Der Frühlingsmarkt im baselländischen Sissach wird seinem Namen gerecht: Strahlender Sonnenschein, frühlingshafte Temperaturen und rundum zufriedene Gesichter bei Besucherinnen und Besuchern – aber auch unter den Standbetreiberinnen und Standbetreibern. «Endlich ist wieder Markt im Dorf», freut sich eine Besucherin.
Doch die Freude bei den Marktfahrerinnen und Marktfahrern ist getrübt. Verschiedene Märkte in der Region Basel wurden nämlich abgesagt, obwohl der Bundesrat Märkte mit Schutzkonzept seit dem 1. März wieder erlaubt. So finden in der Region zwei wichtige Märkte nicht statt: Lausen und Arlesheim.
Enttäuschung über Absagen
Nadine Waltzer, Co-Präsidentin des Schweizerischen Marktverbands Nordwestschweiz ist enttäuscht: «Wir verstehen nicht, dass es in Sissach funktioniert und in Lausen nicht.» Märkte fänden unter freiem Himmel statt, anders als Einkäufe in Einkaufszentren. Man wolle mit den Gemeinden, die ihre Märkte abgesagt haben, nochmals das Gespräch suchen und hoffe auf Einsicht.
Für Thomas Weber, Präsident des Gewerbevereins, der den Markt in Lausen organisiert, ist jedoch klar, dass es bei der Absage bleibt. Im Gegensatz zu Sissach beteilige sich in Lausen auch das Gewerbe am Markt. Für die lokalen Unternehmen stehe dabei die Kundenpflege und die eigene Präsentation im Vordergrund. Dabei gehe es auch gesellig zu und her: «Da wird getrunken und gegessen und es kommen viele Leute an einen Stand. Das kann zu Situationen führen, die man dann nicht mehr unter Kontrolle hat», erklärt Weber.
Viele haben ihr Erspartes aufgebraucht.
Für die Markttreibenden sind jedoch auch Gewerbemärkte wie in Lausen wichtig; mussten sie doch im letzten Jahr ihre Stände regelmässig zu Hause lassen. Herbst- und Weihnachtsmärkte wurden ersatzlos gestrichen. «Viele haben ihr Erspartes aufgebraucht. Sie leben nun vom Geld, das eigentlich für die Pension gedacht war», sagt Nadine Waltzer.
Ähnlich wie in der Region Basel zeigt sich das Bild in der übrigen Schweiz. «Rund die Hälfte der Märkte werden abgesagt, obwohl sie stattfinden könnten», schätzt Jürg Diriwächter, Präsident des Schweizerischen Marktverbands. Er appelliert an die Organisatoren der Märkte und die Bewilligungsbehörden, Märkte unbedingt zuzulassen, allenfalls reduziert: «Jeder Stand zählt. Hinter jedem steht mindestens ein Arbeitsplatz.»
Immer wieder komme es vor, dass die Absage in einer Gemeinde Folgen auf andere hat, so Diriwächter: «Ab- aber auch Zusagen haben Signalwirkung. Viele Gemeinden schauen zuerst, was die anderen machen und passen ihren Entscheid dann an.»
Jeder Stand zählt. Hinter jedem steht mindestens ein Arbeitsplatz.
«Wir haben keine Planungssicherheit und das ist ein riesiges Problem», ergänzt einer der Marktfahrer in Sissach. Dazu komme, dass auch bei der Durchführung eines Marktes, die Besucherzahlen noch nicht so hoch sind wie vor der Pandemie. «Die Leute sind immer noch sehr zurückhaltend.» Dennoch geniesse er den ersten Markttag in Sissach und freue sich auf jeden einzelnen Kunden.
Solidarität und Einbahnverkehr
Diese kommen an dem warmen Frühlingstag in Sissach nicht nur, um wiedermal Marktluft schnuppern zu können oder sich einen weiteren Gemüsehobel zu besorgen, sondern auch aus Solidarität zu den Marktleuten. «Mir ist wichtig, dass man die Marktfahrer unterstützt», sagt eine Besucherin. Sie zieht ihre Gesichtsmaske über die Nase und geht weiter zum nächsten Stand: Im Einbahnverkehr, so wie dies im Schutzkonzept vorgeschrieben wird.