- Nach langem Streit beginnt 2026 im Basler Bachletten-Quartier ein Versuch mit versenkten Abfallcontainern.
- Es ist der erste grosse Quartier-Test am Rheinknie – in neueren Überbauungen sind punktuell schon diverse Unterflurcontainer im Einsatz.
- Andernorts sind versenkte Abfallsammelstellen unbestritten – in Basel wird intensiv um die Ablösung der zwei wöchentlichen Kehrichtwagen-Sammeltouren gestritten.
Im Basler Bachletten-Quartier graben derzeit Bauarbeiter tiefe Löcher für Unterflurcontainer. Im nächsten Jahr probiert das Quartier diese Art der Abfallentsorgung ein Jahr lang aus, für die ganze Stadt.
Komfort-Argumente dafür und dagegen
Container unter dem Boden haben für den Kanton und die Bevölkerung Vorteile: Die Leute können ihren Abfall rund um die Uhr entsorgen, müssen also keinen müffelnden Sack daheim aufbewahren, bis der Kehrichtwagen wieder vor der Haustüre vorbeifährt.
Die Stadtreinigung muss seltener ausrücken, nämlich nur dann, wenn ein Container voll ist. Zudem soll eine einfache Trennung von Abfall für die Verbrennung und fürs Recycling möglich werden.
Krähen und andere Tiere reissen Säcke auf den Strassen auf und verteilen den ganzen Abfall.
Laut dem Leiter der Stadtreinigung, Markus Müller, löst das neue System mit geschlossenen Containern auch ein tierisches Problem: «Wir haben ja in der Stadt Krähen und andere Tiere, welche die Säcke aufreissen und den ganzen Abfall auf der Strasse verteilen.» Solches zu reinigen koste auch Geld.
Im Quartier haben die künftigen Container jedoch nicht nur Freunde. Hässlich seien die Container, sagen manche. Andere sehen Nachteile für Menschen, die nicht gut zu Fuss sind.
Die Sammelcontainer stehen gemäss Versuchsanordnung maximal 100 Meter von jeder Haustüre entfernt. Das klappt nur fast perfekt; auch Einsprachen der Gegnerschaft haben zu Korrekturen am Standortnetz geführt.
Müller entgegnet, wer wegen Einschränkungen schon Hilfe brauche, könne dieser ja auch den Sack anvertrauen. Bei Problemen bietet die Stadtreinigung einen Augenschein und Beratung vor Ort an.
Es wird nicht weniger Dreck geben.
Einer der Gegner im Test-Quartier ist LDP-Grossrat Philip Karger. Er berichtet von viel Dreck rund um bestehende Recycling-Stationen und Sammelcontainer im Boden. «Es verlagert sich hin zu den Unterflurcontainern, aber es wird nicht weniger Dreck geben.» Überhaupt sei dieses Quartier mit vielen Einfamilienhäusern schlecht geeignet für so einen Versuch.
Lange Leidensgeschichte
Mittlerweile seit elf Jahren wird in Basel hin und her debattiert über den Kehricht-Systemwechsel. Zunächst wollte die Regierung gleich in der ganzen Stadt auf Unterflurcontainer umstellen. Das führte zu Widerstand, das Parlament bewilligte nur halb so viel Geld wie beantragt. Das Parlament wollte lieber das neue Konzept testen und parallel die alte Entsorgung mit Lastwagen weiterführen.
Diese Lösung wäre wiederum so teuer geworden, dass die Regierung dem Parlament davon abriet. Als die Sache vor das Stimmvolk kam, lehnte dieses die Vorlage ab. Unklar bleibt aber, wieso das Volk damals Nein sagte - ob es ein Nein zu den Containern war oder ein Nein zur teuren Doppellösung. Deshalb wird jetzt eben getestet.
Eigentlich hatte das baselstädtische Parlament 1.7 Millionen Franken für einen grossen Versuch bewilligt. Nach dem langen Gezerre reicht dieses Geld nur noch für einen kleineren Versuch mit 19 statt 27 Containern. Fällt das Echo negativ aus, werden auch diese 19 Unterflurcontainer wieder ausgegraben, verspricht Müller.