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Polizeikommandant zur Kritik «Die Kantonspolizei Graubünden hat kein strukturelles Problem»

Im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz gegen Whistleblower Adam Quadroni wurde Walter Schlegel massiv kritisiert. Nun nimmt der Kommandant erstmals ausführlich Stellung zu den Vorwürfen und spricht über das bevorstehende WEF.

Die Kritik: Nachdem die parlamentarische Untersuchungskommission ihren Bericht zum umstrittenen Polizeieinsatz gegen Whistleblower Adam Quadroni veröffentlicht hatte, wurde der Kommandant der Kantonspolizei, Walter Schlegel, von verschiedenen Seiten kritisiert. Laut PUK-Bericht waren «schwere Fehler» passiert. Die Polizei habe ein Führungsproblem, so der Vorwurf mehrerer Parteien im Grossen Rat. Trotzdem sprach die Regierung dem Kommandanten und dem Korps ihr Vertrauen aus.

Reaktion auf Kritik: Über einen Monat später erinnert sich Walter Schlegel im Gespräch mit dem «Regionaljournal Graubünden» von Radio SRF noch gut, wie er sich auf der Tribüne des Grossen Rats gefühlt hat, als der Bericht diskutiert wurde: «Es war kein einfacher Moment.» Angesprochen auf die Kritik, die Polizei habe schwere Fehler begangen und leide unter einem Führungsproblem, entgegnet Schlegel: «Die Kantonspolizei hat kein strukturelles Problem. Wir haben eine Fehlerkultur, in der wir Fehler machen dürfen - wir müssen aber daraus lernen.» Der Fall Quadroni sei seines Wissens nach ein Einzelfall.

Geforderte Massnahmen: Der PUK-Bericht und die darin geforderten Massnahmen würden nun geprüft, sagt Schlegel. Man habe bei einzelnen Mängeln aber bereits reagiert und beispielsweise bei der Rapportierung Ausbildungsmassnahmen umgesetzt, damit künftig alles seine Richtigkeit hat. Die Tätigkeit in einem juristischen Umfeld sei für Polizistinnen und Polizisten immer wieder eine Herausforderung: «Das sind Schreiner oder Maurer, die Polizisten geworden sind und die bei der Rapportierung hohe Anforderungen erfüllen müssen.»

20 Prozent alleine für das WEF: Für die Kantonspolizei Graubünden steht in diesen Tagen der grösste Einsatz des Jahres an, das Weltwirtschaftsforum in Davos. «Nach dem WEF ist vor dem WEF», sagt dazu Schlegel. Er investiere jährlich rund 20 Prozent seiner Arbeitszeit für diesen Anlass. Die Sicherheitskosten für das WEF sind hoch; Armee und Polizei schlagen jährlich mit rund 45 Millionen Franken zu Buche, wie Radio SRF berichtete. Der diesjährige Einsatz dürfte im Vergleich zu den Vorjahren aufwändiger sein, weil diverse Proteste angekündigt sind.

Umstrittene Protestbewilligungen: Die Gemeinde Davos hat für den Eröffnungstag am Dienstag Platzkundgebungen auf dem Rathausplatz für 300 Demonstrierende bewilligt. Gegenüber Radio SRF sagt Landammann Tarzisius Caviezel, für mehr Personen sei der Platz nicht geeignet. Payal Parekh, Sprecherin von «StrikeWEF», kritisiert dies scharf: «Das ist kein Theater, wir können nicht Billete im Voraus verkaufen.» Eine solche Begrenzung sei unverhältnismässig auch im Hinblick darauf, dass das WEF mit 3000 Teilnehmenden vor Ort sei. Dem widerspricht Caviezel: «Es hätte Platz in Davos, einfach nicht im Zentrum».

Zuständige Kantonspolizei: Für die Sicherheit zuständig wird am Dienstag die Kantonspolizei sein. Auf die Frage, ob Kontrollen am Bahnhof Davos Platz stattfinden und Leute zurückgehalten würden, falls zuviele kommen, antwortet Polizeikommandant Walter Schlegel: «Dies wird man so nicht machen können, die Leute können ja von überall her kommen. Wenn aber der Platz voll ist, ist er voll.» Die Frage sei, ob es Ausweichveranstaltungen gebe. Aufgabe der Polizei sei es, den Verkehrsfluss sicherzustellen und die Demonstration wie bewilligt zu ermöglichen.

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