Wegen Grossveranstaltungen wie dem Eurovision Song Contest (ESC) muss das Basler Jugendkulturfestival (JKF) in diesem Jahr leiser daherkommen. Statt wie gewohnt mit 100 Dezibel dürfen die Konzertbesucher und -besucherinnen auf dem Barfüsserplatz im September nur mit maximal 96 Dezibel beschallt werden.
Grundlage dafür sind die sogenannten Lärmkontingente – eine Art jährliches Lärmlimit pro Veranstaltungsort in der Innenstadt, eingeführt zum Schutz der Anwohnerinnen und Anwohner.
Basel erlebte Mitte Mai ein Riesenfest: Konzerte, Karaoke, ein Umzug durch die Stadt – der ESC sorgte für ausgelassene Stimmung. Doch das hat Folgen: Der Megaevent hat einen grossen Teil des Lärmkontingents aufgebraucht. Nun müssen andere Veranstaltungen zurückstecken.
Es fühlt sich nicht gut an – gerade weil es die Jugend trifft.
Für Laurin Hoppler, Grossrat aus Basel-Stadt (junges grünes Bündnis JGB) und Co-Präsident des JKF, ist das ein schmerzhafter Kompromiss: «Es fühlt sich nicht gut an, dass wir uns zurücknehmen müssen – gerade weil es die Jugend trifft», sagt er.
Beim Kanton betonen die Verantwortlichen, es handle sich um eine freiwillige Massnahme. Auf Anfrage schreibt die zuständige Amtsstelle: «Das ist nur möglich, weil sich einige Veranstalter wie das Jugendkulturfestival und Imagine zu Gunsten der Grossveranstaltungen freiwillig hinsichtlich Lautstärke und Dauer dieses Jahr einschränken.»
Auch Frauen-EM muss zurückstecken
Doch nicht nur das JKF, sondern auch die Frauen-Fussball-EM, bei der die Stadt Basel als eine der Hauptgastgeberinnen auftritt, ist betroffen. Während der Konzerte und Liveübertragungen während der Women's Euro auf dem Barfüsserplatz gelten ebenfalls strengere Lärmvorgaben.
Jo Vergeat, Grossrätin (Grüne) und aktiv im Verein «Kulturstadt Jetzt», stellt die Verhältnismässigkeit infrage: «Natürlich war der ESC ein tolles Ereignis für Basel. Aber wenn dafür die Jugendkultur oder die Frauen-EM zurückstecken müssen, ist das problematisch.»
Sie fordert, dass der Kanton auch ohne Megaevents wie den ESC mehr Spielraum für kulturelle Veranstaltungen schafft. Denn: Ein Unterschied von vier Dezibel ist hör- und spürbar. Technikerinnen bestätigen: Weniger Lautstärke bedeutet weniger Energie, weniger Emotionen, weniger Wirkung.
Balance zwischen Anwohnern und Kultur
Der Fall zeigt, wie begrenzt der öffentliche Raum für Kultur in Basel ist. Die Behörden müssen dabei nicht nur die Bedürfnisse der Veranstalter, sondern auch jene der Anwohnerschaft berücksichtigen. Die Lärmkontingente wurden denn auch genau zu diesem Zweck eingeführt.
Laurin Hoppler hofft, dass das JKF 2027 wieder mit voller Lautstärke stattfinden kann. Der Kanton signalisiert Bereitschaft – sofern das Kontingent es zulässt. Doch die Diskussion ist lanciert: Wie kann Basel eine lebendige, vielfältige Stadtkultur ermöglichen, ohne dass die einen für die anderen leiser werden müssen?
Im Basler Parlament liegt bereits ein erster politischer Vorstoss auf dem Tisch.