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S9-Ausfall Zu wenig Personal: «Läufelfingerli» stand still

Weil die SBB auf einer anderen Strecke einen Lokführer brauchte, zog sie ihn vom «Läufelfingerli» ab und stellte den Betrieb ein.

Um 11 Uhr stellten die SBB am Samstag den Betrieb des «Läufelfingerlis» ein. Zwischen Sissach-Läufelfingen-Olten fuhr ab dann bis Betriebsschluss kein Zug mehr. Wer die S9 nehmen wollte, musste auf einen Busersatz umsteigen.

Dabei gab es weder einen Unfall, noch eine Baustelle auf der Strecke. Die SBB hatte schlicht und einfach zu wenig Personal. Weil die Bahn ihre Lokführer lieber auf stark befahrenen Strecken einsetzten wollte, beispielsweise am Gotthard, stellte sie den Betrieb des «Läufelfingerlis» ein. Der Busersatz, den die SBB organisierte, war für viele Zugreisende kein echter Ersatz. Der Bus braucht für dieselbe Strecke nämlich viel länger, hat deutlich weniger Plätze. Zudem verpassten Reisende in Olten erst noch ihre Anschlüsse.

Warten warten in Buckten aufs Läufelfingerli.
Legende: Passagiere warten in Buckten aufs Läufelfingerli. zvg

Fahrgastzahlen steigern

Und das ausgerechnet auf jener Strecke, über die im Baselbiet die Stimmbevölkerung entschied. Zwei Drittel der Baselbieter Stimmbevölkerung sprachen sich an einer Abstimmung vor zwei Jahren gegen die Stilllegung der S9 aus. Seither versuchen Politikerinnen und Politiker des Homburgertals das «Läufelfingerli» wieder attraktiver zu machen, etwa mit besseren Anschlüssen in Olten. Wenn die SBB jetzt wegen Personalmangel auf der Strecke einfach kurzerhand den Betrieb einstelle, torpediere die Bahn damit alle Bemühungen, wieder mehr Talbewohnerinnen und -bewohner auf den Zug zu bringen, kritisiert SP-Landrätin Sandra Strüby. «Wenn man nicht sicher sein kann, dass der Zug plangemäss fährt, lässt man sich schnell dazu verleiten, das Auto zu nehmen», sagt sie. «Wenn man immer auf dem online-Fahrplan nachsehen muss, ob der Fahrplan auch tatsächlich eingehalten wird, besteht nämlich die Gefahr, dass sich die Leute vom Läufelfingerli abwenden.»

Bei den SBB entschuldigt man sich für den Ausfall der Linie. Wegen Personalmangel müsse man von Tag zu Tag die Situation überprüfen. Beim Entscheid, einen Zug respektive eine Linie ausfallen zu lassen sei immer auch ausschlaggebend, wie viele Reisende betroffen seien, sagt eine SBB-Mediensprecherin.

Kanton will bekommen, was er bezahlt

Dass man bei einem Lokführermangel die Strecke im Baselbiet kurzerhand nicht bedient, kommt auf der zuständigen Bau- und Umweltschutzdirektion schlecht an. Der Kanton bestellt und bezahlt schliesslich den Regionalverkehr, also auch die S9. «Es kann grundsätzlich nicht sein, dass die SBB einfach Lokführer auf Fernverkehrszüge abzieht», sagt Catia Allemann, Sprecherin der Baselbieter Baudirektion.

Der Kampf ums Läufelfingerli

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