Seit 1959 müssen Bündner Unternehmen eine Kirchensteuer bezahlen. Betroffen sind juristischen Personen, also beispielsweise Aktiengesellschaften. Der Kanton spricht von 12'000 Unternehmen, die Initianten von über 8000. Zusammen zahlen sie jährlich acht Millionen Franken an die Katholische und Evangelisch-Reformierte Landeskirche. Für die meisten Firmen schlägt diese Steuer kaum zu Buche: Fast 90 Prozent zahlen jährlich nur einige hundert Franken.
Religionsfreiheit vs. Sinnstiftung
Lanciert haben die Initiative die Jungfreisinnigen. Sie kämpfen als einzige Partei für die Abschaffung der Firmenkirchensteuer. Wichtigstes Argument ist die Religionsfreiheit, die auch für Unternehmen gelten soll. Diese sollen selber entscheiden, ob sie der Landeskirche Geld geben wollen, einer anderen wohltätigen Organisation oder ob sie das Geld für unternehmerische Belange einsetzen.
Die Gegner - dazu gehören neben der Mutterpartei FDP auch BDP, CVP, GLP, SP und SVP - warnen vor einer «gefährlichen» Initiative. Den Landeskirchen würde eine wichtige Finanzquelle wegfallen. Damit würde Geld für Kirchenrenovationen oder Beratungsangebote fehlen. Bei der Katholischen Landeskirche wären es 90 Prozent der Einnahmen, bei der Evangelisch-Reformierten Landeskirche rund ein Drittel.
Die Initiative dürfte es schwer haben, da in Graubünden noch 80 Prozent der Bevölkerung Mitglied bei einer der beiden Kirchen ist. Auch ist die finanzielle Belastung der Kirchensteuer auf die Unternehmen kleiner als die Initianten ursprünglich postuliert hatten.