Die Schweiz ist eines der wenigen Länder in Europa, das die Schulen während der Corona-Pandemie weitgehend offen gehalten hat. Die Schulen haben viel ausprobiert, viel improvisiert. Doch was bringt tatsächlich etwas? Laut SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel verfügt man inzwischen über Erfahrungswerte – und es gibt bereits einige Studien: «Eine recht breit angelegte Studie aus den USA zeigt, dass das Tragen von Masken tatsächlich sehr effektiv ist.»
Über 30 Prozent weniger Ansteckungen habe es gegeben. «Und – auch interessant: Wenn Masken getragen werden, kommt es nicht mehr so sehr aufs Abstandhalten an.» In einer anderen Studie wurde untersucht, was ein effizienterer Luftaustausch bringt. Das Ergebnis war auch da recht klar: «Auch das kann Infektionen um mehr als 30 Prozent drücken.» Hinzu kommen die Reihentests, mit denen man inzwischen auch Erfahrung hat in der Schweiz.
Schultests sind teuer, aber lohnen sich
Diese Tests seien zwar aufwändig und teuer, aber erste Auswertungen aus Graubünden , wo man an Schulen relativ breit getestet hat, zeigen, dass sich diese Investition lohnt. «Nach der Einführung der Tests gab es keine weiteren Ausbrüche mehr an den Schulen», weiss Zöfel. Ein anderes Beispiel sei die Kantonsschule in Zug mit 2300 Schülern der Sekundarstufe 1 und 2.
«Im Februar, bevor man dort mit dem Testen angefangen hat, waren täglich zwischen 60 und 80 Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen in Quarantäne oder Isolation.» Ein geordneter Schul- und Prüfungsbetrieb sei damit schwierig geworden. «Doch diese Zahlen gingen nach der Einführung der Tests sehr schnell runter auf 8 bis 9 Personen in Quarantäne oder Isolation pro Tag.» Das Testen reduzierte also die Anzahl der Betroffenen um den Faktor 10. Auch Sportevents und Lager hätten wieder durchgeführt werden können, ohne dass die Fallzahlen arg anstiegen.
Wenn man dem Virus freien Lauf lässt, kann sich der Schwerpunkt der Epidemie in die Schulen verschieben.
Eines zeige die Ciao-Corona-Studie – zumindest für Zürich – sehr klar: «Die Infektionssituation in den Schulen verhält sich bisher fast parallel zum Infektionsgeschehen ausserhalb der Schulen.» Diese Erkenntnis könne man mit Abstrichen vermutlich auf die restliche Schweiz übertragen, so die Wissenschaftsredaktorin. Die regelmässige Verteilung werde sich allerdings verschieben, je mehr Erwachsene geimpft seien. «Dann wird das Virus vor allem Kinder und Jugendliche infizieren, die noch nicht geimpft sind. Das heisst, dann kann sich, wenn man dem Virus freien Lauf lässt, der Schwerpunkt der Epidemie in die Schulen verschieben.»
Impfung für Kinder noch in weiter Ferne
Ein Ausweg daraus wäre die Impfung von Kindern. Es werde wohl aber noch eine Weile dauern, bis diese komme. Denn: «Die beiden Corona-Impfstoffe, die bisher in der Schweiz zugelassen sind, haben verglichen mit anderen Impfstoffen relativ viele Nebenwirkungen. Und bei einer Zulassung bei Kindern hat man höhere Ansprüche.» Dem Aufwand, den man mit den Massnahmen an Schulen betreibe, stehe ein möglicher Nutzen gegenüber: «Wenn man das Virus frei zirkulieren lässt, muss man davon ausgehen, dass sich über kurz oder lang alle Kinder infizieren, die noch keine Antikörper haben, das betrifft rund drei Viertel aller Schweizer Kinder.»
Und das würde bedeuten, nach allem, was man inzwischen über Verläufe bei Kindern wisse, dass ohne Massnahmen schweizweit noch einmal einige hundert Kinder bis 9 Jahren ins Spital kommen würden – «und noch einmal ähnlich viele zwischen 10 und 19 Jahren», so Zöfel. Diese Zahl könne durch die Massnahmen gesenkt werden, bis eine Impfung und bessere Therapien verfügbar sind.