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5500 Höhenmeter an einem Tag Ultra-Triathlet: Gegen die Tochter hat «Mr. Inferno» keine Chance

Die Blütezeit von Multisport-Anlässen wie dem Berner Inferno-Triathlon ist vorbei. Nicht aber für die Baumgartners.

Er gilt als einer der anspruchsvollsten Wettkämpfe in der Schweiz: der Inferno-Triathlon im Berner Oberland. 5500 Höhenmeter und 155 Kilometer müssen die Athletinnen und Athleten auf der Strecke vom Thunersee bis aufs Schilthorn überwinden – schwimmend, auf dem Rennvelo, per Mountainbike und zu Fuss.

Menschen mit Jogging-Schuhen in den Bergen
Legende: Der Inferno Triathlon startet am Thunersee und führt bis aufs Schilthorn. Keystone/Alessandro della Valle

Am Samstag findet der Inferno-Triathlon zum 25. Mal statt. Und zum 25. Mal mit dabei ist der 49-jährige Beat «Bidu» Baumgartner aus Mirchel im Berner Emmental. Er ist der einzige Athlet, der bei jeder Ausgabe am Start war und auch ins Ziel gekommen ist.

Jedes Jahr kommt der Moment, in dem ich mich frage, weshalb ich für das Startgeld bezahle.
Autor: Beat Baumgartner Teilnehmer Inferno-Triathlon

Selbstverständlich sei dies nicht. «Jedes Jahr lande ich während des Wettkampfs in einem Loch», sagt Beat Baumgartner. Da frage man sich jeweils schon, weshalb man Startgeld bezahlt habe. Aber plötzlich sei man wieder aus dem Loch draussen und die Welt sehe wieder besser aus.

Multisport-Anlässe nicht mehr so hoch im Kurs

Box aufklappen Box zuklappen
Menschen in Neopren-Anzügen und Badekappen stehen im See
Legende: Der Boom der Multisport-Anlässe ist vorbei. Keystone/Lukas Lehmann

Die 333 Startplätze am diesjährigen Inferno-Triathlon sind nicht ausverkauft. Das war um die Jahrtausendwende noch anders, sagt OK-Präsident Kaspar Grünig: «Die Startplätze waren damals schnell weg.» Die Sportwelt habe sich mittlerweile verändert, Multisport-Anlässe seien nicht mehr so gefragt.

So fand beispielsweise der 1998 gegründete Gigathlon im vergangenen Jahr zum letzten Mal statt. Die Veranstaltung sei nicht mehr finanzierbar gewesen, so die Veranstalter.

Tochter Leonie Baumgartner hat schon ganz früh Wettkampf-Luft geschnuppert: Bereits als Einjährige überquerte sie die Ziellinie des Inferno-Triathlons auf dem Schilthorn – auf den Schultern des Vaters.

Vater und Tochter
Legende: Leonie Baumgartner macht beim Inferno-Triathlon eine bessere Zeit als Papa Beat Baumgartner. SRF/Leonie Marti

Ihr blieb also fast nichts anderes übrig, als sich mit dem Wettkampf anzufreunden.

Fixpunkt in der Familienagenda

«Der Inferno-Triathlon ist ein Fixpunkt in unserer Familienagenda», sagt die heute 22-Jährige. Mit ihrer Mutter und den fünf Brüdern habe sie stets mit dem Vater mitgefiebert. Genervt habe sie sich nie. «Zum Glück war das Wetter meistens gut».

2019 startete Leonie Baumgartner dann erstmals alleine am Inferno Triathlon – just an ihrem 18. Geburtstag. Die Teilnahme am Ultrawettkampf als Solo-Athletin ist erst ab 18 Jahren erlaubt. «Das war ein genialer Tag, den werde ich nie vergessen», so Leonie.

Tochter mittlerweile schneller als Vater

Am ersten gemeinsamen Wettkampf überquerte Leonie die Ziellinie noch hinter Beat. Mittlerweile hat sie den Papa überholt. «Dass Leonie vorne ist, ist eigentlich ein besseres Gefühl», sagt Beat Baumgartner. So könne er ihr beispielsweise bei einer Velopanne helfen.

Schön wäre, wenn wir die Ziellinie einmal gemeinsam überqueren könnten.
Autor: Leonie Baumgartner Teilnehmerin Inferno-Triathlon

Leonie freut sich darüber, dass sie die Zeit des Vaters geschlagen hat. Aber da sei noch ein Traum: gemeinsam die Ziellinie auf dem Schilthorn zu überqueren, dieses Mal aber nicht auf den Schultern des Vaters, sondern im Sportdress. Beat Baumgartner aber lacht: «Ich glaube, dieser Traum geht nicht mehr in Erfüllung. Ich werde nur noch langsamer.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17.8.2023, 17:30 Uhr ; 

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