Ein Brand, ein Erdbeben, ein goldiger Schatz und ein marodes Münster. Die Historie der St. Ursenkathedrale in der Stadt Solothurn ist reich an Geschichten. An solchen, an die die Solothurnerinnen und Solothurner in diesem Jahr erinnert werden. Denn die Kirche wurde vor 250 Jahren feierlich eingeweiht.
Die Kathedrale aus strahlend weissem Solothurner Kalkstein thront auf einer Anhöhe am östlichen Ende der Altstadt. Sie prägt das Stadtbild wie kein anderes Gebäude und ist doch – verglichen mit den umliegenden mittelalterlichen Gebäuden und Stadttoren – relativ jung.
Allerdings stand am selben Ort schon Jahrhunderte vorher eine Kirche. Bauspuren reichen bis vor das 10. Jahrhundert zurück. 1360, als man die Kirche noch Münster nannte, wurde ein gotischer Turm gebaut. Im 18. Jahrhundert war das Münster allerdings in einem baulich desolaten Zustand. 1708 wurden deshalb erste Entwürfe für einen Neubau gewälzt.
Allerdings dauerte es bis 1762, bis schliesslich mit dem Abriss von Teilen des Münsters begonnen wurde. Ursprünglich war geplant, den gotischen Turm stehenzulassen. Doch während der Abrissarbeiten stürzte der Turm ein. Zum Glück an einem Feiertag, als auf der Baustelle nicht gearbeitet wurde.
Belgische Kathedrale als Vorbild
Danach entbrannte ein Streit um die Baupläne für die neue Kirche. Dabei wurden die ursprünglichen Pläne schliesslich über Bord geworfen. Denn der zur Beurteilung der Pläne beigezogene Experte legte selbst eine Idee vor, wie die Kirche neu gebaut werden könnte.
Die Idee des Tessiner Architekten Gaetano Matteo Pisoni gefiel den Solothurner Machthabenden besser als der ursprünglich verfolgte Bauplan. Dabei erfand der Tessiner das Rad allerdings nicht neu, sondern griff auf Pläne einer anderen Kathedrale zurück, die er kurz davor realisiert hatte – die Kathedrale im belgischen Namur.
Nach elf Jahren Bauzeit wurde die Solothurner Kirche 1773 feierlich geweiht. Ganz grundsätzlich spielt die «Solothurner Zahl» elf bei der heutigen Kathedrale eine wichtige Rolle. So führt die Treppe vor der Kathedrale in drei Mal elf Stufen zur Kirche empor. Es gibt elf Altäre in der Kirche, der Turm ist sechs Mal elf Meter hoch und hat elf Glocken.
Erbaut wurde die Kirche als neue Stiftskirche für das Kloster St. Ursus in Solothurn. 1828 wurde Solothurn schliesslich zum Sitz des Bistums Basel, was die Stiftskirche zur Kathedrale aufwertete. 1853 erschütterte ein Erdbeben Solothurn. Dabei entstanden am Bau etliche Risse, die erst 1917 bei einer umfassenden Renovation behoben wurden.
Der goldene Schatz
2011 entfachte ein Mann in der Kathedrale ein Feuer. Durch den Brandanschlag wurde ein Altar, aber auch der Innenraum der Kirche stark beschädigt. Es entstand ein Sachschaden von 3.5 Millionen Franken. Die Kathedrale wurde daraufhin aufwendig saniert.
Die Pracht der katholischen Kathedrale zeigt sich dabei nicht nur an der mächtigen Fassade oder am prunkvollen Innenraum, sondern auch im Fusse des Kirchenturms. Dort findet sich der Solothurner Domschatz. Dazu gehören Kelche und Statuen aus Gold und Silber. Sie stammen aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit.
Teile des Domschatzes werden heute noch bei Gottesdiensten an hohen Feiertagen als Schmuck des Hochaltars verwendet. Sie kommen auch im Jubiläumsjahr zum Einsatz, in dem die bewegte Geschichte des 250 Jahre alten Solothurner Wahrzeichens gewürdigt und gefeiert wird.