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Schulstart im Aargau Lehrer hinter Plexiglasscheiben: Wie finden das die Schüler?

  • In den Schulen gelten nach der Corona-Pause neue Regeln.
  • Im aargauischen Wildegg etwa müssen die Kinder klassenweise draussen warten, bis sie ins Schulhaus gebeten werden. Wichtig ist zudem der Abstand von 2 Metern zu den Lehrpersonen.
  • Anders als an den obligatorischen Schulen geht der Unterricht an den sechs Argauer Kantonsschulen erst am 8. Juni wieder los.
  • Trotzdem beginnen dort in dieser Woche die schriftlichen Kanti-Prüfungen – direkt nach dem Fernunterricht.

Am Montag ist der Unterricht in dern Schweizer Schulen wieder gestartet. Für einige mag es sich wie die Rückkehr nach langen Ferien angefühlt haben. Doch spätestens beim Betreten der Schulhäuser war klar. Es wird kein normaler Unterricht.

Blatt mit Regeln an Türe.
Legende: Disziplin beim Hineingehen, Abstand und Hände waschen: Neue Regeln für den Schulbetrieb. SRF

Dies zeigte sich etwa im Oberstufenschulhaus in Wildegg. Dort sind Plakate angebracht, welche die Schülerinnen und Schüler zur Distanz zu den Lehrern mahnen. In den Pausen sollen sich die zudem Schüler nur in kleinen Gruppen treffen. Und überall im Schulhaus hat es Desinfektionsmittel.

Zettel an Pfosten: Warteraum.
Legende: Die Klassen warten draussen. Auf Anweisung einer Lehrperson können sie ins Schulhaus gehen. SRF

Weiter ruft die Schule die Schüler auf, das Klassenzimmer erst nach dem Lehrer zu betreten. Danach wäscht sich jeder Schüler die Hände. «20 Schüler, 30 Sekunden Händewaschen mit einem Lavabo, das braucht schon recht viel Zeit», erklärt Schulleiterin Elisabeth Abbassi. Diese Zeit nehme man sich aber, um die Schüler an die neuen Hygieneregeln zu gewöhnen.

Plexiglasscheiben um Lehrerpult.
Legende: Corona-Schutz der Marke Eigenbau eines Wildegger Lehrers (links) und die «offizielle» Variante (rechts) SRF

Es gibt jedoch auch noch eine weitere Umstellung. So hat die Schule in Wildegg Plexiglasscheiben rund um die Lehrerpulte aufgebaut. Damit werden die Lehrer quasi von den Schülern abgeschottet. Ein Realschüler nimmt dies jedoch recht locker: «Es fällt gar nicht so auf. Wenn man normalen Unterricht hat, sitzt der Lehrer auch immer dort». Ein anderer findet, man werde sich schon daran gewöhnen. Es ist ein neuer Schulalltag für die Schüler und die Lehrer.

Aus dem Fernunterricht direkt an die Kanti-Prüfung

Box aufklappen Box zuklappen
Mann arbeitet am Computer.
Legende: SRF

Eine schriftliche aber keine mündliche Abschlussprüfung müssen die Abschlussklassen an den Aargauer Kantonsschulen ablegen. Daniel Franz, Rektor der Kanti Baden und Präsident der kantonalen Rektorenkonferenz erklärt, wie es nach der langen Pause weiter geht.

SRF: Rund 1200 junge Menschen beginnen im Aargau diese Woche mit den schriftlichen Kanti-Prüfungen – direkt aus dem Fernunterricht. Sind diese Maturandinnen und Maturanden genug vorbereitet für die Prüfungen?

Ja, das sind sie auf jeden Fall. In anderen Jahrgängen konnte im Präsenzunterricht das Eine oder Andere konkreter fragen oder üben. Auf der anderen Seite hat der aktuelle Jahrgang aber ein wenig mehr Freiraum beim Üben – wenn er sich gut organisiert hat. Andere Jahrgänge hatten bis zur «Uselütete» (letzter Schultag vor Abschlussprüfungen) immer Unterricht. Ich denke deshalb, das hebt sich auf. Zudem ist die Maturprüfung ja nicht über den Stoff der letzten sechs Wochen. Das dreht sich um den Stoff, die Inhalte, die Kompetenzen, welche man in den letzten zwei, drei Jahren erworben hat.

Ich habe von Jugendlichen gehört, dass der Fernunterricht sehr unterschiedlich gewesen sei. Die einen Klassen hätten in einem bestimmten Fach sehr viel gemacht. Andere Lehrpersonen beschränkten sich auf das Minimum. Keine idealen Voraussetzungen für eine schriftliche Matura.

Ich habe das teilweise auch gehört. Mein Eindruck ist, dass es unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, was Fernunterricht ist. Es ist möglicherweise so, dass nicht alle jede Woche bildschirmgestützten Unterricht hatten. Ich weiss aber von Fällen, in denen die Schülerinnen und Schüler in Selbstlern-Modulen arbeiten mussten und dass sie am Bildschirm Fragen stellen konnten. Alles in allem ist es gerade für die 4. Klassen ein Erfahrungsfeld, das zumutbar ist – auch wenn es ein paar Unterschiede gegeben hat. Letztlich ist der grosse Wert, den die Maturandinnen und Maturanden mitnehmen können, dass sie sich in kurzer Zeit beim Lernen gut und selbst organisieren. Um innerhalb einer Woche verschiedene Fächer präsent haben und gute Leistungen abrufen können. Selbständiges Lernen gibt es auch an den Unis.

Das Gespräch führte Stefan Ulrich.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 11.5.2020, 17:30 Uhr ; 

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