Das Wichtigste in Kürze
- Graubünden sagt Nein zum Kredit von 25 Millionen Franken für eine Olympia-Kandiatur für die Winterspiele 2026. Der Nein-Anteil liegt bei 60,09 Prozent .
- Die Stimmbeteiligung beträgt 50,90 Prozent .
- Auch Chur sagt deutlich Nein, ebenso klassische Sportorte wie Davos oder St. Moritz .
- 2013 war eine Kandidatur mit 52,7 Prozent abgelehnt worden.
«Es ging einiges schief im Abstimmungskampf»
Das Bündner Establishment aus Wirtschaft und Politik hat erneut eine schwere Schlappe erlitten. Nur vier Jahre nach dem Nein zu den Olympischen Winterspielen 2022 verwarf das Volk die neue Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2026.
«Einiges ging schief im Abstimmungskampf», lautet die Analyse von SRF-Korrespondentin Simona Caminada. «Zum einen forderten die Promotoren bei Gemeinden finanzielle Hilfe an, sie wollte also Steuergelder, um den Abstimmungskampf zu gewinnen. Zum anderen wurde das Dossier erst spät publik: Erst im Januar kam ans Licht, worüber man überhaupt abstimmt.»
Wirtschaftsverbände hatten die Olympia-Idee nach der Niederlage von 2013 aufgewärmt und an die Politik herangetragen, die sofort auf den Zug aufsprang.
Die Kantonsregierung kaufte den Wirtschaftsexponenten deren Grobskizze für mehrere hunderttausend Franken ab und machte die Kandidatur zur eigenen. Der Grosse Rat liess sich vom Olympia-Fieber anstecken und stimmte dem Kredit von 25 Millionen fast einstimmig zu – einzig die SP-Fraktion lehnte die Vorlage ab.
Zürich wollte nicht
Mit Spielen, die nicht wie letztes Mal auf Davos und St. Moritz konzentriert waren, wollten Wirtschaft und Politik das Ja an der Urne diesmal hinbekommen. Als Wettkampfstätten vorgesehen waren Chur, St. Moritz, Davos, Flims/Laax und Arosa/Lenzerheide. Ausserkantonal waren Engelberg, Einsiedeln, Kloten und Zürich in das Bündner Konzept eingebunden.
«Man hat dieses Mal versucht, mehr Regionen ins Boot zu holen», sagt Korrespondentin Caminada. «Doch aus Zürich kam immer ein sehr klares Nein, und das führte zur Verunsicherung. Es wurde auch immer wieder gesagt, dass Olympia die einzige Lösung sei für die Wirtschafts- und Tourismuskrise. Doch das haben die Stimmbürger den Befürwortern nicht abgenommen.»
Resultate im Detail
Gegner als «Verunmöglicher» bezeichnet
In Graubünden standen als Olympia-Gegner die SP und die Grünen der Wirtschaft und allen bürgerlichen Parteien gegenüber. Die Kandidatur war von den regionalen Medien des Hauses Somedia in Chur kräftig befeuert worden. Verleger Hanspeter Lebrument hatte persönlich und öffentlich mit Olympia-Gegner Jon Pult (SP) über die Vorlage gestritten.
Dennoch schien der Abstimmungskampf verhaltener als 2013. «Die Kritik im Kanton wurde dieses Mal weniger zugelassen», sagt Caminada. «In Kantonsparlament und Regierung standen praktisch alle hinter der Kandidatur, abgesehen von der SP. Die Gegner wurden in lokalen Medien, bei Veranstaltungen und im Parlament immer als ‹Verunmöglicher› bezeichnet. Konfrontation wurde nicht zugelassen.»
«Olympia-Projekt wird schubladisiert»
In Graubünden ist ein weiteres Olympia-Dossier vorerst kein Thema. Regierungsrat Jon Domenic Paroliniformulierte es an der Medienkonferenz so: «Das Grossprojekt Olympia wird schubladisiert – und während Jahre, wenn nicht während Jahrzehnten, nicht mehr aus der Schublade herausgenommen.»
Die Frage nach Olympia 2026 ist mit dem Bündner Nein schweizweit aber nicht vom Tisch. Aufwind bekommt damit die Westschweizer Kandidatur «Sion 2026» mit den Kantonen Wallis, Waadt, Bern und Freiburg.