Es ist ein «Gebirge aus Beton»: Die Betreibergesellschaft der Staumauer Grande Dixence im Wallis feiert 2025 ihr 75-jähriges Bestehen – ein Meilenstein der Schweizer Energiegeschichte.
Das gewaltige Bauwerk im Val d' Hérens versorgt das Land nicht nur mit Strom, sondern erzählt auch von einem aussergewöhnlichen Kraftakt in der Nachkriegszeit.
Das sind die eindrücklichsten Bilder und Fakten zur 285 Meter hohen Mega-Staumauer
1. Mit 285 Metern höchster Schwergewichtsdamm der Welt
Mit 285 Metern ist die Grande Dixence die höchste Schwergewichtsmauer der Welt. Beat Imboden, Geschäftsführer der Grande Dixence SA, die zu Alpiq gehört: «Die Planung begann bereits während des 1. Weltkriegs. Der Bund wählte den Standort im Wallis, weil es dort am meisten Gletscher und Wasser gibt.»
2. Eine Bauzeit von 14 Jahren – ein Kraftakt unter extremen Bedingungen
Die Bauarbeiten an der heutigen Staumauer begannen 1951 und dauerten bis 1965, als das gesamte Kraftwerk eingeweiht wurde. Mehr als 3000 Männer und Frauen waren auf der Baustelle tätig – Tag und Nacht, unter schwierigsten Bedingungen: Kälte, Wind, Schnee – aber auch brennender Sonne hoch oben im Gebirge.
Impressionen vom Bau der Grande Dixence
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Bild 1 von 7. Bis zu 3000 Arbeiter schufteten auf der Baustelle. Dementsprechend wichtig war deren Verpflegung. Bildquelle: Keystone/Photopress-Archiv.
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Bild 2 von 7. Ein Arbeiter entlädt einen Materialzug bei einem Unterwerk. Bildquelle: Keystone/Photopress-Archiv.
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Bild 3 von 7. Tausende Tonnen Beton wurden in der Staumauer verbaut. Bildquelle: Keystone/Photopress-Archiv.
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Bild 4 von 7. Die Bauarbeiten dauerten rund 15 Jahre. Bildquelle: Keystone/Photopress-Archiv.
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Bild 5 von 7. Die Arbeiter wohnten in Barackendörfern unweit der Staumauer. Bildquelle: Keystone/Photopress-Archiv.
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Bild 6 von 7. Zuflüsse aus verschiedensten Tälern: Über 100 Kilometer Stollen wurden in den Berg gebohrt. Bildquelle: Keystone/Photopress-Archiv.
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Bild 7 von 7. Lastwagen transportierten Material ab. Bildquelle: Keystone/Photopress-Archiv.
Viele Arbeiter stammten aus dem Wallis, einige aus dem Ausland. Imboden erzählt: «Oft begegnen mir Leute, die sagen: Mein Grossvater, mein Vater oder mein Grossonkel hat da gearbeitet. Es ist ganz klar ein Werk von allen Wallisern.»
Die Lebensverhältnisse der Arbeiter waren hart: Sie lebten in Barackensiedlungen in der Nähe der Baustelle. Die medizinische Versorgung war rudimentär, Arbeitsunfälle häufig.
3. Mehr als 100 Kilometer Stollen – gebaut ohne Laser, ohne Drohnen
Das Wasser stammt aus 75 verschiedenen Wasserfassungen– verbunden durch ein rund 100 Kilometer langes Stollensystem, das tief unter Gletschern und Felsen verläuft.
Es sei ein gigantisches System, aber sehr angepasst an Natur und Landschaft gebaut worden, so Imboden. «Die Staumauer und der See sind sichtbar – aber alles andere wurde grösstenteils unterirdisch gebaut.»
Die Tunnels wurden mit einer maximalen Neigung von zwei Promille über Dutzende Kilometer durch den Fels geführt – «eine unglaubliche Ingenieurleistung mit einfachsten Hilfsmitteln», betont Imboden. «Keine Drohnen, keine Lasermesssysteme. Trotzdem ist ein System entstanden, das heute noch hervorragend funktioniert», sagt Imboden.
4. Rund 400 Millionen Kubikmeter Speichervolumen
Hinter der Mauer staut sich der Lac des Dix mit bis zu 400 Millionen Kubikmetern Wasser. Diese Wassermassen werden durch natürliche Zuflüsse und ein ausgeklügeltes System aus Stollen gespeist. Fun Fact: Walliser Winzerinnen müssten 8000 Jahre lang all ihren produzierten Wein in den See schütten, um ihn zu füllen.
5. So viel Strom wie ein AKW
Das Wasserkraftwerk Grande Dixence produzierte 2024 laut Alpiq rund 3 Terawattstunden Strom. Das entspricht der Produktion eines mittelgrossen AKW.
6. Rückgrat der Stromversorgung – und neue Stausee-Pläne
Rund ein Fünftel der nationalen Speicherkapazität für Wasserenergie entfällt auf die Grande Dixence. Besonders in Trockenperioden oder bei hoher Last im Winter liefert sie flexibel Strom.
Die Grande Dixence SA will nun ob Zermatt eine neue Staumauer bauen – dieser Gornerli-Stausee soll auch Hochwasser vorbeugen und dem Wallis seine Energiezukunft sichern. Das Projekt ist aber umstritten.