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«Mehr bezahlbare Wohnungen» Ja zur Mietwohnungs-Initiative hätte Folgen für Klimaschutz

Kritiker warnen, dass Eigentümer weniger Klima-Sanierungen vornehmen würden. Befürworter behaupten das Gegenteil.

Mehr Klimaschutz muss für Mieter nicht viel höhere Kosten bedeuten. Davon ist der Berner Immobilienverwalter Michel Wyss überzeugt. Ein Mehrfamilienhaus in Bern von 1925 liess er energetisch sanieren. «Natürlich mussten die Mieter auch Kosten übernehmen», erklärt Wyss.

Doch seien die Mietkosten mit allen Sanierungsschritten nur um etwa 70 Franken gestiegen. Denn man habe bewusst auf eine luxuriöse Sanierung von Küche und Badezimmer verzichtet. «Wenn der Mieter das als Kunde nicht will, dann muss er auch nicht», sagt Wyss.

Dafür habe man das Dach und die Wände isoliert, neue Fenster eingebaut, die Ölheizung herausgerissen und das Haus ans Fernwärmenetz angeschlossen. Diese Energie-Sanierung kostete 430'000 Franken. Darin eingerechnet sind staatliche Fördergelder von 20'000 Franken.

«Oft zu hohe Aufschläge»

Michael Töngi, Nationalrat der Grünen und Vorstandsmitglied im Mieterverband, spricht von einer vorbildlichen energetischen Sanierung. Das Problem sei aber, dass die Mietaufschläge oft höher ausfallen würden. «Das sind dann hunderte von Franken», erklärt Töngi, «dagegen müssen wir häufig ankämpfen».

Energie-Sanierungen sollen den Wohnraum aber nicht übermässig verteuern. Das wollen Töngi und seine Mitstreiter mit der Mietwohnungs-Initiative ( «Mehr bezahlbare Wohnungen») auch erreichen. In der Verfassung soll in Zukunft stehen: «Er (der Bund) stellt sicher, dass Programme der öffentlichen Hand zur Förderung von Sanierungen nicht zum Verlust von preisgünstigen Mietwohnungen führen.»

Das Ziel der Initianten: Vermieter sollen nicht mehr kündigen dürfen, wenn sie mit Fördergelder Häuser energetisch sanieren. Auch sollen so gleichzeitige Luxus-Sanierungen unterbunden werden.

Sanierung nur bei Auszug

Nicht alle Vermieter seien auf höhere Mietzinse aus, entgegnet Hans Egloff. Der Präsident des Hauseigentümerverbandes leitet selber eine Stiftung, die preisgünstiges Wohnen ermöglicht. In einem Mehrfamilienhaus bei Zürich saniert Egloff die Wohnungen nur, wenn ein Mieter auszieht oder stirbt.

Allerdings hat Egloff auch keine energetische Sanierung gemacht. «Das lohnt sich nicht. Die Liegenschaft ist aus den 1970er-Jahren und die Bausubstanz ist ungenügend», sagt Egloff.

Weniger Sanierungen?

Obwohl er selber also keine Energie-Sanierung durchführt, meint Egloff: Die Fördergelder seien ein wichtiger Anreiz. «Wenn der Eigentümer ganz auf Fördergelder verzichtet, dann kann er die ganze Investition auf den Mietzins umlegen», warnt Egloff. «Ohne Fördergelder könnten die Mietzinse noch mehr steigen».

Eine andere Folge könne aber auch sein, dass weniger klimafreundliche Sanierungen durchgeführt würden. «Wenn sich der Eigentümer sagt, ich kann meine Investition nicht zurückholen, dann verzichtet er ganz auf die energetische Sanierung». Das sei ja nicht im Sinne der Initianten.

Schwarzmalerei der Hauseigentümer?

Doch für Töngi ist das alles Schwarzmalerei. Mit Annahme der Initiative würde nicht weniger saniert. «Das Gegenteil ist der Fall. Es würde mehr klimaschonend saniert, weil die Fördergelder gezielter eingesetzt würden». Heute verpuffe das Geld, weil es die Vermieter einfach bekommen würden, egal, was dann mit den Mietzinsen geschehe.

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