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Aggressive Verkaufsmethoden Petuma: Fiese Masche mit Gratiskissen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Matratzen-Firma Petuma ködert potenzielle Kunden – vor allem Seniorinnen und Senioren – mit einem Gratiskissen zu einem persönlichen Termin und schwatzt ihnen dann teure Produkte auf.
  • Eine Insiderin bestätigt: In regelmässigen Schulungen werde man dazu angeleitet, wie man Pensionierte zu einem teuren Kauf dränge.
  • Petuma bestreitet die Vorwürfe: Es werde kein Kunde dazu gedrängt oder überredet, etwas zu kaufen.

In den letzten Monaten haben sich mehrere Personen beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» gemeldet, die sich über die fragwürdigen Verkaufsmethoden der Firma Petuma beschweren. Die Petuma GmbH mit Sitz in Zürich und neuerdings auch Bern verkauft Kissen, Matratzen, Einlegerahmen und Topper.

Die Masche läuft überall ähnlich: Telefonistinnen rufen potenziellen Kunden – in erster Linie Seniorinnen und Senioren – an und vereinbaren einen Termin unter dem Vorwand, sie hätten ein Gratiskissen gewonnen. Ein Angebot, auf das man besser verzichtet.

Denn bei diesem Termin geht es nur am Rande um die Übergabe des «Geschenks». Der oder die Aussendienstmitarbeitende will vor allem das Bett der potenziellen Kunden sehen, nur um das Möbel anschliessend schlecht zu machen.

Angstmache mit gesundheitlichen Schäden

Vor allem wird aber auch Angst gemacht mit gesundheitlichen Schäden. Zum Beispiel mit Arthrose: Mit dem Schlafsystem von Petuma sei das Arthroserisiko deutlich geringer. Dabei ist Arthrose eindeutig Gelenkabnützung und wird nicht durch eine schlechte Matratze ausgelöst. In einem anderen Fall hiess es, es würde Rückenschäden geben, sollten die Betreffenden noch länger auf der bestehenden Matratze liegen.

Ein 82-Jähriger fühlte sich so unter Druck gesetzt, dass er einen Vertrag für 8700 Franken unterschrieb. Einem anderen Paar kamen 15'000 Franken für ein neues Bettsystem (Matratze, Lattenrost und Topper) doch sehr teuer vor. Sie liessen sich stattdessen im regionalen Möbelladen beraten. Dort hiess es: Eine teure Matratze, plus ein absoluter Top-Einlegerahmen und dazu noch ein Topper, also einer Extraauflage, sei zuviel des Guten und «herausgeschmissenes Geld».

Die Betroffenen melden sich bei «Espresso», um vor den fragwürdigen Verkaufsmethoden zu warnen. Auch die Altersbeauftragte der Gemeinde Thalwil meldet sich bei SRF mit einem ähnlichen Fall. Und findet die Verkaufsmethoden von Petuma «nicht fair».

Insiderin bestätigt Vorwürfe

Beim SRF-Konsumentenmagazin meldet sich gleichzeitig auch eine Insiderin, die im Aussendienst der Firma gearbeitet hat. Sie zeichnet ein identisches Bild: Alle zwei Wochen habe es für die Aussendienstmitarbeitenden einen ganzen Tag Schulung gegeben, «in der uns genau beigebracht wurde, wie wir argumentieren und die Leute so weit bringen, dass sie nicht mehr nein sagen können.» Man habe immer Termine gehabt bei älteren Pensionierten «und mussten diese so richtig bearbeiten, damit sie das ganze System bei uns kaufen».

Der Kaufvertrag wurde jeweils an Ort und Stelle unterschrieben und am nächsten Tag alles geliefert, damit möglichst niemand vom Vertrag zurücktrete. Ihr Fazit: Sie habe gekündigt, weil sie keine Leute zu einem Vertrag nötigen und sie gar dazu bringen wolle, sich zu verschulden.

Was sagt Petuma?

Die Geschäftsführung von Petuma will nur schriftlich Stellung nehmen. Sie schreibt: Es werde kein Kunde überredet, alles sei freiwillig. «Wenn ein Kunde von Anfang an Nein sagt, dann akzeptieren wir diese Meinung.» Dass Petuma potenzielle Kunden mit der Angst vor gesundheitlichen Schäden unter Druck setze, sei «absurd».

Zu den Vorwürfen der Insiderin sagt Petuma: Natürlich sei es das Ziel jeder Firma, etwas zu verkaufen, «aber nicht bei Kunden, die es nicht benötigen». Und ja, es gäbe alle zwei bis drei Wochen einen Schulungstag, um die Aussendienstmitarbeiter besser im Produkt zu schulen.

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