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Abstimmungen TI Tessiner gegen Kredit für die Expo Mailand

Der Tessiner Souverän hat sich gegen einen Millionen-Kredit für die Weltausstellung 2015 in Mailand entschieden. 54,5 Prozent der Stimmbürger legten ein Nein in die Urne. Eine weitere Vorlage über eine Reduzierung der Klassengrössen in den Schulen scheiterte ebenfalls.

Der Kanton Tessin wird nicht wie geplant an der Expo 2015 in Mailand teilnehmen. Die Tessiner lehnten einen 3,5-Millionen-Kredit für die Teilnahme an der Weltausstellung mit 54,5 Prozent der Stimmen ab.

50'397 Stimmberechtigte befürworteten den Expo-Kredit, 60'389 lehnten ihn ab. Die Stimmbeteiligung lag bei 51,82 Prozent.

«Dies ist kein Nein zu Expo, es ist ein Nein zum Nachbar Italien», sagt SRF-Korrespondent Daniel Schäfer. Die Ablehnung habe nichts mit der Expo selber zu tun, sondern mit den Befindlichkeiten gegenüber dem Nachbarland. «Da geht es um die Grenzgänger und das Verhalten Italiens. Man wollte ein Zeichen zu setzen», betont der Korrespondent.

Laut Schäfer handle es sich aber um ein klassisches Eigengoal. «20 Millionen Besucher werden in Mailand erwartet, und wenn nur ein Bruchteil davon dem Kanton einen Besuch abstatten würde, wäre dies eine tolle Sache.» Vor allem für die Gastronomie und Hotellerie, betont Schäfer.

«Minimale Präsenz» trotz Nein

Trotzdem wird der Kanton mit einer Sparversion an der Ausstellung präsent sein. Die Tessiner Regierung hatte bereits im Juni angekündigt, eine «minimale Präsenz» auf der Expo zu garantieren – ungeachtet des Abstimmungsausgangs. «Die Regierung hat gespürt, dass es auf ein Nein hinausläuft und hat deswegen einen Plan B entwickelt», so Schäfer weiter.

So solle sichergestellt werden, dass bereits geschlossene Verträge mit dem Bund und den Partnerkantonen Uri, Wallis und Graubünden nicht verletzt werden. Die 1,5 Millionen Franken, die hierfür nötig sind, stammen aus Privatmitteln. Diese hatte die Kantonsregierung in den vergangenen drei Monaten bei der Tessiner Wirtschaft und Tourismusindustrie gesammelt.

Staatsrat für Millionen-Kredit

Der Tessiner Staatsrat hatte sich geschlossen dafür ausgesprochen, dass der Kanton an der Weltausstellung vor den Toren Mailands teilnimmt. Und das, obwohl zwei seiner Mitglieder der Lega angehören, welche das Referendum lanciert hatte.

Die Lega dei Ticinesi führte vor allem die Sonderausgaben in Höhe von 3,5 Millionen Franken gegen die Expo-Teilnahme ins Feld. Dafür bekam sie schon früh Zuspruch aus der Bevölkerung: 12‘700 anstatt der geforderten 7‘000 Unterschriften sammelte die Partei, um das Referendum gegen den Expo-Kredit zu starten.

Trotz Ablehnung aus dem Stimmvolk ist das Interesse im Schweizer Pavillon zu arbeiten, gerade bei jungen Tessinern gross: Bereits über 600 Bewerbungen seien für die 52 Stellen in der Schweizer Expo-Repräsentanz eingegangen, «davon ein Grossteil aus der italienischen Schweiz», erklärte Andrea Arcidiacono vom Departement für auswärtige Angelegenheiten auf Nachfrage.

Weiterhin bis zu 25 Schüler in Tessiner Klassen

In den Klassen der Tessiner Primarschulen und Kindergärten werden auch weiterhin bis zu 25 Kinder sitzen und nicht nur 20. 51,39 Prozent der Stimmberechtigten lehnten eine Reduzierung der Klassengrösse ab. 53'324 Tessiner befürworteten die Gewerkschaftsinitiative, 56'375 lehnten sie ab.

Schüler in einem Klassenzimmer mit einem Lehrer
Legende: Die Schülerzahlen an Tessiner Primarschulen und Kindergärten wird sich nicht ändern. Keystone

Die Regierung des Südkantons hatte die Initiative im Vorfeld geschlossen abgelehnt. Die veranschlagten Kosten von 28 bis 38 Millionen Franken für die Reduzierung der Schülerzahl könne der zurzeit finanzschwache Kanton nicht aufbringen, argumentierte der Staatsrat.

Die Schülerzahlen an Tessiner Kindergärten liegen im Durchschnitt bei 20,6 Schülern, in den Primarschulen sind es 18,3. Allerdings sind die Schüler sehr ungleich verteilt. Die von der Gewerkschaft VPOD 2009 lancierte Initiative sah deshalb vor, grundsätzlich nicht mehr als 20 Schüler pro Klasse zu genehmigen. Kleinere Klassen erhöhten den Lernerfolg der Schüler, erklärten die Vertreter von SP, Grünen und Gewerkschaft.

Durch den Ausbau von Nachmittagsprogrammen und Mensen sollte ausserdem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden.

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