Das ist passiert: Die Gemeindeversammlung konnte in Spreitenbach am Dienstagabend überraschend nicht durchgeführt werden. Es kamen schlicht zu viele Personen in die Turnhalle. Die Gemeinde schreibt: «Die für den 26. November 2019 anberaumte Einwohnergemeindeversammlung musste vom Gemeinderat am Versammlungsabend aufgrund eines einmalig grossen Aufmarsches an Stimmberechtigten kurzfristig abgesagt und verschoben werden.»
Statt 100 neu 750 Teilnehmende: «Ordentlicherweise kommen an eine Einwohnergemeindeversammlung in Spreitenbach zwischen 100 und 180 Stimmberechtigte. In der Planung ging der Gemeinderat aufgrund der Traktandenliste mit ortsprägenden Traktanden von der dreifachen Maximalzahl an Stimmberechtigen, also von 540 Personen aus», schreibt die Gemeinde. Diese Prognose erwies sich am Dienstagabend aber als zu vorsichtig. «Es kamen rund 700 Stimmberechtigte sowie 50 Gäste», sagt Gemeindeammann Valentin Schmid. Das seien so viele, wie noch nie.
Das Problem am Rekord: «Eigentlich ist es eine Riesenfreude, dass so viele Leute gekommen sind», so der Gemeindeammann. Eine gesicherte Gemeindeversammlung sei wegen des Aufmarsches leider aber nicht gewährleistet gewesen. «Wenn nicht alle einen Sitzplatz haben und während der Abstimmung vielleicht auch noch Leute herumlaufen, können die Stimmenzähler nicht richtig zählen.»
Hochhäuser, die mobilisieren: Das Traktandum der Gemeindeversammlung – die Teilrevision der Bau- und Nutzungsordnung – interessiert offenbar. Es geht darum, ob neben dem Shoppingcenter vier Hochhäuser mit rund 600 Mietwohnungen gebaut werden sollen. Die Hochhäuser wären mit ihren 100 Metern Höhe die höchsten Gebäude des Kantons Aargau. «Es ist ein kontroverses Thema. Manche haben Angst vor der Verdichtung, vor dem Bevölkerungswachstum, oder davor, dass schlechte Steuerzahler kommen», weiss der Gemeindeammann.
Spreitenbach, die unpolitischste Gemeinde? Die SRF-Rundschau betitelte die Spreitenbacher kürzlich als Politmuffel, als Nicht-Wähler-Land. Nicht mal jeder Dritte wählte bei den letzten Eidgenössischen Wahlen an der Urne. Nationalratswahlen, Ständeratswahlen, das scheint die Bevölkerung im Schnitt nicht allzu fest zu interessieren.
Die Gemeindeversammlung allerdings mit dem Traktandum Hochhäuser lockte die Spreitenbacher überdurchschnittlich in die Turnhalle. «Bei Standardtraktanden gibt es keine grosse Beteiligung, emotionale Themen locken die Leute aber schon an.»
So geht es weiter: «Der Gemeinderat wird in den nächsten 10 Tagen über das weitere Vorgehen, den neuen Termin sowie über das neue Versammlungslokal informieren.» Der Gemeindeammann hofft, dass das politische Feuer der Spreitenbacher Bevölkerung noch etwas anhält. «Es wäre schön, wenn beim neuen Termin auch so viele oder noch mehr Leute kommen.»