarrer. Nach einem Massagekurs gab er dem Jugendlichen eine Fussmassage. Dafür wurde er damals zu einer bedingten Geldbusse verurteilt.

Marie-Christine Fankhauser, Vizepräsidentin der Pfarrei sagt auf Anfrage, man suche nun das Gespräch mit dem Kandidaten. Falls er sich der offenen Wahl stellen wolle, werde der Urnengang im ersten Quartal 2019 stattfinden. Auf die Frage, ob es nicht zu Unruhen in der Pfarreigemeinde kommen könnte, falls er nur mit einem schlechten Resultat gewählt werde, sagt Fankhauser, dass sich der Kandidat dies sicher auch überlegen werde.

Stefan Suter, Präsident der Pfarrwahlkommission, die den Kandidaten vorgeschlagen hatte, ist nicht überrascht, dass Mitglieder der Pfarreigemeinde St. Franziskus eine offizielle Wahl verlangen. Der Widerstand gegen eine stille Wahl sei mit 132 Unterschriften allerdings nicht sehr gross, sagt Suter auf Anfrage des «Regionaljournals Basel». Das Reglement schreibt vor, dass wenn mehr als 100 Pfarreimitglieder ihre Unterschrift hinterlegen, es keine stille Wahl geben kann, sondern ein offizieller Urnengang angesetzt werden muss.

Gegen den offiziellen Kandidaten gibt es Bedenken, da er vor sechs Jahren im Kanton Thurgau eine bedingte Geldstrafe von 4000 Franken erhalten hat. Er wurde damals wegen sexueller Handlungen mit einem Jugendlichen gebüsst. Er hat nach einem Massagekurs einem knapp 16-jährigen Jugendlichen die Füsse massiert.

Die Verteidigung

Stefan Suter verteidigt den Kandidaten. Dieser arbeite seit bald drei Jahren bei der Pfarreigemeinde und sei fast jeden Sonntag auf der Kanzel anzutreffen. Er sei bei den Kirchgängern sehr beliebt. Zudem gebe es drei psychiatrische Gutachten, die alle bestätigten, dass der Mann keine pädophilen Neigungen habe. Auf die Frage, ob die Wahlkommission den Kandidaten fallen lassen könnte, um zu verhindern, dass dieser nur mit einem schlechten Resultat gewählt wird und es dann Unruhe in der Pfarreigemeinde gibt, sagt Stefan Suter: «Wir halten am Kandidaten fest.»

Wahl und Anhörung

Stefan Suter ergämzt, man werde versuchen, eine Veranstaltung zu organisieren, an dem die Basis ihre Fragen stellen kann. Es sei nun wichtig, dass man miteinander rede. Das sieht auch Marie-Christine Fankhauser so.

(Regionaljournal Basel, 12.03)

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