Adrian Wüthrich ist dafür. Severin Moser ist dagegen. Es überrascht wenig, wie die Präsidenten von Travail Suisse und Arbeitgeberverband zur Initiative für eine 13. AHV-Rente stehen. Wie argumentieren sie aber im «Eco Talk» zu den grössten Streitpunkten? Die Übersicht:
1. Der Bedarf: Brauchen die Rentner und Rentnerinnen das Geld?
Adrian Wüthrich von Travail Suisse sagt: «20 Prozent der Rentnerinnen und Rentner leben in Armut oder sind armutsgefährdet. Ein Fünftel der Rentnerinnen und Rentner braucht also eine starke AHV.» Es sei für viele weniger geworden. «Wenn wir die 2. Säule dazunehmen, ist die Rente in den letzten Jahren gesunken.
Wir sehen das bei der Lohnersatzquote, also den Renten, die man im Vergleich zum letzten Lohn bekommt: Sie ist in den letzten 20 Jahren von 62 auf 53 Prozent gefallen.»
Severin Moser vom Arbeitgeberverband streitet nicht ab, dass es Rentner gibt, die «knapp dran sind». Er sagt aber: «Die Rentnergeneration, die heute in Pension geht, ist die reichste Rentnergeneration in Bezug auf die Vorsorge. Sie konnte seit 1985 in der 2. Säule ansparen, über nahezu 40 Jahre. Wir Babyboomer sind seit dem ersten Tag mit einer 2. Säule ausgerüstet und werden daher eine sehr gute Rente haben.» Wenn man etwas ändern wolle, dann «ganz gezielt für diejenigen, die einen Bedarf haben. Und dann würde es auch nicht Unmengen an Geld kosten».
2. Die Finanzierung: Wie soll das bezahlt werden?
Severin Moser sagt: «Der AHV-Fonds muss, gesetzlich festgeschrieben, eine Jahresausgabe vorhalten. Der Fonds ist dazu da, Schwankungen auszugleichen, etwa von Investitionen am Kapitalmarkt, wenn Aktien auf und ab gehen oder auch Währungen. Aus meiner Sicht ist es zentral, dass man die Reserve stehenlässt und sie nicht verkonsumiert. Deshalb ist es absolut fahrlässig, jetzt eine Ausgabe von 4 bis 5 Milliarden zu beschliessen.»
Adrian Wüthrich sieht das anders. Er sagt: «Alle, die arbeiten, zahlen in die AHV ein, damit wir die Rente finanzieren können. Die Finanzierung ist möglich durch verschiedene Massnahmen: etwa Lohnbeiträge oder Mehrwertsteuer erhöhen oder eine Finanztransaktionssteuer.»
Er konkretisiert: «Es bräuchte zum Beispiel 0.4 Prozent Lohnbeiträge jeweils für die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer, um die 13. AHV-Rente zu finanzieren – auch in Zukunft.»
So würde sich das AHV-Vermögen entwickeln
3. Das Vorsorgewerk: Wie gut oder schlecht steht die AHV da?
Adrian Wüthrich, Travail Suisse, ist optimistisch: «Wir haben eine Rekordzahl an Menschen, die in der Schweiz arbeiten. All diese zahlen in den Fonds ein, aus dem wir die AHV Rente bezahlen. Es gibt immer mehr Menschen, die einzahlen. Der AHV geht es gut.» Aus diesem Grund könne man darüber reden, was die Menschen denn bräuchten.
Severin Moser sagt dazu: «Ich glaube, wir haben den grössten Dissens über den Gesundheitszustand der AHV. Sie ist heute knapp finanziert.» Es gehe dem Sozialwerk nicht gut. «Der Bundesrat hat den Auftrag, 2026 mit einer Reform zu kommen, damit die finanzielle Situation des Vorsorgewerks gesichert werden kann. In so einem Umfeld noch zusätzlich die Renten zu erhöhen, ist aus meiner Sicht einfach nicht sinnvoll.»