Sie sind zwischen sechs und zehn Meter lang, ohne Verdeck, in der Regel dunkelbraun und haben – was die Form angeht – seit über 50 Jahren keine wesentlichen Änderungen mehr erfahren. Die Boote des Kilchberger Bootsbauers Boesch. Die Form gleiche einem Porsche 911, sagt Markus Boesch, der die Firma in der vierten Generation leitet. «Man erkennt es auf den ersten Blick.»
Boesch-Boote, lernt man, sind eine Investition fürs Leben und darüber hinaus: Sie werden gerne vererbt, denn sie sind äusserst langlebig. «Wir haben Boote aus unserer Werft, die mit 100 Jahren immer noch auf dem See unterwegs sind.» Von den bisher rund 4000 gebauten Booten seien etwa 3000 immer noch in Betrieb, schätzt Markus Boesch.
Ich bin immer so frech und sage, die Form sieht ein wenig aus wie ein Porsche 911.
Die Langlebigkeit verdanken die Boote dem verwendeten Baumaterial: Mahagoniholz. Nicht ganz unproblematisch, handelt es sich dabei doch um geschütztes Tropenholz. Markus Boesch ist sich dessen sehr bewusst, sagt aber: «Wir kaufen nur Holz aus zertifiziertem Anbau.» Ausserdem brauche man nur sehr wenig, zwei bis drei Baumstämme pro Jahr. Gebaut wird nur auf Bestellung, pro Jahr sind es 15 bis 20 Boote.
Die Firma Boesch setzt bei ihren Booten ganz auf Tradition. Fast alles wird von Hand gemacht. Computergesteuerte Maschinen sucht man in der Werft vergebens. So werden in ein kleineres Boot sechs- bis achthundert Arbeitsstunden investiert. In ein grosses deutlich über 2000.
«Das System hat sich hier nicht sehr verändert», sagt Walter Odermatt, einer der 35 Mitarbeiter. Seit über 40 Jahren baut er die Schiffskörper, etwas anderes wollte er nie machen. Man sehe am Abend, was man gemacht habe. «Wenn die Leute ein Boot kaufen, Freude haben und es behandeln wie ihr Baby, dann bin ich auch zufrieden. Dann habe ich meinen Job gut gemacht.»
Die vielen Arbeitsstunden haben ihren Preis, günstig sind die Schiffe nicht. Ab 170'000 Franken ist man dabei, für das fast zehn Meter lange Flaggschiff St. Tropez blättert die Kundschaft rund 750'000 Franken hin. Gegen Aufpreis werde dann auch mal noch eine Gourmetküche eingebaut, erzählt Markus Boesch. Und zum 100-Jahr-Jubiläum gibt es eine auf 20 Boote limitierte, speziell ausgestattete Sonderserie.
Zur Kundschaft zählten seit jeher auch schillernde Persönlichkeiten wie Romy Schneider, Gunter Sachs oder Udo Jürgens – heute nennt der Firmeninhaber aus Diskretionsgründen keine Namen mehr, nur soviel: «Wir haben Kunden aus allen Gesellschaftsschichten.»
Sein Urgrossvater Jakob Boesch hätte sich die Erfolgsgeschichte vielleicht nicht träumen lassen, als er vor 100 Jahren die vor dem Konkurs stehende Schiffswerft von Treichler & Co. in Kilchberg übernahm. Das Geld dazu erhielt er zum Teil vom Chocolatier Sprüngli, der so sicherstellen wollte, dass sein Boot auch weiterhin betreut wird. Eine glückliche Fügung, die den Grundstein legte für den Erfolg der Firma Boesch.
Trotzdem: Mit der Vergangenheit könne man keinen Blumentopf gewinnen, sagt Markus Boesch unsentimental. «Wir müssen fit bleiben.» Expansionpläne gebe es nicht. «Wir machen das, was wir gut können und das machen wir richtig.» Daran will er festhalten.