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400 Gemälde Vom Depot ins Wohnzimmer: Basler Kunstschätze im Ausverkauf

Rund 400 Gemälde lagern seit Jahren unbeachtet im Depot des Basler Finanzdepartements. Nun sollen sie verkauft werden.

Die Sammlung ist bunt gemischt: Ölbilder, Skizzen und Zeichnungen von regionalen Künstlerinnen und Künstlern. In einer unscheinbaren Lagerhalle bei Basel lagern die rund 400 Kunstwerke, die einst im Besitz des Finanzdepartements des Kantons Basel-Stadt waren. Die Kunsthistorikerin Isabel Zürcher macht die Werke bereit für den grossen Ausverkauf.

Es gibt Werke, bei denen man sich fragt, warum die Künstler nicht bekannter sind: Es sind so tolle Bilder!
Autor: Isabel Zürcher Kunsthistorikerin

Einige Werke tragen Namen bekannter Künstlerinnen und Künstler aus Basel, andere rätselhafte Signaturen. «Es gibt tatsächlich Werke, bei denen man sich fragt, warum die Künstler nicht bekannter sind: Es sind so tolle Bilder», sagt Zürcher. Sie erhebt im Auftrag des Kantons die wichtigsten Daten zu den Kunstwerken.

Das Gemälde zeigt einen kleinen Jungen, etwa fünf oder sechs Jahre alt, der frontal dargestellt ist.
Legende: Hermann Meyer: Ohne Titel («Der kleine Walti») – Ein skizzenhaftes Porträt aus dem Jahr 1925 zeigt einen jungen Buben in vornehmer Kleidung. Auf der Rückseite steht: «Dem lieben Walti zur Weihnacht 1925». Ein seltenes Porträt in einer Sammlung, die sonst von Landschaftsbildern dominiert wird. zvg

Die Kollektion sei voller Schätze, betont Zürcher. Besonders berührt habe sie ein Porträt eines kleinen Jungen von Hermann Meyer, versehen mit einer Widmung: «Dem lieben Walti zur Weihnacht 1925». Der Junge wirkt darauf wie ein alter Herr, obwohl er erst fünf oder sechs Jahre alt ist. «Das Bild ist mir ans Herz gewachsen», sagt Zürcher. Es ist eines der wenigen Porträts in der Sammlung.

Auch Marguerithe Ammanns Werk «Der Drache» von 1958 ist laut Zürcher ein besonderes Werk. Es lehnt sich an mechanische Skulpturen wie jene von Jean Tinguely an und zeigt einen Drachen, der an einen Basilisken erinnert. Ammann war Illustratorin für die «Vogue» in London – ihre Werke seien sehr empfindlich, aber jenes aus der Sammlung des Finanzdepartements ist gut erhalten.

Das Bild zeigt eine abstrakte Darstellung eines Drachen, gemalt in kräftigen Farben mit Gouache.
Legende: Marguerithe Ammann: «Der Drache» (1958) – ein farbenstarkes Werk, inspiriert von der mythischen Basler Figur Basilisk. zvg

Bis Ende November sollen die Bilder nun ein neues Zuhause finden, die Lagerhalle sich leeren. Ein Teil der Werke geht an lokale Museen oder den Basler Kunstkredit. Andere wurden den Künstlern oder deren Nachfahren zur Rücknahme angeboten.

Es fehlt schlicht das Know-how und die Ressourcen, die Werke fachgerecht zu lagern.
Autor: David Weber Mediensprecher des Basler Finanzdepartements

Rund 300 Bilder bleiben übrig – mit Preisen zwischen 40 und mehreren Tausend Franken. Der öffentliche Verkauf findet Ende November an zwei Tagen auf dem Dreispitzareal statt.

David Weber, Mediensprecher des Finanzdepartements, erklärt den Verkauf wie folgt: «Wir haben keinen Auftrag, eine Kunstsammlung zu kuratieren. Es fehlt schlicht das Know-how und die Ressourcen, die Werke fachgerecht zu lagern.» Deshalb werde die Sammlung des Departements nun aufgelöst.

Das Aquarell zeigt eine Reihe von typischen Arbeiterhäusern im Basler Quartier Breite.
Legende: Rose-Marie Joray: «Arbeiterhäuser» (1986) – Ein lichtdurchflutetes Aquarell zeigt typische Arbeiterhäuser im Basler Quartier Breite. Joray, lange im Schatten ihrer männlichen Kollegen, hat nur wenige Werke hinterlassen. zvg

Bereits vor vier Jahren organisierte Zürcher einen ähnlichen Verkauf für das Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt. Damals bildeten sich lange Schlangen, die Leute standen stundenlang an, um eines der Bilder zu erwerben.

Die vermeintlich wenig attraktiven Werke regionaler Künstler waren schneller weg als wir schauen konnten.
Autor: Isabel Zürcher Kunsthistorikerin

Besonders gefragt waren überraschenderweise nicht die bekannten Namen. «Die vermeintlich wenig attraktiven Werke regionaler Künstler waren schneller weg als wir schauen konnten», erinnert sich Zürcher. Für sie ein Beweis dafür, dass Kunst nicht prominent signiert sein muss, um Menschen zu berühren.

Landschaftsgemälde aus dem Tessin mit feinen Details.
Legende: Hans Sandreuters «Bignasco» (1896) zeigt eine Tessiner Landschaft mit klassizistischen Kompositionselementen. Zwischen den Felsen sind Ziegen zu erkennen. Das Werk zählt zu den ältesten der Sammlung. zvg

Ob «Der kleine Walti» nun endlich einen neuen Platz findet? Kunsthistorikerin Isabel Zürcher hofft es: «Walti hat einen besseren Platz verdient, als ein dunkles Depot.»

Regionaljournal Basel Baselland, 18.9.2025, 17:30 Uhr ; 

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