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Abbruch der Berner Festhalle Von den Stones zur Kelly Family: Die Festhalle war für alle da

Das Berner Rockmonument hat nach 75 Jahren ausgedient. Ein Neubau soll wieder grosse Namen und Shows anlocken.

Schön war sie nie, die Berner Festhalle, die nun der Abrissbirne zum Opfer fällt. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als Provisorium errichtet, sie war ein grauer Betonklotz und versprühte den Charme einer Baracke.

Und trotzdem: Für ganze Generationen von Bernerinnen und Bernern war sie der Rocktempel schlechthin.

Mick Jagger singt in Richtung Kamera, die Band spielt. Sie tragen bunte Kleidung.
Legende: Mick Jagger und die Rolling Stones 1973 auf der Bühne der Berner Festhalle. Die «Berner Zeitung» beschrieb den Auftritt damals als «massenhysterisches Phänomen». Keystone/str

In den 1970er-Jahren spielten hier die Rolling Stones (1973), Johnny Cash gab sich die Ehre (1975) und Boney M. standen auf der Bühne (1978).

Strom-Gitarren und Schunkellieder

In den 1980ern liessen die Elektro-Gitarren von The Clash (1984) und Metallica (1988) die Stützpfeiler erzittern. In den 1990er-Jahren war Schunkeln angesagt: Zu «Honest Worker» von der Kelly Family (1991) und «Se bastasse una canzone» von Eros Ramazotti (1990) – die Sanität war stark gefordert, so manchem Teenager-Herz war die Aufregung wohl zu viel, wie die SRF-Sendung 10vor10 damals berichtete.

Mehrere tausend Besucher:innen warten auf den Einlass. Mädchen halten Schilder in die Höhe.
Legende: Im November 1991 machte der rote Bus der Kelly Family Halt bei der Berner Festhalle. Keystone/Alessandro Della Valle

Für besonderes Aufsehen hatten aber bereits 1968 die Brüder Gibbs mit ihrer Formation «Bee Gees» gesorgt – obwohl sie für ihre Schmusesongs bekannt waren, gab es bei ihrem Berner Konzert eingeschlagene Fensterscheiben und Verletzte.

«Die Festhalle war damals noch bestuhlt. Einige machten aus den Stühlen Kleinholz», erzählt Konzertveranstalter Patrick Linder, der das Konzert selber miterlebte.

Konzertaufnahme von den Bee Gees, Sänger Barry Gibb hat ein Mikrofon in der Hand.
Legende: Die «Bee Gees» entdeckten 1968 in Bern ein neues Publikum. Sänger Barry Gibb trägt übrigens keinen «Sennen-Mutz» auch wenn die Weste auf den ersten Blick so aussieht. Keystone/Photopress-Archiv/Widmer

Danach war die Halle für Live-Musik gesperrt, doch Patrick Linder gelang es trotzdem, Jahre später, dort wieder Konzerte zu veranstalten. Als erste Band holte er 1971 die britische Band Jethro Tull nach Bern.

«Dafür musste ich aber eine spezielle Versicherung über einen fünfstelligen Betrag abschliessen», so Linder. Idealismus und viel Risiko, so könne man diese Zeit beschreiben.

Nach dem Tanzschweiss kam die Corona-Impfung

Während die Bands auf der Bühne für grosse Gefühle sorgten, wurde die Festhalle immer älter und maroder. Neue Grossveranstaltungen fanden in der Halle ein Zuhause: So lockte etwa das Barstreet Festival während 20 Jahren Trink- und Feierlustige auf die Berner Allmend. Bis auch diese Events nicht mehr stattfinden konnten – der Brandschutz war nicht mehr gewährleistet.

Ein unerwartetes Comeback gab die «alte Dame» dann in der Pandemie: Zuerst fanden die Stadträte und Grossrätinnen einen Zufluchtsort mit genügend Abstand für ihre Sitzungen und Sessionen.

Im Mai 2021 wurde die Festhalle schliesslich zum grössten Impfzentrum des Kantons Bern – bis zu 5000 Impfungen wurden hier täglich verabreicht.

Die Tische der Stadträt:innen sind hufeisenförmig aufgestellt.
Legende: Genügend Platz für viel Abstand: Die Mitglieder des Berner Stadtrates in der Festhalle. Keystone/Anthony Anex

Im Jahr 2021 wurden die Pläne für einen Neubau konkret: Stadt und Kanton Bern finanzieren mit je 15 Millionen Franken den Neubau mit. Insgesamt wird die neue Festhalle rund 95 Millionen Franken kosten, unter anderem stammt das Geld von privaten Investorinnen und Investoren.

Auf dem Foto sind Messestände zu sehen, sie haben Küchenzeilen im Angebot.
Legende: An der Frühlingsausstellung BEA konnten sich Besucherinnen und Besucher 1957 anschauen, wie eine moderne Küche daherkommt. Keystone/Photopress-Archiv/Max Kraft

Die neue Festhalle soll multifunktionell sein und Platz für bis zu 9'000 Personen bieten. Neben Konzerten, Shows, Sportveranstaltungen und Musicals sollen auch Fernsehsendungen über die Bühne gehen. Damit will sich Bern weiterhin als Messe- und Kongressstadt behaupten. Die Eröffnung ist für Frühling 2025 geplant.

Die Geschichte der Berner Festhalle

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Die Halle wurde 1948 erbaut – zur 100-Jahr-Feier der Bundesverfassung. Hier traf sich «tout Bern» zu Versammlungen, Boxkämpfen und Konzerten. Als legendär in der Geschichte der Festhalle gelten etwa die Auftritte der Rolling Stones (1973), Boney M. (1978) und der Kelly Family (1991). In den vergangenen Jahren zogen vor allem das Barstreet Festival und die Frühlingsmesse BEA die grossen Massen in die Festhalle. Da die Halle in schlechtem baulichen Zustand ist, wird sie ab Mai 2023 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 08.05.2023, 17:30 Uhr ; 

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