Heute vor 75 Jahren wurde in San Francisco die Charta der Vereinten Nationen unterzeichnet. Die UNO war geboren; nach dem Modell, das die USA, die Sowjetunion und Grossbritannien entworfen hatten. Mit der Kandidatur für den Sicherheitsrat habe die Schweiz ein wichtiges Projekt, sagt Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
Simonetta Sommaruga
Alt Bundesrätin
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Simonetta Sommaruga wurde 1960 geboren. In Luzern liess sie sich zur Pianistin ausbilden. Ihre Konzerttätigkeit und pädagogische Arbeit führte Sommaruga am Konservatorium in Freiburg weiter. Ab 1993 war sie Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, von 2000 bis 2010 deren Präsidentin. Sommaruga war zwischen 1997 und 2005 Gemeinderätin in Köniz und von 1999 bis 2003 Nationalrätin. Von 2003 bis 2010 vertrat die SP-Politikerin den Kanton Bern im Ständerat. Sie war von November 2010 bis Ende Dezember 2022 Bundesrätin. Bis 2018 leitete Sommaruga das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD). Anschliessend war sie Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).
Bild: Keystone/Urs Flüeler
SRF News: In der UNO-Charta steht das Wort «Friede» an 52 Stellen. Dennoch gab es in letzten 75 Jahren viele Kriege. Ist das Jubiläum trotzdem ein Grund zum Feiern?
Simonetta Sommaruga: Es ist ein Grund, sich zu erinnern, weshalb es die UNO gibt und wie wichtig sie nach wie vor ist. Selbst wenn sie nicht erreichen konnte, dass es keine Kriege mehr gibt. Immerhin hat es keinen weiteren Weltkrieg gegeben. Die UNO ist die einzige Plattform überhaupt, auf der sich alle Länder austauschen können. Sie hat an vielen Orten friedensfördernd gewirkt.
Die UNO und die WHO gerieten jüngst unter Beschuss, gerade wegen Corona. Hatten Sie auch das Gefühl, es fehle an Führung?
Führung kann man nur übernehmen, wenn die Staaten zu gemeinsamen Lösungen bereit sind. Die UNO hat Reformbedarf. Es ist nicht mehr die gleiche Welt wie vor 75 Jahren. Wir leben vielleicht sogar in einer Welt, wo Einigungen zwischen Grossmächten besonders schwierig zu finden sind. Doch was wäre die Welt ohne UNO? Sie ist zwar weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber ohne die UNO wäre die Welt noch viel schlechter dran.
Die UNO ist zwar weit entfernt davon, perfekt zu sein. Aber was wäre die Welt ohne die UNO?
Wo müsste am schnellsten reformiert werden?
Die Schweiz hat immer wieder Reformen eingefordert. Es geht um mehr Effizienz. Es geht aber auch um eine stabile Finanzierung, damit die UNO nicht zum Spielball von momentanen Konflikten zwischen einzelnen Mächten wird. Die Schweiz kann Anregungen geben. Denn wir sind ein Staat, der zeigt, wie man mit verschiedenen Kulturen, Sprachen und unterschiedlichsten Wahrnehmungen Lösungen finden kann.
Historische Reden vor der UNO
Die Schweiz ist seit 2002 Mitglied der UNO. Im Schweizer Alltag ist sie kaum ein Thema. Ist das gut oder schlecht?
Es ist heute unumstritten, dass die UNO-Mitgliedschaft eine gute Sache ist. Im Fokus sind vermehrt einzelne Unterorganisationen wie etwa die WHO in der Corona-Pandemie. Die Schweiz hat ein grosses Projekt als Kandidatin für den UNO-Sicherheitsrat für 2023/24. Wir trauen uns zu, im UNO-Sicherheitsrat eine Rolle spielen zu können.
Wir trauen uns zu, im UNO-Sicherheitsrat eine Rolle spielen zu können.
Kritiker der Kandidatur verweisen auf die Schweizer Neutralitätspolitik. Käme die Schweiz nicht in Teufels Küche?
Das wurde abgeklärt und auch im Parlament mehrfach diskutiert. Das Parlament unterstützt die Kandidatur. Die UNO-Charta-Ziele Frieden und Sicherheit entsprechen dem, was in der Bundesverfassung steht. Im UNO-Sicherheitsrat entscheiden wir natürlich mit, können aber auch Einfluss nehmen. Als Bundespräsidentin habe ich bei vielen internationalen Kontakten immer wieder gemerkt, dass der Beitrag der Schweiz zu friedensfördernden Massnahmen weltweit geschätzt wird.
Der Beitrag der Schweiz zu friedensfördernden Massnahmen wird weltweit geschätzt.
Aber muss die Schweiz nicht Position beziehen?
Das stimmt. Aber Neutralität heisst ja nicht per se, dass man keine Position bezieht. Aber man ist zum Beispiel bereit, verschiedene Aspekte miteinzubeziehen und als Brückenbauerin zu vermitteln. Zudem muss die Schweiz nicht bei allen Aktionen mitmachen. Österreich und Schweden konnten eine gute Rolle spielen und ihre Neutralität behalten. Ich habe also keine Sorge, denn die Schweiz versteht ihre Rolle auch immer wieder darin, zu vermitteln. Ich will das nicht überschätzen, aber es ist das, was die Schweiz glaubwürdig macht.
Das Gespräch führte Beat Soltermann.
Echo der Zeit, 25.06.2020, 18:00 Uhr
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