Die Sammlung ist bunt gemischt: Ölbilder, Skizzen und Zeichnungen von regionalen Künstlerinnen und Künstlern. In einer unscheinbaren Lagerhalle bei Basel lagern die rund 400 Kunstwerke, die einst im Besitz des Finanzdepartements des Kantons Basel-Stadt waren. Die Kunsthistorikerin Isabel Zürcher macht die Werke bereit für den grossen Ausverkauf.
Es gibt Werke, bei denen man sich fragt, warum die Künstler nicht bekannter sind: Es sind so tolle Bilder!
Einige Werke tragen Namen bekannter Künstlerinnen und Künstler aus Basel, andere rätselhafte Signaturen. «Es gibt tatsächlich Werke, bei denen man sich fragt, warum die Künstler nicht bekannter sind: Es sind so tolle Bilder», sagt Zürcher. Sie erhebt im Auftrag des Kantons die wichtigsten Daten zu den Kunstwerken.
Die Kollektion sei voller Schätze, betont Zürcher. Besonders berührt habe sie ein Porträt eines kleinen Jungen von Hermann Meyer, versehen mit einer Widmung: «Dem lieben Walti zur Weihnacht 1925». Der Junge wirkt darauf wie ein alter Herr, obwohl er erst fünf oder sechs Jahre alt ist. «Das Bild ist mir ans Herz gewachsen», sagt Zürcher. Es ist eines der wenigen Porträts in der Sammlung.
Auch Marguerithe Ammanns Werk «Der Drache» von 1958 ist laut Zürcher ein besonderes Werk. Es lehnt sich an mechanische Skulpturen wie jene von Jean Tinguely an und zeigt einen Drachen, der an einen Basilisken erinnert. Ammann war Illustratorin für die «Vogue» in London – ihre Werke seien sehr empfindlich, aber jenes aus der Sammlung des Finanzdepartements ist gut erhalten.
Bis Ende November sollen die Bilder nun ein neues Zuhause finden, die Lagerhalle sich leeren. Ein Teil der Werke geht an lokale Museen oder den Basler Kunstkredit. Andere wurden den Künstlern oder deren Nachfahren zur Rücknahme angeboten.
Es fehlt schlicht das Know-how und die Ressourcen, die Werke fachgerecht zu lagern.
Rund 300 Bilder bleiben übrig – mit Preisen zwischen 40 und mehreren Tausend Franken. Der öffentliche Verkauf findet Ende November an zwei Tagen auf dem Dreispitzareal statt.
David Weber, Mediensprecher des Finanzdepartements, erklärt den Verkauf wie folgt: «Wir haben keinen Auftrag, eine Kunstsammlung zu kuratieren. Es fehlt schlicht das Know-how und die Ressourcen, die Werke fachgerecht zu lagern.» Deshalb werde die Sammlung des Departements nun aufgelöst.
Bereits vor vier Jahren organisierte Zürcher einen ähnlichen Verkauf für das Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt. Damals bildeten sich lange Schlangen, die Leute standen stundenlang an, um eines der Bilder zu erwerben.
Die vermeintlich wenig attraktiven Werke regionaler Künstler waren schneller weg als wir schauen konnten.
Besonders gefragt waren überraschenderweise nicht die bekannten Namen. «Die vermeintlich wenig attraktiven Werke regionaler Künstler waren schneller weg als wir schauen konnten», erinnert sich Zürcher. Für sie ein Beweis dafür, dass Kunst nicht prominent signiert sein muss, um Menschen zu berühren.
Ob «Der kleine Walti» nun endlich einen neuen Platz findet? Kunsthistorikerin Isabel Zürcher hofft es: «Walti hat einen besseren Platz verdient, als ein dunkles Depot.»