Es ist, wie wenn die Stadt Bern geteilt würde: Die Autobahn A6 zwischen dem Berner Wankdorf und Muri führt mitten durch Stadtgebiet. Die Strasse reisst eine grosse Schneise in das Siedlungsgebiet.
Da sich der Verkehr auf diesem Abschnitt regelmässig staut, will das Bundesamt für Strassen ASTRA die Autobahn ausbauen und unter den Boden verlegen.
Ein entsprechendes Projekt läuft. Wenn die Autobahn in rund 20 Jahren weg ist, könnte die Stadt Bern wieder zusammenwachsen.
Der Raum der alten Autobahn wird zum Stadtgebiet, anstelle einer vierspurigen Fahrbahn gibt es eine Stadtstrasse. Was dort möglich ist, haben sich nun Architekturstudentinnen und -studenten an der Fachhochschule Bern überlegt.
Über 200 Studierende der Berner Fachhochschule haben zu diesem Stadtgebiet Ideen gesammelt. Zu verschiedenen Orten entlang der heutigen Autobahn gab es Ateliers, quasi Baustellen der Zukunft, um die zerrissene Stadt zu reparieren.
Begegnungsräume, neue Siedlungen, Atelierbauten, Stadtboulevards, Tunnelumnutzungen – all das sind Elemente, die sich die Studierenden vorstellen können, um dem Raum ein neues Gesicht zu geben.
Zu sehen sind die Entwürfe im Berner Kornhausforum, in der Ausstellung «Stadtreparatur Bern Ost».
Das Grossprojekt sei sicher eine gute Übungsanlage für die Studierenden gewesen, sagt Architekturprofessor Hanspeter Bürgi. Gerade, weil es ein reales und relevantes Projekt sei. Aber es sei auch darum gegangen, eine Diskussion anzustossen – in den angrenzenden Quartieren und mit der Stadt. Darüber, was mit dem Perimeter im Osten von Bern geschehen soll.
Den Stadtplanern voraus
Die Stadt Bern sei mit dem Planungsprozess noch nicht soweit wie die Studentinnen und Studenten, sagt Jeanette Beck vom Berner Stadtplanungsamt: «Wir sind erst an der Planung der Planung.» Grundlegende Fragen müssten geklärt werden. Etwa, wie gross das Verkehrsaufkommen ohne Autobahn noch sei. «Erst danach gehen wir an die räumliche Ausgestaltung.»
Die vielen Ideen der Studierenden seien aber eine wertvolle Quelle: «Wir können uns die Ideen in unserem weiteren professionellen Vorgehen immer wieder herbeiziehen.»