100 Jahre ist es her, dass der Bieler Schriftsteller Robert Walser seine Erzählung «Der Spaziergang» geschrieben hat. Der Text gilt als Meilenstein in seinem Schaffen, der Spaziergang ist ein Sinnbild für Robert Walsers ganzes Schriftstellerleben und für die Schriftstellerei an sich.
«Spazieren ist unnötig», sagt der Berner Schriftsteller Christoph Simon. «Deshalb ist es für mich so wertvoll.»
Christoph Simon hat sich intensiv mit dem Spazieren und der Philosophie des Spazierens auseinandergesetzt – und seine Erkenntnisse im Roman «Spaziergänger Zbinden» verarbeitet.
«Spazieren heisst, sich treiben lassen. Man kann etwas finden oder nicht.» Deshalb sei spazieren ähnlich wie schreiben. Beim Schreiben müsse der Schriftsteller aber am Ende eben etwas gefunden haben – daher sei Spazieren der Ausgleich zum Schreiben, eine Möglichkeit der Recherche für den Schriftsteller.
Robert Walser schreibt seine Erzählung «Der Spaziergang» in den Jahren nachdem er als erfolgloser Schriftsteller aus Berlin zurückgekehrt ist. Der Text belegt an verschiedenen Stellen den Drang des Schriftstellers zu schreiben.
Aktueller Anlass zu Robert Walser:
Ein Drang, den auch Schriftsteller Christoph Simon kennt. «Ich bin froh, dass ich Aufträge und damit auch einen äusseren Druck zum Schreiben habe.»
Robert Walser haben die Aufträge meistens gefehlt, der Spaziergänger in seiner Erzählung glaubt sich ständig rechtfertigen zu müssen für seine Spaziergänge und sein Leben.
Der Spaziergang führt die Figur von Robert Walser durch die Strassen Biels, er sieht verschiedenste Menschen, die ersten Automobile, Bahngeleise, Modeläden, goldene Inschriften an Bäckereien – und nimmt sie als Anlass über Welt und Gesellschaft, über seine Rolle darin nachzudenken. «Ein Spaziergang ist eine Weltreise an Ort und Stelle», sagt Schriftsteller Christoph Simon.