«Ich fühle mich nicht alt», sagt die 100-jährige Helene von Flüe. Sie lebt noch immer selbstständig in einem Haus am Dorfrand von Sachseln, in dem auch einer ihrer Söhne zuhause ist. Sie höre nicht mehr gut, aber sie könne noch stricken und lesen, was ihr viel bedeutet. «Und ich habe liebe Menschen, die mir Zeit schenken.»
Geboren wurde Helene von Flüe am 20. Januar 1919 als Tochter eines Huf- und Wagenschmids in bescheidenen Verhältnissen. Fast ihr ganzes Leben hat sie in Sachseln verbracht. Aber, was damals ungewöhnlich war: Als 14-Jährige war sie anderthalb Jahre in Paris, um Französisch zu lernen. Wunderschön sei dieser Aufenthalt gewesen, schwärmt sie. Die breiten Boulevards oder die Rolltreppen in den Häusern hätten sie enorm beeindruckt.

Später lernte sie Kinderschwester und sorgte in verschiedenen Privathaushalten für die Kinder von gutbetuchten Familien. Bis sie im Jahr 1947 ihren Mann Kari heiratete. «Sparsam und seriös» sei er gewesen und habe so ihr Herz gewonnen, erzählt sie. Über 60 Jahre waren Helene und Kari verheiratet, zusammen haben sie vier Kinder grossgezogen.

Für eine Arbeit ausser Haus habe sie dann keine Zeit mehr gehabt. Doch Helene von Flüe engagierte sich von 1959 bis 1970 als erste Frau im Schulrat von Sachseln, zu einer Zeit also, in der es noch nicht einmal das Frauenstimmrecht gab. «Da war ich nicht dafür», sagt sie, mit Politik habe sie sich nicht beschäftigen wollen.
Heute ist ihre Familie mit den Kindern, Enkelkindern und Urgrosskindern ihre grosse Freude. Besonders schätzt sie auch die Besuche, die sie von Frauen aus der Umgebung bekommt.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 06:32/17:30 Uhr, vogb
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