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50 Franken mehr Teurere Flugtickets für die Umwelt – Schweizer offenbar bereit

  • Ein grosser Teil der Bevölkerung ist bereit, Folgekosten von Schäden an der Umwelt und bei der Gesundheit von Menschen auf den Preis von Flugtickets draufzuschlagen.
  • Dies zeigt eine repräsentative Umfrage von gfs-zürich im Auftrag der Schweizerischen Energiestiftung (SES).
  • Für einen innereuropäischen Flug werden im Schnitt (Median) 50 Franken als angemessen betrachtet.

Über ein Drittel der Befragten (37 Prozent) wären gemäss der Umfrage bereit, freiwillig 50 Franken und mehr für ein Flugticket zu bezahlen. 60 Prozent sind dafür, dass auch die Luftfahrtindustrie die Mineralölsteuer bezahlen muss und die heutige Befreiung von Kerosin aufgehoben wird. Mit der Folge, dass die Mehrkosten auf Flugtickets übertragen würden.

Denn bis heute ist der internationale Flugverkehr von der Mineralölsteuer befreit. «Das sind internationale Abkommen», sagt Urs Ziegler vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). Die Schweiz könne da keinen Sonderzug fahren.

Die Ausgangslage

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  • In der Schweiz trägt der Flugverkehr rund 20 Prozent zur globalen Erwärmung bei – mit zunehmender Tendenz.
  • Obwohl das Flugzeug das klimaschädlichste Massen-Verkehrsmittel ist, bezahlen Flugpassagiere nichts für die von ihnen verursachten Klimaschäden.
  • Ausserdem geniesst der Flugverkehr zahlreiche Steuer- und Planungsprivilegien, welche dazu beitragen, dass Fliegen viel zu günstig ist.
  • Der Luftverkehr ist befreit von der Mineralölsteuer, zahlt keine Mehrwertsteuer und profitiert von der Quersubventionierung durch die Flughäfen, die vermehrt als Einkaufs- und Dienstleistungszentren fungieren.

«Das reicht nicht»

Anders als für den internationalen Flugverkehr muss für Inlandflüge die Mineralölsteuer bezahlt werden. Der Bund nimmt damit jährlich 40 bis 60 Millionen Franken ein. Dieses Geld fliesst zurück in den Luftverkehr und wird eingesetzt:

  • zu 50 Prozent für Safety-Massnahmen, die Flugzeuge sicherer machen
  • zu 25 Prozent für Security-Massnahmen wie etwa die Terrorismus-Abwehr
  • zu weiteren 25 Prozent für den Umweltschutz.

«Das reicht nicht», sagt GLP-Präsident Jürg Grossen. Er hat im Parlament eine Motion eingereicht und fordert für den Klimaschutz mehr Abgaben für den Luftverkehr: «Grundsätzlich müsste die Mineralölsteuer auf alle fossilen Träger ausgeweitet werden, auch auf Kerosin. Aber wenn das nicht möglich ist im Zusammenhang mit internationalen Abkommen, oder einen grossen Nachteil bietet, dann kann man das auch mit Abgaben auf Flugtickets machen».

«Angesichts der steigenden Emissionen aus dem Flugverkehr ist es absolut unverständlich, weshalb der Flugverkehr als einziger Verkehrsträger keine Abgaben bezahlt», sagt auch Florian Brunner. Er ist Projektleiter Fossile Energien und Klima bei der Schweizerischen Energiestiftung (SES), der Auftraggeberin der Umfrage. Und die Befragung habe auch gezeigt, dass die Schweizer Bevölkerung bereit sei, dies zu ändern.

Die Wissenschaft bestätigt die Wirkung

ETH-Professor Massimo Filippini bekräftigt: «Internationale Studien kommen zum Schluss, dass die Nachfrage nach Flugreisen moderat vom Ticketpreis abhängt. Und sie zeigen auch, dass die Reaktion auf Preisänderungen für lange Strecke stärker ist.»

Kritik äussert Filippini am Modell einer Pauschalgebühr: «Die C02-Emmissionen hängen von der Länge der Strecke ab und das impliziert, dass die CO2-Abgabe auch von der Länge der Strecke abhängig sein sollte.»

Und was denkt die Fluggesellschaft Swiss? «Wenn solch eine Ticketabgabe global orchestriert ist, sind wir offen dafür», sagt Swiss-Mediensprecherin Karin Müller. «Wenn es um nationale Ansätze geht, können wir das nicht unterstützen, weil es sich dabei um wettbewerbsverzerrende Massnahmen handelt.» Es würden vor allem die einheimischen Fluggesellschaften benachteiligt und die negativen Konsequenzen wären auch für die Wirtschaft der Schweiz spürbar, erklärt Müller.

Informationen zur Umfrage

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Die für die Schweiz repräsentative Umfrage wurde von gfs-zürich Markt- und Sozialforschung im Auftrag der Schweizerischen Energiestiftung (SES) durchgeführt. Vom 21. Juni bis 18. Juli 2018 wurden mit Telefoninterviews 1019 Personen in der Deutsch- und Westschweiz ab 18 Jahren befragt.

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