Viele im Parlament, quer durch alle Parteien, übten Kritik am Verhalten der Bündner Kantonspolizei im Fall Quadroni. «Unsere Polizei hat ein Führungsproblem», sagte beispielsweise Thomas Bigliel (FDP). Oder Conradin Caviezel, SP-Fraktionspräsident: «Man hat Adam Quadroni Unrecht getan. Punkt».
Der Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) wurde letzte Woche publiziert. Er zeigt auf, dass bei mehreren Polizeieinsätze gegen den Baukartell-Whistleblower Adam Quadroni zum Teil schwere Fehler passiert waren. Heute wurden die Erkenntnisse im Parlament diskutiert.
Man hat Adam Quadroni Unrecht getan.
Der Bericht sei «minutiös» und «detailreich», für manche im Saal war der erste PUK-Bericht in der Geschichte des Bündner Parlaments dann aber doch zu ausführlich, wenn auch ein gutes Stück Arbeit. Der Grosse Rat konnte den Bericht samt Empfehlungen zur Kenntnis nehmen, zu entscheiden gab es nichts.
Polizeikommandant Walter Schlegel in der Kritik
In der Kritik stand insbesondere Polizeikommandant Walter Schlegel. «Es darf die Frage gestellt werden, ob der Polizeikommandant die richtige Person für diese verantwortungsvolle Aufgabe ist», sagte Fraktionspräsident Gian Michael (BDP).
Von gravierenden Führungsmängeln sprach Fraktionspräsidentin Vera Stiffler (FDP): «In der Privatwirtschaft würde man rigoros durchgreifen». Ein Rücktritt wurde aber nicht gefordert.
In der Privatwirtschaft würde man rigoros durchgreifen.
Köpfe rollen zu lassen, sei eine schlechte Idee, erklärte SP-Regierungsrat Peter Peyer, seine Begründung: «Das Problem und die vorhandenen Schwächen werden nicht behoben, wenn wir einzelne Personen auf die Strasse stellen». Im schlimmsten Fall würden die staatlichen Institutionen dadurch weiter geschwächt.
Grosses Publikumsinteresse am PUK-Bericht
Die Tribüne des Grossen Rats war für einmal bis auf den letzten Platz besetzt, Leute sassen auf der Treppe oder verfolgten die Debatte stehend. Im Publikum auch der Betroffene Adam Quadroni und Polizeikommandant Walter Schlegel. Dieser erfuhr Unterstützung, zum Beispiel von seiner Partei, der SVP. Fraktionspräsident Roman Hug: «Wir sehen in keiner Art und Weise ein grossräumiges Versagen der Behörde, wie das oft aus dem PUK-Bericht abgeleitet wurde».
Wir sehen in keiner Art und Weise ein grossräumiges Versagen der Behörde.
CVP-Vizefraktionspräsident Tino Schneider warnte davor, bei der Umsetzung der Massnahmen zu überborden. Ruedi Kunz (FDP) schliesslich widersprach dem PUK-Bericht und legte gleichzeitig seine Interessensbindung offen. Seine Kanzlei hatte einen Polizisten vertreten. Kunz sagte in Bezug auf den umstrittenen Polizeieinsatz, bei dem Quadroni in die Psychiatrie überführt wurde: «Der Zugriff in diesem Moment war wohl richtig», dies angesichts der Vorgeschichte.
Nach zweieinhalbstündiger Diskussion nahm der Grosse Rat den Bericht zur Kenntnis. Noch unklar ist, wie zufrieden das Parlament mit den Antworten der Regierung ist. Einzelne Parteien hatten im Vorfeld angekündigt, allenfalls Vorstösse einzureichen.
SRF 1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr