Schloss Hilfikon liegt zwischen dem Aargauer Bünztal und dem Seetal, idyllisch auf einem Hügel im Dorf. Das 700-jährige Gebäude gehöre zur Topliga der Aargauer Schlösser, sagt die Aargauer Denkmalpflege. Nur: Der aktuelle Besitzer ist unauffindbar, auch für seine eigene Familie. SRF-Recherchen führen nach Kanada, wo es um Fleisch, tote Lachse und wütende Ureinwohner geht.
Das imposante Schloss ist wertvoll: «Es ist nicht nur ein Ort, der Geschichte darstellt. Von der Anlage, der Grösse, der Ausstattung her, mit den Stuckaturen, den Prägungen aus dem 20. Jahrhundert – das ist definitiv Topliga» sagt Kunsthistoriker Jonas Kallenbach von der Aargauer Denkmalpflege.
Seltener Einblick ins Schloss
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Bild 1 von 4. Als wären die Schlossherren noch da: Die Einrichtung des Barockschlosses steht auch zehn Jahre nach dem Tod der vorherigen Besitzerin noch. Bildquelle: zvg / Archiv Kantonale Denkmalpflege Aargau.
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Bild 2 von 4. Auf dem Flügel wird schon lange nicht mehr gespielt. Bildquelle: zvg / Archiv Kantonale Denkmalpflege Aargau.
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Bild 3 von 4. Die Wurzeln von Schloss Hilfikon gehen ins 13. Jahrhundert zurück. Es ist in Privatbesitz. Bildquelle: zvg / Archiv Kantonale Denkmalpflege Aargau.
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Bild 4 von 4. Die Stuckaturen seien eindrücklich, sagt Jonas Kallenbach von der Aargauer Denkmalpflege. Er durfte als Bauberater der Denkmalpflege als einer der Wenigen ins Schloss. Bildquelle: zvg / Archiv Kantonale Denkmalpflege Aargau.
2015 ist die letzte Besitzerin, Louise Schellenberg, verstorben. Seither ist das Schloss geschlossen. «Nach dem Tod von Frau Schellenberg wurde das Schloss in Stillstand versetzt. Alles ist noch da, als hätte sie das Schloss erst gestern verlassen», weiss Kallenbach. Er durfte das Schloss Hilfikon als einer der Wenigen von innen sehen.
Gemäss Grundbuch gehört das Schloss der Stiftung Schloss Hilfikon. Diese soll das Schloss gemäss Stiftungszweck vermieten und mit den Einnahmen die Ausbildung der Nachkommen der Schellenbergs finanzieren. Im Stiftungsrat ist der Sohn von Louise Schellenberg, Felix Schellenberg, ihr Erbe.
Ausgewanderte Aargauer
Auf der Suche nach ihm führen die SRF-Recherchen nach Kanada, nach Redstone in der Nähe von Vancouver. Dort soll Schellenberg leben. Tochter Barbara Schellenberg gab 2020 der Schweizerisch-Kanadischen Handelskammer ein Interview. Ihre Eltern seien Anfang der 80er-Jahre ausgewandert. Sie hätten eine Farm gekauft und Rinder gezüchtet.
Barbara Schellenberg ist Geschäftsführerin der Firma «Pasture to Plate», von der Weide auf den Teller. Anfragen von SRF an die Firma bleiben unbeantwortet. Weitere Recherchen bestätigen Felix Schellenberg als Sohn von Louise Schellenberg. Er scheint in Kanada in Gerichtsprozesse verwickelt zu sein.
Umweltsünder in Kanada
In staatlichen Dokumenten ist notiert, dass Felix Schellenberg zwischen 2017 und 2020 das Weideland für seine Rinder vergrössert hat. Dafür hat er einen Fluss fast vollständig zugeschüttet.
Im Fluss haben mehrere Lachsarten gelebt, darunter auch geschützte. In drei Gerichtsverhandlungen in den Jahren 2022 bis 2024 bekannten sich Schellenberg und die Baufirma schuldig. Sie müssen rund eine Million kanadische Dollar bezahlen und den Fluss renaturieren.
In einem Online-Zeitungsartikel vom März 2023 wird Tochter Barbara Schellenberg mit den Worten zitiert, dass die Zahlungen geleistet würden: «As for the Company, we are paying the fines, and we are actively remediating as requested by the court.» Felix Schellenberg sei nicht erreichbar, auch nicht für sie als Tochter.
Gut möglich, dass ihr Vater Felix untergetaucht und womöglich auf der Flucht ist. Der zugeschüttete Fluss liegt nämlich auf dem Land der dortigen indigenen Bevölkerung, der Tŝilhqot’in, der «People of the River».
Sie setzten sich dafür ein, dass sie das Recht an ihrem Land zurückerhalten. Er habe das Gelände der indigenen Bevölkerung auseinandergerissen, in einer wertvollen Gegend, wird ein Anführer in kanadischen Medien zitiert.
Solange dieser Streit in Kanada nicht geregelt ist, hat Felix Schellenberg kaum Zeit für Schloss Hilfikon. Das Barockschloss im Aargau bleibt wohl noch länger ein Geisterschloss.