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87-jährig verstorben Zürcher FDP-Politikerin Vreni Spoerry ist tot

  • Die Zürcher FDP-Politikerin Vreni Spoerry ist am 29. Mai im Alter von 87 Jahren gestorben.
  • Das bestätigt der Zürcher Stadtrat und Präsident der FDP Zürich Filippo Leutenegger im Namen der kantonalen FDP und damit einen Bericht der Tamedia-Zeitungen.
  • Die «eiserne Lady» des Zürcher Wirtschaftsfreisinns war während 20 Jahren als National- und Ständerätin in der eidgenössischen Finanzpolitik äusserst einflussreich.

«Wir trauern um eine grosse liberale Frau, die für die Schweiz viel geleistet hat», sagte Leutenegger auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Spoerry sei nahe bei den Menschen gewesen, ohne abzuheben, so der Präsident der FDP des Kantons Zürich weiter.

Die FDP Schweiz nahm mit grosser Trauer Abschied von «einer engagierten Politikerin und geschätztem Mitglied der FDP», wie sie auf X mitteilte. Parteipräsident Thierry Burkart schrieb dort, die Schweiz habe Spoerry viel zu verdanken.

Die am 8. März 1938 geborene Juristin Vreni Spoerry stieg relativ spät in die Politik ein, machte danach aber eine Bilderbuchkarriere. Politische Ämter hatte sie nur übernommen, wenn sich diese mit ihrer Aufgabe als Hausfrau und Mutter von drei Kindern vereinbaren liessen.

Ältere Frau steigt aus Auto.
Legende: Vreni Spoerry galt in der hiesigen Finanzpolitik während Jahrzehnten als äusserst einflussreich. (2007) KEYSTONE/Steffen Schmidt

Die FDP-Politikerin startete ihre politische Laufbahn 1978 mit 40 Jahren als Gemeinderätin in Horgen ZH. Ein Jahr später wurde sie ins Kantonsparlament gewählt, das sie 1983 nach ihrer Wahl in den Nationalrat wieder verliess.

Vreni Spoerry – ein politisches Leben in Bildern

Spoerry profilierte sich als Finanz- und Wirtschaftspolitikerin. Als stramme Verfechterin der liberalen Marktwirtschaft hing ihr bald das Etikett einer «eisernen Lady» an – in Anlehnung an die damalige Premierministerin Grossbritanniens, Margaret Thatcher.

Nationalrätin mit Wirtschaftsmacht

Die Vertreterin des Zürcher Freisinns war die erste Frau in Verwaltungsräten von grossen Schweizer Unternehmen. 1986 wurde Spoerry Verwaltungsrätin bei der damaligen Kreditanstalt (später Credit Suisse), zwei Jahre später nahm sie Einsitz im Verwaltungsrat der Swissair.

Gemessen am Kapital, das sie mit ihren Verwaltungsratsmandaten repräsentierte, war Spoerry während Jahren das Parlamentsmitglied mit der grössten Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig entwickelte sie sich in Bundesbern zu einer heimlichen Bundesratskandidatin.

1995, nach dem Rücktritt von SP-Bundesrat Otto Stich, wollten Teile der FDP die Zauberformel sprengen und Spoerry in die Landesregierung boxen. Das Vorhaben scheiterte aber deutlich.

Im selben Jahr liess sich Spoerry vom National- in den Ständerat wählen. In der Kleinen Kammer vertrat sie den Kanton Zürich bis im Herbst 2003. Danach zog sie sich aus der Politik zurück.

Symbol des Niedergangs des Freisinns

Schon ab Mitte der 1990er-Jahre sank der Stern der Politikerin langsam. Nach den Rücktritten von FDP-Grössen wie Ulrich Bremi, Richard Reich oder Peter Spälty war Spoerry die letzte Vertreterin der einst einflussreichen «Fraktion Bahnhofstrasse».

Besonders einsam wurde es um Spoerry im Zusammenhang mit dem Grounding der Swissair im Oktober 2001. Als Verwaltungsrätin der SAirGroup geriet auch sie in die Kritik. Ihr wurde vorgeworfen, Exponentin der «Filzpartei FDP» zu sein. In der Öffentlichkeit wurde auch die FDP für das Swissair-Debakel verantwortlich gemacht.

Das Ende der SAirGroup war ein Grund, weshalb die FDP in der Folge eine Wahlschlappe nach der anderen einstecken musste. Insofern war Spoerrys Rückzug aus Politik und Wirtschaft auch ein Symbol des Niedergangs des einst so stolzen Zürcher Freisinns.

SRF 4 News, 02.06.2025, 19:00 Uhr ; 

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