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50 Jahre Patenschaft Götti-Batzen: Das reiche Meggen schickt Geld ins Entlebuch

Die Luzerner Seegemeinde Meggen schickt regelmässig Geld ins Napfdorf Romoos. Profitieren sollen aber beide Gemeinden.

Seit einem halben Jahrhundert besteht die Verbindung zwischen den beiden Gemeinden im Kanton Luzern. Auf der einen Seite ist da Meggen, gelegen an beliebter Lage am Vierwaldstättersee: die mit Abstand tiefsten Steuern im Kanton locken gutbetuchte Menschen an, prachtvolle Villen säumen das Ufer. Auf der anderen Seite Romoos, das kleine Bauerndorf im Entlebuch, etwas abgelegen im bergigen Napfgebiet, eine der ärmsten Gemeinden des Kantons.

Entstanden ist die Freundschaft zwischen den ungleichen Kommunen auf Initiative Meggens. Es war im Jahr 1972. «Meggen schrieb schon damals schöne Überschüsse», sagt der heutige Gemeindepräsident Urs Brücker. Deshalb habe man beschlossen, eine Patengemeinde zu suchen. Die Wahl fiel auf die Entlebucher Gemeinde – «aufgrund gewisser Kontakte, die Megger Bürgerinnen und Bürger zu Romoos hatten.» Seither seien über eine Million Franken geflossen.

Breite Unterstützung des Kantons

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Als 1972 die Patenschaft von Meggen mit Romoos entstand, waren ärmere Gemeinden noch viel mehr auf sich alleine gestellt als heute. Heute ist Romoos eigentlich nicht mehr auf direkte Unterstützung angewiesen, weil der kantonale Finanzausgleich im ganzen Kanton dafür sorgt, dass Geld von reicheren in ärmere Gemeinden umverteilt wird. Trotzdem freut sich die Entlebucher Gemeinde jeweils über den zusätzlichen Zustupf aus der Seegemeinde Meggen.

Im Napfdorf nahm man das Angebot gerne an. Denn gerade, wenn etwas grössere Investitionen anstehen, komme die Gemeinde «schnell an den Anschlag». Das sagt Willi Pfulg. Romoos habe das Geld für unterschiedlichste Projekte erhalten, wie etwa für Strassenprojekte oder für die Renovierung des Gemeindehauses. «Das jüngste Beispiel ist, dass letztes Jahr der Bau des Spielplatzes im Ortsteil Bramboden finanziell unterstützt wurde.»

Kinder machen Volksmusik: Bild von 2012, als Meggen in Romoos zu Besuch war.
Legende: Plakat und musizierende Kinder: So empfing Romoos die Meggerinnen und Megger im Jahr 2012. zvg

Megger Geld fliesst also regelmässig nach Romoos. Was aber kommt zurück, was hat Meggen von der Verbindung mit der Berggemeinde? «Es geht nicht immer nur um Geld, es gibt auch andere Werte», sagt dazu Gemeindepräsident Urs Brücker. «Ich würde das vergleichen mit jemandem, der ein Göttikind hat. Es ist schön, wenn man sieht, wie es sich entwickelt, wenn man hilft.»

Patenschaft mit Berggemeinden

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Hilfe für ärmere Randgebiete – diese Idee existiert auch an anderen Orten und auch schon seit längerer Zeit. Eines der bekanntesten Beispiele ist der gemeinnützige Verein «Schweizer Patenschaft für Berggemeinden». Dieser wurde während des Zweiten Weltkriegs gegründet und setzt sich seither für die Entwicklung der ärmeren Gebiete ein.

Ein wichtiger Fokus des Vereins ist es, die Abwanderung aus Berggebieten zu stoppen, zum Beispiel mit Investitionen in Schulen oder mit der Unterstützung zur Sicherung von Arbeitsplätzen.

Ein anderer, wichtiger Aspekt der Freundschaft mit Romoos sei, dass sie es ermögliche, Einblick in eine andere Lebensrealität zu bekommen. Die Gemeinderäte der beiden Gemeinden treffen sich regelmässig. «Wenn ich sehe, wie die dort oben funktionieren, beispielsweise mit der Kinderbetreuung, mit den Vereinen, wie das Zusammenleben organisiert ist, gibt das wertvolle Inputs», betont Urs Brücker. «Wir können mindestens die Ansprüche, die bei uns gestellt werden, etwas reflektieren. Und auch mal sagen: Es ginge auch anders.»

Foto und Flyer der gemeinsamen Bundesfeier von Romoos und Meggen 1976
Legende: Der Blick ins Megger Archiv bestätigt die langjährige Verbundenheit: Foto und Flyer vom Treffen 1976. zvg

Die 50-jährige Patenschaft wird nun gefeiert. Am 31. Juli hat Meggen die Romooserinnen und Romooser zum Fest auf dem Dorfplatz geladen. Das Angebot komme bestens an, sagt der Romooser Gemeindepräsident Willi Pfulg. «Wir rechneten eigentlich mit rund 150 Personen. Jetzt haben sich aber über 200 angemeldet.» Das ist rund ein Drittel aller Einwohnerinnen und Einwohner, der sich Apéro, Abendessen und Unterhaltungsprogramm nicht entgehen lassen will. Und die Rechnung? Die übernimmt selbstverständlich die Göttigemeinde.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 28.07.2022, 17:30 Uhr ; 

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