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Wissenschaft wirbt für Klimaschutzgesetz
Aus Echo der Zeit vom 17.04.2023. Bild: Keystone/Urs Fluueler
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Abstimmung vom 18. Juni Wissenschaft stellt sich klar hinter das Klimaschutzgesetz

Mehr als 200 Forschende von Schweizer Hochschulen werben für ein Ja zum Klimaschutzgesetz. Die Gegnerschaft zeigt sich unbeeindruckt.

Die Wissenschaft habe ihre Hausaufgaben gemacht, an der Existenz des Klimawandels gebe es nichts mehr zu zweifeln, sagt Klimaphysiker Reto Knutti von der ETH Zürich: «Der Klimawandel ist wissenschaftlich völlig erwiesen und der Mensch trägt die Verantwortung.»

Schon heute sei dies an der Zunahme von Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und schmelzenden Gletschern erkennbar, führt Knutti aus. «Diese Herausforderungen werden sich in Zukunft weiter verstärken.»

«Netto-Null-Ziel dringend nötig»

Die Schweiz hat sich im Vergleich zur vorindustriellen Zeit schon um etwa 2.5 Grad erwärmt. Und eine Trendumkehr sei derzeit nicht absehbar, denn die Schweiz und mit ihr die meisten anderen Staaten der Welt täten bisher erwiesenermassen zu wenig, um den Klimawandel zu stoppen.

Deshalb sei es richtig und dringend nötig, so die Forschenden weiter, dass sich die Schweiz jetzt das Ziel setze, den CO₂-Ausstoss bis 2050 auf netto Null zu reduzieren. «Das wird erst stoppen, wenn wir unsere Emissionen auf dieses Netto-Null-Ziel gebracht haben, dass wir also nicht mehr ausstossen, als wir an einem anderen Ort wieder entfernen können», sagt der Klimaphysiker.

Solaranlage vor Einfamlienhäusern
Legende: Ohne einen klaren politischen Rahmen sei es nicht möglich, dass die Schweiz ihre Klimaziele erreiche und ihren Beitrag zum weltweiten Klimaschutz leiste, argumentieren die Forschenden. Keystone/Gaetan Bally

Mittlerweile hinke die Schweiz sogar der EU, ja selbst den USA in Sachen Klimapolitik hinterher, so Knutti weiter. Dabei fordere auch die Mehrheit der führenden Ökonominnen und Ökonomen, die diese Fragen untersucht haben, «sofortige und drastische Massnahmen» zugunsten des Klimaschutzes. Denn je länger man warte, umso teurer werde es.

Dazu seien aber staatliche Vorgaben nötig: Regeln, die für alle gelten. «Das ist auch für die Wirtschaft von Vorteil. Für sie gibt es Planungssicherheit und faire Bedingungen, denn für alle gelten die gleichen Regeln.»

SVP gegen Klimaschutzgesetz

Michael Graber, Kampagnenleiter der SVP, kämpft für ein Nein zum Klimaschutzgesetz. Mit dem CO₂-Gesetz, das vor zwei Jahren knapp abgelehnt wurde, sei der Bevölkerung wenigstens reiner Wein eingeschenkt worden. «Jetzt wird in einer Salamitaktik zunächst das Ziel per Gesetz definiert und die kostspielige Umsetzung kommt erst später.»

Es handelt sich um klare Propaganda, die an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten ist.
Autor: Michael Graber Nationalrat (SVP/VS)

Erst später werde also klar, wie teuer der Abschied von Öl- und Gasheizungen werde, was der Ausstieg aus den fossilen Treibstoffen bis 2050 wirklich koste. Die Coronakrise habe zudem gezeigt, wie unsicher die Modelle und Prognosen der Wissenschaft oft seien: «Klimatologen machen Voraussagen für mehrere Jahrzehnte. Ob diese Wissenschaftler tatsächlich recht haben, werden wir erst viel später wissen.»

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Archiv: SVP-Delegiertenversammlung im Zeichen des Klimas
Aus Tagesschau vom 18.03.2023.
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Es sei zwar grundsätzlich in Ordnung, dass auch die Forschenden ihre Meinung zur anstehenden Abstimmung äussern könnten, sagt Graber: «Aber hier handelt es sich um klare Propaganda, die an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten ist.»

Scheinheilig, weil die kleine Schweiz mit ihrem vergleichsweise kleinen CO₂-Ausstoss den Klimawandel kaum beeinflussen könne.

Ich erachte es als unsere Verantwortung, die Menschen zu informieren, was Sache ist – damit sie auf Grundlage dieser Fakten entscheiden können.
Autor: Reto Knutti Klimaphysiker an der ETH Zürich

Knutti sieht das anders: Er sagt, die Schweiz müsse als hochtechnologisiertes Land ein Beispiel sein und zeigen, wie sich der CO₂-Austoss reduzieren lasse. Er und die anderen Forschenden betrieben keine Propaganda, es gehöre mit zu ihrem Auftrag, ihr Wissen zu kommunizieren.

«Ich erachte es als unsere Verantwortung, die Menschen zu informieren, was Sache ist – damit sie auf Grundlage dieser Fakten entscheiden können», schliesst Knutti.

Echo der Zeit, 17.04.2023, 18 Uhr

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