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20 Jahre Integrationsförderung Einwandern ist schwierig: «Ich war ganz alleine»

Wie können sich Zugewanderte besser integrieren, wenn sie in der Schweiz ankommen? Luzern arbeitet daran seit 20 Jahren.

Sie habe kaum Kontakte zu anderen Menschen gehabt, erzählt die Äthiopierin Messeret Alem von der Anfangszeit vor neun Jahren, als sie in die Schweiz kam: «Ich war alleine.»

Inzwischen hat sich das für die zweifache Mutter geändert: «Ich habe hier so viele Freunde gefunden.» Mit «hier» meint die junge Frau den Stadtluzerner Verein «Zusammen leben Maihof-Löwenplatz». Es ist eines von vielen Integrationsprojekten, die in den vergangenen zwanzig Jahren in Luzern entstanden sind.

Messeret Alem mit einem ihrer zwei Kinder.
Legende: «Ich habe hier viele Freunde gefunden.» Messeret Alem mit einem ihrer zwei Kinder. Beat Vogt/SRF

Die Jahrtausendwende war in vielen Städten der Schweiz der Startpunkt für organisierte Integrationsförderung. Das sei kein Zufall, sagt Sibylle Stolz. Sie ist seit den Anfängen vor zwanzig Jahren Integrationsbeauftragte der Stadt Luzern und erklärt: «In den 1990er-Jahren gab es eine Wirtschaftskrise und die Kriege im Balkan.» In den Städten realisierte man, dass man die Geflüchteten nicht sich selbst überlassen konnte. Sondern das Zusammenleben aktiv gestalten musste.

Denn die Lage sei anders gewesen als noch in den 1970er-Jahren, als man die ausländischen Arbeitskräfte nach Hause schickte: «Das ging nicht mehr, weil die Menschen mittlerweile über eine Aufenthaltsbewilligung verfügten.»

In ihren zwanzig Jahren Integrationsarbeit habe sich einiges entwickelt, sagt Sibylle Stolz. Am Anfang habe man sich vor allem um Neuzugezogene gekümmert, «später dann schaute man mehr auch auf die Frühförderung der Kinder, damit diese schon vor dem Schuleintritt die Sprache lernen können.» Und dann sei auch noch die Quartierpolitik hinzugekommen: «Wir merkten, dass es ganz wichtig ist, dass sich die Menschen in ihrem Wohnumfeld wohlfühlen und integrieren können.»

Den Beweis dafür liefert der Verein Maihof-Löwenplatz, wo inzwischen bis zu fünfzig Freiwillige mitarbeiten, Zugewanderte und auch Schweizerinnen und Schweizer. Der Verein bietet ein breites Angebot: Ein Treff, um erste Kontakte zu knüpfen, aber auch Aktivitäten wie Yoga, Nähen oder Singen stehen auf dem Programm.

Co-Geschäftsleiterin Silke Busch
Legende: «Ich bin so gut aufgenommen worden hier in Luzern, dass ich dachte, dass ich das gerne weitergeben möchte.» Silke Busch, Co-Geschäftsleiterin des Vereins Maihof-Löwenplatz. Beat Vogt/SRF

Der Verein bietet zudem Sprachkurse an. Von diesen habe sie stark profitiert, sagt Sara Zahid, die von Pakistan in die Schweiz gekommen war: «Ich habe viel, viel gelernt. Sehr gut, die Schule!» Unterrichtet hat sie die Deutsche Silke Busch, die seit über zehn Jahren im Verein aktiv ist und die selber auch erfahren hat, was es heisst, sich zu integrieren: «Ich bin so gut aufgenommen worden hier in Luzern, dass ich dachte, dass ich das gerne weitergeben möchte.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 20.11.2020, 17:30 Uhr

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