Die ersten SVP-Sektionen spalteten sich 2008 in Bern, Graubünden und Glarus ab – sie gründeten kantonale Ableger der BDP. In diesen drei Kantonen ist die BDP bis heute gefestigt. Sie ist sowohl in den Regierungen als auch in den Parlamenten vertreten. Sie hat dort entsprechendes Personal und ist gut organisiert.
Trotzdem befindet sich die BDP seit den Eidgenössischen Wahlen vor zwei Jahren, bei denen sie zwei Sitze im Parlament verlor, in einer Abwärtsspirale, wie Sarah Bütikofer sagt. Laut der Politikwissenschaftlerin der Universität Zürich hält der 2015 festgestellte Trend an: «Auch bei den kantonalen Wahlen der letzten zwei Jahre verlor die BDP flächendeckend Wähleranteile und Mandate.»
Tatsächlich hat sich die Zahl der BDP-Sitze in den kantonalen Parlamenten seit 2015 halbiert. «Darum sind die Wahlen in Bern, Graubünden und Glarus entscheidend für die Zukunft der Partei», so Bütikofer.
Der Parteipräsident gibt sich kämpferisch
Das weiss auch BDP-Präsident Martin Landolt: «Wir wollen ein Comeback, wir wollen zurück dorthin, wo wir gewesen sind, und wollen dafür vor allem den jungen Menschen im Land aufzeigen, dass wir die Antwort sind, auf etwas, das ganz viele – und immer mehr – Menschen vermissen, nämlich Kompromissfähigkeit, Vernunft und Lösungsorientierung», gibt er sich kämpferisch.
Die BDP will eine fortschrittliche, moderne Partei sein. Während in der Mitte der Parteienlandschaft die Grünliberalen eher eine städtische Wählerschaft ansprechen und die CVP eher eine konservative, zielt die BDP auf eine progressive Landbevölkerung.
Doch diese Botschaft sei nur schwer zu vermitteln, sagt Politikwissenschaftlerin Bütikofer: «Das klingt alles plausibel, ist aber noch keine eigentliche Message.» Sie glaube nicht, dass viele Wählerinnen und Wähler sagen könnten, welche Positionen die BDP in welchem politischen Feld vertrete.
Wie kann man Konsens verkaufen?
Die BDP trennte sich bei der Abspaltung von der SVP auch von deren Stil und schrieb sich den Konsens auf die Fahne. Damit Aufmerksamkeit zu bekommen, sei schwierig, so Bütikofer. Denn das Parteiensystem der Schweiz sei immer stärker polarisiert.
Dazu komme, dass die BDP insgesamt zu zurückhaltend sei: «Sie hat im abgelaufenen Jahr keine 20 Medienmitteilungen verschickt, das ist sehr wenig. So viel schaffen andere Parteien in wenigen Wochen.» Vor allem würden andere Parteien regelmässig auf aktuelle Debatten reagieren und ihre Positionen zu politischen Themen verbreiten.
Es fehlen die Geldmittel
Dass sich die BDP nicht überall einbringen kann, liege an den beschränkten Ressourcen, erklärt Parteipräsident Landolt. «Wenn Sie mir drei Millionen Franken Budget geben, werde ich das in sechs Monaten regeln. Wir haben leider diese Mittel nicht.» Die BDP habe nun auch in personelle Ressourcen investiert, «um die Botschaft zu transportieren und für Prominenz zu sorgen», sagt er.
Trotz aller Sachlichkeit müsse die Partei etwas lauter werden, fordert ihr Präsident. Wie das genau gehen soll, wisse man noch nicht, so Landolt. Für ihn ist allerdings klar: «Wir brauchen dazu auch Unterstützung, wir können das nicht allein. Es braucht Fürsprecher, es braucht Exponenten einer jüngeren Generation.» Diese will die BDP via Social Media ansprechen.
BDP-Wählerbasis aufbauen
Nach dem steilen Start vor fast zehn Jahren – die Partei war von Beginn weg mit Eveline Widmer-Schlumpf im Bundesrat vertreten und genoss viele Anfangssympathien – gelte es nun, Basisarbeit zu leisten, ist Landolt überzeugt. «Wir haben bisher von Wechselwählern gelebt. Wir haben auch erfahren, wie es ist, wenn diese Wechselwähler wieder wegbrechen. Deshalb müssen wir nun unsere eigene Wählerbasis aufbauen.»
Wenn dies gelingt, könnte sich die Position der Partei nach dem Höhenflug bei der Gründung und dem Sinkflug seit 2015 festigen. Gelingt es nicht, ist offen, ob die BDP weiterhin auch auf der nationalen Bühne mitspielen kann, oder ob sie sich auf die drei Gründerkantone beschränken muss.