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Abstimmung zum Waffenrecht Angst vor Entwaffnung: Waffenfreunde machen mobil

  • Die Gegner der Vorlage vom 19. Mai befürchten die Entwaffnung.
  • Die Befürworter aus der Schiessszene geraten unter Druck.
  • Frauen könnten bei Abstimmung zur neuen EU-Waffenrichtlinie ausschlaggebend sein.

Theo Schneider hat eine Vorliebe für grosskalibrige Pistolen. Er sammelt sie seit vielen Jahren. 20 Stück hat er bereits. «Mir gefällt die Ästhetik. Schon als kleiner Junge war ich fasziniert davon», sagt Schneider, während er an der Waffenbörse in Luzern die Auslagen an den Ständen begutachtet.

Er teilt mit den Messebesuchern zwar seine Leidenschaft für Waffen, ist aber einer der wenigen hier, die die neue EU-Waffenrichtlinie befürworten. «Die Schützen und Sammler können die Hobbies und die Schiesserei weiter betreiben», sagt der Rentner. «Es gibt kein Grund gegen diese Verschärfung zu sein.»

«Verrat an Schweizer Werten»

Er weiss, dass diese Meinung an der Messe nur von wenigen geteilt wird. Im Gespräch mit anderen Waffenfreunden erntet er im besten Fall Kopfschütteln. Sie kritisieren ihn offen für seine Haltung. «Wer so denkt, verrät die Werte der Schweiz», entgegnet ihm René Koller. «Letztendlich geht es um Entwaffnung.»

Der ehemalige Oberst im Generalstab gehört zu den wenigen an der Waffenbörse in Luzern, die gegenüber der «Rundschau» offen ihre Meinung sagen. Die Allermeisten winken bei Fragen zur bevorstehenden Abstimmung ab. Offen spricht auch Vorlagenbefürworter Theo Schneider. «Sollte tatsächlich irgendwann eine Entwaffnung anstehen, werden wir vorher auf demokratischen Weg darüber abstimmen können.»

Ausschlaggebende Frauen

Daran glauben die meisten Gegner der Waffenrechts-Verschärfung jedoch nicht. Was René Koller von den Schützen und Waffenfreunden erwartet, teilt er einige Tage zuvor bei der Generalversammlung des Schützenvereins Zürich-Leimbach als Präsident unmissverständlich mit: «Ich erwarte von euch, dass ihr sicher zu unseren Gunsten abstimmt – und alle, die ihr kennt, überzeugt.»

Befürworter der Vorlage haben es in der Schiess- und Waffensammlerszene schwer. Theo Schneider gilt an der Waffenbörse in Luzern mit seiner Meinung für viele als Nestbeschmutzer. «Es ist wahnsinnig schwierig zu argumentieren. Viele haben einen Tunnelblick», sagt der Rentner.

Doch: Ob Druck und Mobilmachung reichen, ist fraglich. Laut der ersten Umfrage des Forschungsinstituts GFS Bern tendieren aktuell zwei Drittel der Stimmbürger zu einer Annahme der Vorlage. Deutlich mehr Frauen als Männer sprechen sich für die Vorlage aus. Sie könnten das verschärfte Waffenrecht ermöglichen.

Anpassung läuft vielen Schützenverbanden zuwider

Am 19. Mai wird das Schweizer Stimmvolk über das Referendum zur neuen EU-Waffenrichtlinie entscheiden. Damit soll das Schweizer Waffenrecht an das EU-Recht angepasst werden, welches die EU nach den Pariser Terroranschlägen im November 2015 revidiert hat. Der Grund: Die Schweiz ist ein assoziiertes Schengen-Mitglied. Diese Anpassung läuft vielen Schützenverbänden zuwider, deshalb haben sie erfolgreich das Referendum dagegen ergriffen.

Was würde das neue Waffenrecht ändern?

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Die Richtlinie sieht vor, dass halbautomatische Schusswaffen mit grossen Magazinen verboten werden. Sie können nur noch mit Ausnahmebewilligungen erworben werden. Sportschützen müssen nachweisen, dass sie Mitglied in einem Schützenverein sind oder regelmässig üben. Ordonnanzwaffen dürfen wegen einer speziellen Regelung für die Schweiz nach Dienstende wie bisher übernommen werden.

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