Mit dem Ja kann der Kanton Bern an der Autobahn Bern-Murten, südlich der bestehenden Autobahn-Raststätte auf Gemeindegebiet von Wileroltigen, einen Transitplatz für ausländische Fahrende einrichten.
Das kantonale Gesamtergebnis entspricht gar nicht dem Willen der Gemeinde Wileroltigen: Hier haben 91 Prozent Nein gestimmt, bei einer Stimmbeteiligung von über 80 Prozent.
Auch sieben der zehn bernischen Verwaltungskreise haben den Kredit abgelehnt. Sie wurden überstimmt von den Verwaltungskreisen Bern-Mittelland (60.8 Prozent Ja), Biel/Bienne (58.7 Prozent Ja) und Jura Bernois (52.5 Prozent Ja).
Die Junge SVP hatte das Referendum gegen den Kredit ergriffen. Sie hält es für undemokratisch, dass der Kanton einem kleinen Bauerndorf den Transitplatz aufzwinge. Die Partei befürchtet zudem, dass dieser zusätzliche Fahrende in die Gegend locken könnte. Die SVP steht in der Frage hinter ihrer Jungpartei.
Die städtische Bevölkerung gewinnt zunehmend an Einfluss. Das ist ein Problem.
Einmal mehr habe die städtische Bevölkerung das Land überstimmt, sagt Adrian Spahr vom Referendumskomitee nach Bekanntgabe des Resultats. Auf eidgenössischer Ebene wäre die Vorlage abgelehnt worden, glaubt er: «Dort berücksichtigt das Ständemehr die ländlichen Gebiete. Das haben wir im Kanton Bern nicht und dazu werden wir uns Gedanken machen.»
Wo wurde wie abgestimmt?
Eine breite Allianz von FDP, Mitte-Parteien, SP und Grünen empfahl die Vorlage zur Annahme. Der Standort sei ideal, finden die Befürworter. Er liege an einer Transitachse und sei nur über die Autobahn zu erreichen. So könne auch unerwünschten Landnahmen vorgebeugt werden, die in der Vergangenheit immer wieder für Unmut sorgten – auch in Wileroltigen.
Eine Mehrheit hat unsere Verantwortung den Fahrenden gegenüber anerkannt.
Die zuständige Berner Regierungsrätin Evi Allemann ist erleichtert über das Ja zum Kredit. «Eine Mehrheit hat anerkannt, dass wir eine Verantwortung haben, den Fahrenden einen Platz anzubieten.» Die Vorbehalte der Bevölkerung vor Ort wolle der Kanton ernst nehmen. «Wir werden diese so gut wie möglich bei der weiteren Planung berücksichtigen.»
Im Sommer 2017 hatten sich neben der Autobahn in Wileroltigen mehr als 500 ausländische Fahrende niedergelassen. Der nun geplante Transitplatz sieht 36 Stellplätze vor, damit soll er Platz für maximal 180 Menschen bieten. Er soll 2023 eröffnet werden.