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100 Jahre Akris Wie ein St. Galler Modelabel die Welt eroberte

Alles begann mit einer Nähmaschine und einer Schürze. Heute macht Akris Mode für Geschäftsfrauen und Schauspielerinnen.

Es gab eine Zeit, da konnte man in St. Gallen in den Zug steigen und direkt nach Paris fahren – und zwar ohne Zwischenhalt in Zürich. Schliesslich wollte man so schnell wie möglich von der einen Mode-Metropole in die andere reisen. Es war die Hochphase der Textilindustrie in der Ostschweiz und St. Gallen war mit seiner weltberühmten Stickerei das Epizentrum dieses Booms. Vor dem Ersten Weltkrieg, also während der Belle Époque, war die St. Galler Stickerei das wichtigste Exportgut der Schweiz.

Just zu dieser Zeit erkannte eine junge Näherin ihre grosse Chance. Alice Kriemler-Schoch arbeitete zunächst in einer Schürzen- und Blusenfabrik in Flawil (SG), wagte aber bald den Schritt in die Selbständigkeit. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie 1922 in St. Gallen eine eigene Schürzenfabrik – und startete mit einer Nähmaschine. Sie holte Cousinen und weitere Nähmaschinen dazu und fertigte Schürzen mit St. Galler-Stickerei für den Alltagsgebrauch. Das heutige Modelabel Akris – benannt nach A lice Kri emler – war geboren.

Promis in Akris

Von der Schürze bis zur Haute-Couture

Schnell schneiderte Alice Kriemler auch Masskleidung für Frauen. Und als die Schürzen in den 1960er-Jahren ohnehin aus der Mode kamen, produzierte das Unternehmen vorwiegend Blusen, Röcke und Mäntel. Unter Alice Kriemlers Sohn Max entwickelte sich das Unternehmen dann Richtung Mode und Haute-Couture, die St. Galler Spitze blieb aber ein wichtiges Element. In den 1980er-Jahren übernahmen die Enkel Albert und Peter Kriemler das Geschäft – Albert als Designer, Peter als CEO.

Die beiden Brüder zündeten den Turbo. 1988 gelang der Durchbruch in den USA, rund um den Globus eröffnete das Unternehmen Boutiquen. Seit 1999 ist Akris Mitglied des französischen Couture-Verbands und das bedeutet: Das Label kann seine Mode an den weltberühmten Prêt-à-Porter Shows von Paris zeigen. Heute gehört Akris in der Mode zur obersten Liga und buhlt mit Chanel, Dior oder Gucci um Kundinnen. Das Unternehmen beschäftigt 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 400 davon in der Schweiz. Sein Wert wird auf 500 Millionen US-Dollar geschätzt.

Berühmte Kundinnen

Doch das Label wäre wohl nicht so bekannt ohne seine berühmten Kundinnen, die quasi als Influencerinnen tätig waren, bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Angefangen bei der ersten Bundesrätin der Schweiz, Elisabeth Kopp, die bei ihrer Wahl 1984 ein Kleid von Akris trug – bis hin zu Fürstin Charlène von Monaco, die sich in einem Kleid des St. Galler Modelabels verlobte. Aber auch Schauspielerinnen wie Nicole Kidman, Angelina Jolie oder Cate Blanchett gehören zu den Fans.

Politikerinnen in Akris

Die unaufgeregte und doch feminine Mode ist nicht nur bei den Stars beliebt, sondern auch bei Wirtschaftsfrauen und Politikerinnen, allen voran Michelle Obama oder Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank. Unvergessen auch Alt-Bundesrätin Doris Leuthards Auftritt bei der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels, an dem sie ein weisses Akris-Kleid mit Löchern trug. Die halbe Schweiz sprach über den «Look», die Fotos der Eröffnungsfeier gingen um die Welt. Beste Werbung für das Modelabel aus der Ostschweiz.

SRF 1, Regionaljournal Ostschweiz, 26.01.22, 17:30 Uhr ; 

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